«Stadt Rapperswil» auf Testfahrt

Maschinist Mark Stadtmann bedient die Maschine auf mündliche Befehle von der Brücke. (Foto: Sven Gasser)

Aufgefrischt, modernisiert und nachhaltiger kommt der Raddampfer «Stadt Rapperswil» zurück in den Sommerfahrplan der ZSG. Die Obersee Nachrichten waren auf Testfahrt mit dabei.

Das Wetter ist trüb an jenem Morgen in Wollishofen, in der Werft der ZSG. Noch liegt sie ruhig vertäut an der Mole, doch im Innern ist schon emsiges Treiben. Die Lady wird aufgeheizt für eine der mehreren Testfahrten, die es braucht um das Schiff, die Maschine, die erneuerte Infrastruktur und nicht zuletzt auch die Mannschaft zur funktionierenden Einheit zusammen zu bringen. Die Testfahrten sind auch nötig, um die Abnahme durch das Bundesamt für Verkehr BAV zu bestehen. 

Kurze Instruktion und los gehts
Maschinist Bruno Keller erläutert kurz den aktuellen Stand, den geplanten Ablauf und die Ziele der Testfahrt. Und weist daraufhin, dass ein Journalist an Bord ist, dem er jedoch vorhin die Verhaltensregeln erklärt hat: Es ist eng, ölig, es schwankt, nicht im Weg stehen und nirgends den Finger reinhalten. Der Kapitän Michael Hort ist an Bord und wechselt auf die Brücke, die Fahrt kann losgehen.

Dampfer wurden fast verschrottet
«Angesichts des altersbedingten schlechten Zustandes sowie der betrieblichen und betriebswirtschaftlichen Nachteile der Dampfschiffe wird die Ausmusterung der ‹Stadt Rapperswil› beschlossen» hiess es 1969. Dank des Einsatzes privater Kreise und einer Aktienkapitalerhöhung konnte dies jedoch abgewendet werden, auch für das ältere Schwesterschiff, die «Stadt Zürich». Wie Oliver Dali, Leiter Technik der ZSG ausführt, ist der Betrieb der Dampfschiffe deutlich aufwändiger als bei vergleichbaren Motorschiffen. Als Publikumslieblinge und technische Zeitzeugen einer legendären Epoche sei der Erhalt der beiden Dampfschiffe wertvoll. Durch die technische Sanierung bei beiden Schiffen, mit einem mittleren einstelligen Millionenbetrag, erhofft man sich mit Investitionen in die Nachhaltigkeit eine 30-prozentige Energieeinsparung, was die Betriebskosten reduziert.

Die Ruhe auf dem See
«Maschine stopp» wird vom Maschinisten gewünscht – mitten im Zürichsee circa Höhe Herrliberg. Zeit für einen Besuch auf der Brücke. Eine steile Leiter hoch in den Führerstand zu Kapitän Michael Hort. Im Juni geht er in Pension und ist einer der fünf Kapitäne, die Raddampfer bei der ZSG fahren. Nach der Schifffahrtsschule, fünf Jahren Rhein und ein zwei Jahren auf Kiesschiffen der JMS Schmerikon begann er als Matrose bei der ZSG und hat alle Stufen durchlaufen bis zum Kapitän. Heute ist er zudem Chef Nautische Ausbildung bei der ZSG und seit 35 Jahren dabei.

Die «Stadt Rapperswil» driftet und dreht sich im Wind – keine Problem, weil kaum Verkehr auf dem See. Ganz anders sei das im Sommerbetrieb erwähnt Kapitän Hort. Schwimmer, Boote, SUP, Surfer und Gummiboote – mittendrin ein Raddampfer, der vom Schub her über mündliche Kommandos mittels Sprachrohr bewegt wird. Steuern lässt sich der Dampfer über einen Joy-Stick, aber die Steuerung der Maschine passiert zwischen Kapitän und Maschinist, der unten im Maschinenraum die Befehle aus der Brücke ausführt.

Maschine frisch gestrichen
Bei der Revision stand der Ersatz der kompletten Stromversorgung im Fokus, die neu mit zwei redundanten Generatoren bestückt ist. Die Speisewasserversorgung wurde durch Ersatz deutlich effizienter. Die ZSG investiert für die Revision der beiden Raddampfer je ca. 3000 Stunden. In Jahren ohne Revision sind es jährlich ca. 4000 Stunden für beide Schiffe als Unterhalt. In frischem Rot präsentiert sich die Maschine und erfreut die Mannschaft im Kesselraum.

Zwischendurch hat man zweimal Fahrt aufgenommen und wieder gestoppt. Es wird analysiert und korrigiert, bis es dann mit Volldampf – 27 km/h – wieder in die Werft geht. Zurück an der Mole wird die Testfahrt im Team besprochen, Kapitän Hort gibt sein Feedback wie sich das Schiff auf See verhalten hat. Alle freuen sich, wenn die «Stadt Rapperswil» im Sommer wieder auf dem Zürichsee verkehrt, die Zulassung hat sie jedenfalls.

Sven Gasser

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