Vorbereitungen laufen: Beten für Betten

Jakob Kamm, Tina Wintle und Walter Hofmann informieren zum Stand der ESAF-Arbeiten. (Foto: Ruedi Kuchen)

Am 29. August 2025 beginnt das ESAF 2025 Glarnerland+. Das OK budgetiert für dieses Fest 35 bis 40 Millionen Franken und erwartet über 350 000 Besucher – bei bislang erst 1550 vorhandenen Betten. Im Gespräch klären OK-Präsident Jakob Kamm und Geschäftsleiter Walter Hofmann verschiedene Fragen.

«Obersee Nachrichten»: Das Budget für das ESAF im Glarnerland beträgt zwischen 35 und 40 Millionen Franken. Das ist mehr als das ESAF 2019 in Zug. Woher kommt dieser Anstieg?
Jakob Kamm: Seit wir die Arbeiten am ESAF 2025 Glarnerland+ aufgenommen haben, orientieren wir uns bezüglich Organisation und Finanzen am ESAF 2019 in Zug. Dies galt für die Kandidaturphase gleichermassen wie für die jetzt laufende Festphase. Zug hatte ein Budget von 37 Millionen Franken. Wir kommunizieren seit fünf Jahren, dass wir nicht grösser als Zug sein wollen und unser Budget zwischen 35 und 40 Millionen Franken betragen wird. In diesem Zusammenhang von einem «Anstieg» zu sprechen, ist also nicht korrekt. 

Wer trägt das Defizit, wenn das ESAF 2025 Glarnerland+ einen ­Verlust schreiben sollte? 
Jakob Kamm: Unsere Ampeln stehen alle auf Grün. Per Ende 2022 konnten wir bereits die Hälfte der geplanten Sponsoringgelder generieren. Insgesamt sind unsere Rahmenbedingungen einfacher als die unserer Pratteler Freunde, es herrscht keine Pandemie, das Festgelände ist kompakt usw. Wir glauben alle daran, dass unser ESAF einen Erfolg und eine schwarze Null geben wird. Heisst für uns: Alle Rechnungen, Steuern, Kurtaxen usw. sind bezahlt, wir benötigen die vom Glarner Stimmvolk im Jahr 2017 gesprochene Defizitgarantie von 700 000 Franken nicht und können allen Helferinnen und Mitarbeitenden den budgetierten Stundenlohn auszahlen.

«Wir sind sehr gut im Plan.»

Einen solchen Anlass zu organisieren erfordert viel Erfahrung. Verfügt das Glarner OK über diese Erfahrung? 
Jakob Kamm: Wir lassen uns vom Masterplan und den Erfahrungen von Zug leiten. Wenn wir die Dinge so machen wie in Zug, dann machen wir sehr viel richtig. Alles, was in den vergangenen ESAF gut funktioniert hat, übernehmen wir. Wir sind sehr gut im Plan und dürfen mit Stolz sagen, dass wir in der Organisation heute sogar etwas weiter sind als Zug damals. Zusätzlich konnten wir einige sehr erfahrene «ESAF-Koryphäen» zur Mitarbeit in unser OK holen sowie ausgewiesene Spezialisten auf verschiedenen Fachgebieten. Also ja, wir sind sehr gut aufgestellt und verfügen über einen reichen Erfahrungs- und Kompeten-zenschatz.

Wie weit ist die Abschlussstudie mit den SBB betreffend Ausbau Bahnhof Näfels und Inbetriebnahme des stillgelegten Bahnhofs in Weesen gediehen? Wie lauten die Resultate?
Walter Hofmann: Zum jetzigen Zeitpunkt können wir dazu keine abschliessende Aussage machen. Wir arbeiten mit ausgewiesenen Experten an einem stimmigen Verkehrskonzept, das «verhebet». Denn der Verkehr ist eine grosse Herausforderung und ja, es wird Einschränkungen geben. Erst wenn alles klar und das Konzept genehmigt ist, werden wir über die Massnahmen informieren können. Ich denke, das leuchtet ein und so hoffen wir auf Verständnis, dass wir hierzu noch zurückhaltend kommunizieren.

Wie lange ist die Stillstandszeit für die Betriebe des Flugplatzes Mollis, zum Beispiel für Linth Air Service? 
Walter Hofmann: Wenn wegen unserer baulichen Massnahmen Einschränkungen entstehen, gehen den Firmen Einnahmen verloren. Ergo müssen wir ihnen diese entschädigen. Deshalb wollen wir den Betrieb des Flugplatzes über die kürzestmögliche Zeit einschränken. 

Die Nachhaltigkeit eines so grossen Anlasses ist eine Herausforderung. Wie lösen Sie dies?
Jakob Kamm: Das Thema Nachhaltigkeit geniesst bei uns besonderes Gewicht. So haben wir eigens hierfür eine Stabsstelle geschaffen, welche von Dr. Rolf Widmer geführt wird.

Walter Hofmann: Auch Jakob Marti, der ehemalige Hauptabteilungsleiter beim Amt für Umweltschutz des Kantons Glarus, arbeitet mit. Wir sind im regelmässigen Austausch mit verschiedenen Anspruchsgruppen wie Pro Natura, Birdlife Glarnerland und dem WWF. So suchen wir bereits heute im Dialog nach Lösungen für die Baum­allee auf der Westseite des Festgeländes, die wegen der Arena leider weichen muss. 

Jakob Kamm: Wir wollen alles, was wir benötigen und aufbauen, in dem Zustand zurückgeben, wie es vor dem Anlass war. Wichtig ist uns auch ein ­regelmässiger Kontakt mit Anwohnern und den anliegenden Firmen. 

Walter Hofmann: Genau. In Zusammenarbeit mit dem Kanton, der Gemeinde und dem Bauernverband haben wir ein Bodenschutzkonzept erarbeitet. Darin ist unter anderem festgehalten, wie die Böden geschützt und die betroffenen Landbesitzer oder Nutzer entschädigt werden.

Wie viele Unterkünfte stehen zur Verfügung? Und wie viele Gastgeber haben sich bis jetzt gemeldet? 
Walter Hofmann: Für die Kandidatur mussten wir ein Kontingent an Hotelbetten sicherstellen. Das sind 1250 Betten, darunter auch von Leistungsträgern ausserhalb des Kantons. Allein in Filzbach gibt es über 400 Betten. Bisher haben sich knapp 300 Private gemeldet, die Übernachtungsmöglichkeiten anbieten. Das freut uns sehr und wir sind sicher, dass in diesem Bereich noch einiges dazukommen wird.

«Das Gewerbe wird stark profitieren.»

Welche Wertschöpfung kann für die regionalen Unternehmen erreicht werden?
Jakob Kamm: Wir rechnen mit einer regionalen Wertschöpfung von 35 bis 40 Millionen Franken. Das Gewerbe wird stark davon profitieren können, dass einige tausend Gäste in der Region Glarnerland+ übernachten, sich verpflegen und mobil sein werden. Um ein Beispiel zu nennen: Wenn 7000 Übernachtungsgäste in Glarus Süd an drei Tagen je eine Flasche Bier trinken, sind das 21 000 Flaschen. Und wenn jeder zum z’Morged noch ein Gipfeli isst, müssen diese auch gebacken werden. Besonders stolz macht uns, dass unsere sieben Königspartner teilweise auf ihre Lieferexklusivitäten verzichten und zulassen, dass in einem Glarnerzelt einheimische Produkte angeboten werden können. Das ist noch bei keinem anderen ESAF gelungen. So ist geplant, dass es im Glarnerzelt das Landsgemeindemenü, Netzbraten, Ziger-Köstlichkeiten, Birnbrot, Glarner Alpkäse, Mageträs-Dessert und mehr zu geniessen gibt. Und: Das Glarnerzelt wird bereits ab Freitag, 15. August 2025, öffentlich zugänglich sein. Dort rechnen wir mit täglich 4000 bis 8000 Besuchern. Sprich, die Rahmenbedingungen für unser Gewerbe sind gut. Allerdings können wir lediglich als Türöffner fungieren. Aktiv werden muss das Gewerbe von sich aus. 

Wie viele Helfer werden für die Durchführung benötigt? Und wie viele konnten bis heute rekrutiert werden? 
Jakob Kamm: Die Helfer nennen wir Gastgeber und wir rechnen mit rund 6500. Bis jetzt haben sich bereits 1400 Personen aus verschiedenen Vereinen angemeldet. Auch dies ist ein Zeichen des grossen Interesses und des Rückhalts aus der Glarner Bevölkerung. Es gibt auch immer wieder Unternehmer, die gerne und spontan helfen wollen, das Generationenprojekt ESAF 2025 Glarnerland+ zu stemmen. So zum Beispiel ein Generalunternehmer aus Engi, der uns für mehrere Wochen einen Staplerfahrer kostenlos zur Verfügung stellen wird. Solche Geschichten sind einfach schön und freuen uns unglaublich. 

Walter Hofmann: Oder zum Beispiel eine Metallbaufirma in Mollis. Diese bietet ihre gesamte Liegenschaft zur Benutzung an. 

Wie viele Arenatickets sind für Glarner im freien Verkauf verfügbar? 
Jakob Kamm: Unsere Arena wird 56 500 Plätze fassen. 34 000 davon gehen gemäss Pflichtenheft an den eidgenössischen Schwingerverband ESV, der diese Tickets auch ganz regulär ­bezahlt. Der Verband verteilt diese auf seine fünf Teilverbände. Diese wiederum verteilen sie an die Clubs. Dieses System funktioniert bei jedem Schwingfest mit eidgenössischem Charakter so. Mit den restlichen Tickets finanzieren wir unser Fest. Königssponsoren wie die Glarner Kantonalbank oder die Firma Läderach haben ein Vorkaufsrecht auf diese Tickets. Sollten die Königspartner nicht alle ­Tickets kaufen, versuchen wir eine ­angemessene Anzahl auf dem freien Markt anzubieten. Aber die Nachfrage ist enorm. In Zug kamen 4000 Tickets auf den freien Markt, 180 000 haben nachgefragt. Es gibt aber auch eine positive Nachricht hierzu: Der Zutritt zum Festgelände ist kostenlos und steht jedem und jeder frei. Auch auf diesem Weg ist es möglich, ein ESAF hautnah zu erleben und zu geniessen.

Fredy Bühler

Weitere Infos: www.esaf2025.ch

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