Buchtipp: Sieben Männer, eine Liebe

Taylor Jenkins Reid «Die sieben Männer der Evelyn Hugo», Ullstein (Foto: zvg)

Dass es bei den Ehen nicht unbedingt die Menge ausmacht, hat die US-amerikanische Autorin Taylor Jenkins Reid in einem unterhaltsamen Buch aufgeschrieben.

Evelyn Hugo, Filmdiva im Stile Rita Hayworths oder Brigitte Bardots erzählt ihre Lebensgeschichte. Einmal. Und das einer jungen Lokaljournalistin, die keiner kennt, Monique Grant. Sie soll daraus eine Biografie schreiben, aber – und das ist Bedingung – erst nach Evelyns Tod veröffentlichen. Neben all den schauspielerischen Erfolgen wurde Hugo vor allem durch ihre Freude am «Ja»-Wort berühmt. Sie hatte sieben Ehemänner und eine grosse Liebe auch. Die Abfolge der Bräutigame macht dabei inhaltlich wie dramaturgisch Sinn. Evelyn erzählt von einem Leben voller Ruhm, Glamour und Erfolg, aber eben auch Verlust, Trauer und Schmerz. Eine Hollywoodikone sagt die Wahrheit. Am Ende. Bevor sie es nicht mehr kann. 

Und dabei geht es auch um ein Hollywood, das lange Zeit eben nicht nur Traumfabrik, sondern auch Hort vieler Tabus war. Im Gespräch mit Monique Grant bröckelt eine Fassade, die nicht nur Evelyn Hugo, sondern das ganze System so lange schützte und Schattenseiten verbarg. Denn da ist eben auch jemand, der sagt: «Ich kann nicht ständig mit einem halb gebrochenen Herzen leben.»

In langen Gesprächssitzungen, in denen sich auch die Beziehung zwischen den völlig ungleichen Frauen entwickelt, geht es um Reue und die Dinge, die man im Leben nicht gemacht hat. Es zeigt sich einmal mehr: Wer die wahre Tragödie schreiben möchte, erzählt von verpassten Gelegenheiten, nicht ergriffenen Chancen und schlussendlich von der Wut auf die verlorenen Jahre. Sie ist das Schlimmste, endgültig wie der Tod.

Eine spezielle Dramaturgie «Die sieben Männer der Evelyn Hugo» ist ein gutes Buch. Es liest sich angenehm, hinterlässt einen nachdenklich. Denn es sind immer wieder diese verpassten Chancen, von denen man spätestens am Ende des Lebens merkt, dass sie nie wieder zurückgekommen sind, die den Menschen plagen. Die meisten werden das wohl auf die ein oder andere Weise auch selbst kennen. Interessant ist dabei die Erzählstruktur, welcher sich Taylor Jenkins Reid bedient: Es geht um ein grosses Geheimnis, das die Autorin aber schon früh im Buch zu lüften bereit ist, um anschliessend damit zu arbeiten und ihre besondere Geschichte weiterzuspinnen. Das mag zunächst überraschen, aber keine Sorge: Spannend bleibt es bis zu den letzten Seiten. Wer also auch am Strand offen ist für ein wenig Nachdenklichkeit, für den ist es ein absolutes Lastminute-Buch für die Ferien. Und überhaupt: Warum fällt Evelyn Hugos Wahl eigentlich auf eine Journalistin, die keiner kennt?
Michel Wassner

Taylor Jenkins Reid «Die sieben Männer der Evelyn Hugo», Ullstein

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