Eine Heimat gefunden

Mike Richard kehrt für das Legendenspiel an seine alte Wirkungsstätte zurück. (Foto: Tom Oswald)

Mike Richard ist eine SCRJ-Ikone. In sieben Jahren für Rappi bestritt er 266 Spiele und erzielte 339 Punkte. Damit belegt er Platz vier in der ewigen Vereins-Skorerliste. Auch nach seiner aktiven Zeit im damaligen Lido ist der Kanadier in der Obersee-Region geblieben.

Seit seiner Ankunft in der Rosenstadt in der Saison 1995/96 wohnt er durchgängig rund um Rapperswil, heute mit seiner Frau im benachbarten Eschenbach. Für Richard ist es ein besonderer Ort. «Wir mögen es sehr hier und es gibt keinen Grund, der gegen ein ­Leben hier spricht. Zudem lebt mein jüngerer Sohn Dallas ebenfalls in der Region, weshalb wir zumindest nahe bei einem unserer Kinder sein können.» Für den 56-Jährigen ist die Region aber längst zu seiner Heimat geworden. Auch deshalb ist er dem Verein stets treu ge­blieben. Denn Vertragsangebote hatte er einige. «Eigentlich jedes Jahr, wenn mein Vertrag mit dem SCRJ auslief, hatte ich Offerten von anderen Vereinen auf dem Tisch. Wir hatten vielleicht nicht immer das beste Team zu meiner Zeit, aber in Rapperswil fühlte ich mich immer zu Hause.»

Schon damals hatte Rappi eines der kleinsten Budgets der Schweiz und konnte nicht viele Topspieler verpflichten. Doch Richard fühle sich ohnehin nicht so wohl in Grossstädten. Auch als er zum Ende seiner Karriere in der ZSC-Organisation spielte, zog er Rapperswil Zürich vor. «Beim SCRJ und in der Umgebung wurden wir immer willkommen geheissen und man schätzte mich als Spieler. Ich glaube, der Verein und die Fans waren zufrieden mit meinen Leistungen und des­wegen brauchte es für beide Seiten nie einen Wechsel.» Richard versuchte immer, sein Bestes zu geben für seine Farben. «Rappi ist ein Ort, wo es ästimiert wird, wenn man alles versucht, um zu gewinnen, auch wenn es nicht immer klappte.»

Unterstützung für die Söhne
Bekanntlich spielen auch die beiden Söhne von Richard Eishockey. Der jüngere Dallas spielt aktuell im Glarnerland, während Tanner seine sechste Saison am Lac Leman in Genf spielt. Von beiden versucht er, oft die Spiele besuchen zu können. «Alle Spiele von Tanner schaue ich auf My Sports, da Genf doch relativ weit weg ist. Wenn er in Zürich, Rappi oder Kloten spielt, gehe ich in der Regel live ans Spiel.» Wann immer es geht, besucht er auch die Spiele von Dallas. Und gibt der ­Vater seinen Sprösslingen Ratschläge? «Dallas möchte Spass haben und das bedeutet ihm sehr viel. Das respektiere ich, weshalb ich ihm keine Tipps oder Ratschläge gebe.» Bei Tanner könne es vorkommen, dass sich Vater und Sohn über ihr Handwerk unterhalten. «Wenn Tanner mich um meine Meinung fragt, gebe ich ihm kleine ‘Reminders’, wie er gewisse Situationen auch lösen könnte. Oft möchte er aber nichts ­hören, dann lasse ich es auch hier sein.»

Erinnerungen und Anekdoten
Der Kanadier hat viele Erinnerungen zu erzählen. Unter anderem, wie er sehr einfach zu seiner Rückennummer 72 kam, die man heute noch mit ihm verbindet. «Eigentlich wollte ich die 27, die ich schon bei Olten hatte. Allerdings spielte schon Torhüter Claudio Bayer mit dieser Nummer, weshalb unser damaliger Materialwart Rolf ­Tenini vorschlug, die Zahlen einfach umzudrehen. Damit war ich einverstanden und so kam ich zur 72. Eine ganz einfache Geschichte.»

Zu seiner grossartigen Karriere gehörten aber auch viele Highlights, darunter sieben Einsätze in der NHL und Spiele mit der kanadischen Nationalmannschaft. «Für mich unbestritten das grösste Highlight war mein erstes NHL-Spiel. Das ist für jeden aktiven Eishockeyspieler mit Zielen etwas ganz Besonderes.» In der Schweiz war für ihn der Aufstieg mit Olten ein Riesenerlebnis. Und mit dem damaligen SCRJ? «Die erste Saison in Rapperswil war voller Hochs und Tiefs. An Weihnachten waren wir Erster, am Ende Dritter und das erwartete so niemand. Leider verloren wir in der ersten Play-off-Runde, was ein Tief darstellte.» Aus dieser Zeit als Rappi-Spieler gab es auch einige wichtige Weggefährten für Richard. «Als Trainer war Pekka Rautakallio in meiner ersten Rappi-Saison sehr wichtig. Von den Spielern war es Gilles Thibaudeau, mit welchem ich heute noch gelegentlich Kontakt habe.»

Rappi-Herz
Seit seiner aktiven Zeit hat sich einiges geändert. «Der grösste Unterschied zu meiner Zeit sind die gestiegenen Budgets. Die geben den Vereinen in vielen Bereichen mehr Möglichkeiten.» Auch heute noch interessiert er sich für seinen Ex-Club. «Eigentlich schaue ich die Spiele der Lakers immer, ausser, wenn ich an einem Live-Spiel von Tanner bin. Oft laufen auf einem Bildschirm Genf und auf einem anderen die Lakers.»

Fabio Lutz

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