Playoff-Held von 2006 erinnert sich

Rappi-Legende Claudio Micheli auf der Kunsteisbahn in Küsnacht, seinem neuen Arbeitsort. (Foto: Max Kern)

Hockey-Legende Claudio Micheli (52) war einer der Helden, als die Lakers vor 17 Jahren gegen die Zuger erstmals in ihrer Klubgeschichte in den Halbfinal einzogen. Legendär war in seiner Jugend auch der Samichlaus im Engadin, der ihn Jahr für Jahr zum Heulen brachte.

Die Zahlen sind wirklich eindrücklich: 1174 Spiele in 24 Saisons. Drei Jahre lief Claudio Micheli, vor über zwanzig Jahren Meisterheld des Zürcher SC, am Ende seiner beeindruckenden Laufbahn auch auf dem Rapperswiler Eis auf. Und wie! Die älteren Hockey-Fans werden sich noch bestens daran erinnern, wie der Engadiner Stürmer damals 35-jährig die St. Galler im siebten Playoff-Spiel gegen Zug in den Halbfinal schoss. 16 Sekunden vor Schluss schob der Mann mit der Nummer 38 auf dem Rücken den Puck zum 5:3 ins leere Tor.

Samichlaus Del Curto
In den Halbfinalspielen gegen den HC Davos (mit der Engadiner Trainer-Legende Arno del Curto) gab es für Micheli & Co. dann nur noch einen Sieg. Die Playoff-Bilanz von Micheli liess sich aber in dieser Saison durchaus sehen – 12 Spiele, 10 Tore, 7 Assists. Was fast keiner weiss: Micheli, heute Cheftrainer der U13-Elit GCK ZSC Lions, hat seit seinen frühesten Kindheitstagen eine spezielle Beziehung zu Trainer-Guru Del Curto (66). Das kam so: Das junge Hockey-Talent Del Curto spielte in St. Moritz mit Michelis Vater Renato in der Ersten Liga. Und: Del Curto kam Jahr für Jahr bei den Michelis zuhause als Samichlaus verkleidet in die gute Stube. Über vier Jahrzehnte später sagt Micheli auf der Küsnachter Kunsteisbahn KEK zu den «Obersee Nachrichten»: «Ich machte als Kind jeweils in die Hosen und habe geweint, weil der Samichlaus alles über mich gewusst hatte.» Kein Zufall, der junge Del Curto spielte nicht nur an der Seite von Michels Papa, die beiden Familien waren Nachbarn. Deshalb behauptete Del Curto später als junger Trainer auch, Micheli hätte es in die NHL geschafft, wenn er gleich viel Biss wie sein Vater gehabt hätte. Micheli lacht in Küsnacht laut heraus und sagt: «Du musst nicht alles glauben, was Arno sagt. Was aber stimmt: Mein Vater hat durchaus Biss gehabt.»

Super Linie mit Berglund und Reid
Del Curto war es auch, der Micheli 1993 vom SC Bern zum ZSC holte. 2000 und 2001 feierte Micheli mit den Zürchern (Del Curto war da längst in Davos) zweimal den Meistertitel. 2005 setzte der ZSC auf eine Verjüngungskur, der bald 35-jährige Micheli musste gehen. Rückblickend sagt die Rappi-Legende: «Der Z wollte eine Luftveränderung. Ich habe keinen Vertrag mehr bekommen, wollte aber noch weiterspielen. Nach zwölf Jahren war alles ein bisschen zur Routine geworden. Rappi war für mich ein Schritt zurück. Jetzt wäre es fast umgekehrt. Die Erwartungshaltung war damals in Rapperswil nicht so hoch wie in Zürich, wo der Druck doch höher war.» Doch Oldie Micheli blühte am oberen Zürichsee nochmals deutlich auf. «Mit Christian Berglund und Brandon Reid hatten wir eine super Linie. Wir haben super harmoniert. Das hat sicher auch dazu beigetragen, dass wir mit Rappi erstmals die Halbfinals erreichten. Es war eine geile Serie. Und wir hatten eine geile Stimmung.»

Wiedersehen mit Morger, Rogenmoser & Co.
Nach drei Jahren in Rapperswil hängte Micheli noch eine Saison beim HC Ambri-Piotta an, ehe er 2009 bei den GCK Lions landete. Im biblischen Alter von 42, Micheli war nebenbei bereits Juniorentrainer in Küsnacht, sagte der stille Künstler Goodbye. Und, wie schmerzhaft ist das Aufstehen am Morgen nach 24 Jahren Profi-Hockey? «Ich spüre nichts. Nach meinem Karrierenende hatte ich nur eine Meniskus-Operation, weil ich beim Joggen Schmerzen verspürt habe, aber sonst ist alles okay.» Michelis Söhne Timo (16) und Noa (14) spielen bei den GCK ZSC Lions, beide trainierte der Vater in der U13. Musste er sie härter dran nehmen? «Nein, ich konnte das gut handeln. Ich habe sie sicher nicht bevorzugt.» Auf dem Eis steht die Rappi-Legende heute noch mit den Veteranen des SC Küsnacht. Micheli: «Es ist immer lustig, wenn wir gegen Rappi spielen. Da treffe ich auf meine ehemaligen Kollegen Patrizio Morger, Harry Rogenmoser oder den ehemaligen Rappi-Sportchef Reto Klaus.» Michelis Skorer-Bilanz bei den Veteranen ist auch in dieser Saison beeindruckend: 4 Spiele, 9 Goals, 9 Assists. Gelernt ist gelernt.

Max Kern

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