Abfallpläne sorgen für Stunk

Seit Jahren wird gegen die Rodung des Tägernauer Holzes protestiert. (Foto: zVg)

Die Zürcher Baudirektion hat in ihrer neuesten Studie «Gesamtschau Deponien» insgesamt 23 neue Deponiestandorte identifiziert. Auch im Bezirk Hinwil.

Diese werden die Grundlage für die Teilrevision des Richtplans bilden. Das Tägernauerholz im Gemeindegebiet von Grüningen und Gossau bleibt weiterhin im Richtplan. Neu hinzugekommen ist ein Standort in Hinwil. Für Abfälle, die nicht recycelt werden können, sind Deponien unerlässlich. Im Rahmen dieser Gesamtschau, welche vor Kurzem der Regierungsrat Martin Neukom anlässlich einer Orientierung der Baudirektion verkündete, haben sie die Standorte auf ihre Eignung überprüft und sollen nun in die Teilrevision des Richtplans einfliessen. Im Kanton Zürich werden jährlich zwischen 0,7 und 1 Million Tonnen Abfälle deponiert, hauptsächlich Bauschutt.

Über einen Zeitraum von 40 Jahren werden voraussichtlich 17 neue Deponien benötigt. Auch die bereits im kantonalen Richtplan verzeichneten Standorte wurden überprüft – zehn davon sind weiterhin geeignet und zwei werden aus dem Plan entfernt.

Waldrodung in Gossau
Der kontroverse Standort Tägernauerholz in Grüningen/Gossau, wo eine grosse Fläche intakten Waldes gerodet werden soll, bleibt im Richtplan. Dazu äussert sich der Gossauer Gemeindeschreiber Thomas-Peter Binder gegenüber den «Obersee Nachrichten»: «Wir sind enttäuscht, aber nicht überrascht. Dieses Ergebnis ist für die beiden vom Kanton geplanten Standorte Tägernauer Holz und Leerüti von vornherein klar gewesen. Unsere diesbezüglichen Befürchtungen haben wir mehrfach geäussert und sehen uns nun bestätigt. Schon die Entgegennahme des Gestaltungsplans Tägernauer Holz hat signalisiert, dass die Regierung dieses Resultat erwartet.»

Zu den Plänen zeigt sich Beat Hofmann von der Interessengemeinschaft «DepoNie» nicht überrascht: «Die Angaben der Baudirektion sind nicht neu. Wir vermissen eine echte Aufarbeitung der Problematik der Abfallentsorgung. Was präsentiert wurde, ist ‘alter Wein in neuen Schläuchen’.» Hofmann kritisiert: «Wir halten fest: Wir sind nicht gegen Deponien. Einfach nicht im Wald!» Dass nicht rezyklierbar Überreste von Abfällen entsorgt werden müssen, sei unbestritten bei beiden. Im Unterland, Weinland, Säuliamt und auch im Oberland existieren schon 10 Deponien. Dass aber 23 neue Gebiete dazukommen sollten, habe kaum jemand erwartet, ergänzt Binder.

Hofmann ergänzt: «Unsere Region leistet bereits jetzt einen grossen Beitrag zur Entsorgung mit Deponien, die seit Jahrzehnten in Betrieb sind, und einer KVA, die Abfall aus der ganzen Schweiz in Hinwil verbrennt, um wirtschaftlich bestehen zu können. Dass nun in nächster Nähe zueinander gleich zwei neue, grosse Deponien entstehen und über Jahrzehnte gleichzeitig betrieben werden sollen, ist störend.»

Grosser Beitrag der Region
Es untermauere einmal mehr, dass die Baudirektion keineswegs die geeignetsten Deponieplätze finden und umsetzen will, sondern darauf vertraut, dass es zu einer soliden Umsetzungsbasis führt, wenn alle Regionen gleichermassen aufgebracht seien, so Hofmann weiter. «Die Kantonsräte werden dieses Jekami an Deponieplätzen wohl eher mit einem Eintrag im Richtplan absegnen, als wenn es um eine gezielte Auswahl geht, über die man ernsthaft befinden muss», befürchtet er. Dass der Kanton in seiner aktuellen Gesamtschau noch viel mehr als die im gültigen Richtplan eingetragenen Deponien plane, sei mehr als störend und widerspräche den Äusserungen der Baudirektion, dass in Zukunft grossen Wert auf Vermeidung und umfassende Wiederverwertung von Abfall gesetzt werden soll.

Ein weiterer, neuer Standort «Bodenweid» in Hinwil soll auf einer Fläche von 9,7 Hektar ein Deponievolumen von 600 000 Kubikmetern ermöglichen.

Thomas Hulliger

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