Ständeratskandidatin Esther Friedli, SVP: «Links-Grün will Bürgerinnen und Bürger umerziehen»

«Ich freue mich, dass zu dieser Wahl ganz ohne Quoten vier Frauen antreten.» Foto: zVg

Bei den Ständerats-Ersatzwahlen im Kanton St. Gallen am 12. März tritt Esther Friedli für die SVP an. Der Sitz wäre für die Partei eine Premiere.

ON: Klar ist: Wer die Nachfolge von Paul Rechsteiner antreten will, muss auch über die Grenzen der eigenen Partei hinweg mobilisieren können. Wie interpretieren Sie die Rolle der Ständerätin zwischen Partei- und Sachpolitik?
Friedli: Als Ständerätin ist man eine von zwei Kantonsvertreterinnen. Dabei bringt man vor allem bei jenen Themen, die den Kanton St. Gallen betreffen, die konkreten kantonalen Anliegen ein. Aber jede Ständerätin bringt auch einen politischen Wertekompass mit, den er oder sie in den Abstimmungen be­rücksichtigt. Als ehemalige General­sekretärin des Bildungsdepartementes habe ich einen guten Draht zur St. Galler Regierung und weiss, wie man ­Kantonsanliegen einbringt.

Sowohl Sie als auch Ihre drei Mitbewerberinnen sitzen aktuell im Nationalrat. Was bewegt Sie zum Wechsel der Kammer?
Ich mache eine lösungs- und sach­orientierte Politik mit bürgerlichen Werten. Ich bin zudem breit vernetzt und möchte die Anliegen nicht nur des Kantons St. Gallen, sondern der ganzen Ostschweiz verstärkt in Bundesbern darlegen. Wenn wir für St. Gallen etwas erreichen wollen, müssen wir Verbündete in der ganzen Ostschweiz haben. Da sollten wir uns ein Vorbild an der Westschweiz nehmen.

Wie auch immer die Wahl ausgeht: Die nächste St. Galler Ständerätin wird eine Frau sein. Damit sind die Frauen aber nach wie vor in der Minderheit in der Kammer. Welche Bedeutung messen Sie der Geschlechterverteilung bei?
Ich freue mich, dass zu dieser Wahl ganz ohne Quoten vier Frauen antreten. Obwohl ursprünglich aus der Agglomeration, bin ich unterdessen aktives Mitglied der Bäuerinnen-Vereinigung Wintersberg-Bendel und kenne die Anliegen der Frauen im ländlichen Raum aus nächster Nähe. Auch ihnen möchte ich im Ständerat eine Stimme geben.

Die aus Ihrer Sicht aktuell wichtigsten drei politischen Themen im Kanton?
Die Sicherheit – mit all ihren Facetten: Versorgungssicherheit mit Energie- und Nahrungsmitteln, aber auch die ­Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger. Wir brauchen eine produzierende Landwirtschaft und einen Ausbau der Produktion von Strom. Aufgrund des starken Bevölkerungswachstums wegen der Zuwanderung müssen Massnahmen ergriffen werden, damit die Wohnungsmieten nicht ständig steigen oder wir nicht immer mehr im Stau stehen. Als Ständerätin setze ich mich engagiert für die Anliegen des Kantons St. Gallen ein. Dies sind speziell die Berücksichtigung der Infrastrukturprojekte, bei denen der Bund mitfinanziert, das heisst Strasse, Schiene, Bildung, Energie.

Ihnen obliegt die Aufgabe, den ersten St. Galler Ständeratssitz für die SVP zu holen. Warum hatte Ihre Partei noch nie einen solchen?
Die SVP ist in der Parteienlandschaft des Kantons St. Gallen noch ziemlich jung. Gesamthaft gesehen, gab es noch nicht so viele Möglichkeiten, sich um diesen Sitz zu bewerben. Ich hoffe, dass ich durch meine sach- und lösungsorientierte Art die St. Gallerinnen und St. Galler überzeugen kann, dass ich ihre Anliegen als Ständerätin in Bundesbern vertreten darf.

Erwähnenswert in dem Zusammenhang vielleicht die Tatsache, dass Ihr Partner Toni Brunner 2011 ausgerechnet gegen den nun abtretenden SP-Mann Rechsteiner im zweiten Wahlgang verloren hatte. Ein zusätzlicher Ansporn für Ihre Kandidatur?
Man muss im Leben und in der Politik immer nach vorne schauen. Ich mache Politik frei von irgendwelchen Ereignissen der Vergangenheit, sondern immer mit dem Fokus: Ich will meinen Beitrag leisten, damit wir unsere Heimat und unseren Wohlstand bewahren können. Zum Wohle von uns allen.

«Ich will meinen Beitrag leisten.»

Sie sagten einmal gegenüber der «Republik», Sie würden sich stark dafür einsetzen, dass nicht alles bürokratisch geregelt wird. Ist der Ständerat der richtige Ort, um hier Konkretes anzustossen be­ziehungsweise umzusetzen?
Ja, im Ständerat erreicht man mehr und rascher. Vorstösse werden meistens schon in der nächsten Session behandelt. Im Nationalrat dauert dies Jahre. Der Abbau von Bürokratie ist für mich ein wichtiges Anliegen. Und zwar auf allen Stufen. Ich setze mich dafür ein, dass der Bund den Kantonen nicht ­immer mehr neue Aufgaben und Bürokratie übergibt. Wir müssen das Leben nicht immer komplizierter machen.

Zum Beispiel die Klimapolitik, sagten Sie mal, führe zu neuen Verboten. Wie stehen Sie generell zu grünen Themen wie Klimawandel, usw.?
Mir ist eine schöne und intakte Umwelt wichtig, und ich versuche da so weit wie möglich auch selber einen Beitrag zu leisten. Das heisst: Regional einkaufen und Unnötiges vermeiden. Links-grün will die Bürgerinnen und Bürger, aber auch die Wirtschaft mit neuen Ver­boten, Steuern und Abgaben umerziehen. Dies bedeutet, dass uns allen am Ende des Monats weniger im Portemonnaie bleibt, und wir in unserem Handeln eingeschränkt werden. Ich mache eine Politik, die die Bürgerinnen und Bürger ernst nimmt und die Eigenverantwortung sowie die Innovation stärkt.

Michel Wassner

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