Ex Napoli-Star beim FCRJ

Seit Mitte August 2022 ist David Sesa FCRJ-Trainer. (Foto: Max Kern)

Die SSC Napoli zahlte für den Schweizer Internationalen einst 16 Milliarden Lire. Jetzt steht David Sesa (bald 50) beim FC Rapperswil-Jona, dem Verein von Pizza-König Rocco delli Colli, an der Seitenlinie.

Napoli winkt erstmals seit 1990 – damals mit dem inzwischen verstorbenen Fussballgott Diego Armando Maradona – wieder der Gewinn des Meister-Titels. Sesa, der ehemalige Flügel der Mannschaft vom Vesuv, sagt auf der Rapperswiler Sportanlage Grünfeld: «Sicher wird Napoli Meister!» 15 Punkte Vorsprung hat Sesas ehemaliger Arbeitgeber 13 Runden vor Schluss auf den ersten Verfolger Inter Mailand. «Und wenn sie den Titel holen, wird Neapel für ein paar Tage stillstehen.» Mit Masseur Tommaso Starace hat Sesa auch über 20 Jahre nach seiner Zeit noch losen Kontakt, auch mit Sportsekretär Alberto Vallefuoco. Sesa: «Die ganze Region Neapel ist fussballverrückt ohne Ende. Wenn sie wieder einmal den Titel holen, dann ist das die Rache des armen Südens an ­Turin und Mailand, den reichen Städten im Norden.»

Mit den SBB nach Rappi
2000 wechselte Sesa, der im zürcherischen Dielsdorf aufgewachsen ist und heute noch von dort mit den SBB nach Rappi pendelt, von Serie-Aufsteiger Lecce zu Napoli. Die Neapolitaner zahlten damals 16 Milliarden Lire für den Sohn eines italienischen Gastarbeiters, umgerechnet 13 Millionen Franken, eine stolze Summe bei der Jahrtausendwende.

Doch beim Maradona-Klub wurde der heutige Rappi-Trainer nicht wirklich glücklich. Schon in seiner ersten Saison stieg er mit dem SSC Napoli in die Serie B ab. «Nach dem Abstieg brauchten wir Polizeischutz. Das war für Neapel wie der Weltuntergang. Es war ratsam für uns Spieler, sich einige Wochen nicht in der Stadt zu zeigen. Man fürchtete um die Familie. Bei einer 1:5-Niederlage gegen Bologna standen einige unserer Fans plötzlich in unserer Kabine – und es waren nicht die Nettesten.»

Eklat in Bellinzona
Nach einem Abstecher zum FC Aarau zügelte Sesa wieder nach Italien. Der 36-fache Natispieler beendete seine Aktivkarriere 2015 beim Serie-D-Klub Rovigo Calcio in der Nähe von Ferrara.Eher durch Zufall landete Sesa letzten Sommer beim Klub von Pizza-König Rocco delli Colli, dessen Eltern ebenfalls aus dem südlichen Italien in die Schweiz ausgewandert waren.

Mitte August 2022, nur zwei Monate nach seinem Amtsantritt bei der AC Bellinzona, war für Sesa im Tessin schon wieder Schluss. Wegen Differenzen mit dem uruguayischen Klubboss Bentancur warf Sesa nach einem Freundschaftsspiel gegen die U21 des FC Lugano den Bettel hin und fuhr in die Deutschschweiz zurück. «Unter diesen Umständen konnte man nicht arbeiten. Wir hatten Meinungsverschiedenheiten wegen Transfers und der Zielsetzung.»

Nur drei Tage später stand Sesa beim FC Rapperswil-Jona an der Seitenlinie. War vor seinem Abgang in Bellinzona bereits alles eingefädelt gewesen? Sesa: «Es war Zufall, dass sie sich gerade von Trainer Stefanachi getrennt hatten. Ich kenne Rocco delli Colli schon lange. Und mit Sportchef Stefan Flühmann bin ich aufgewachsen.»

Nach dem 2:0-Sieg in Biel liegt der FCRJ in der dritthöchsten Liga auf Rang 7. In diesem Jahr können für einmal drei Teams aufsteigen. Ist das auch das Ziel von Sesa & Co.? «Unser Ziel ist es, vorne mitzuspielen. Wir lassen uns wegen dem Wort Aufstieg nicht verrückt machen.» Am Samstag spielt Rappi um 16 Uhr zuhause gegen Baden. Bäckt Sesa bald grössere Pizzen?

Max Kern

Back To Top