Kleinumfahrungen sollen entlasten

Die Umfahrung St. Gallenkappel «lang» würde auch den Weiler Betzikon markant entlasten. Das Dorf Ricken könnte mit der Kurzumfahrung nördlich vom Durchgangsverkehr entlastet werden. (Illustrationen: zVg)

Vom einstigen Karrenweg zur viel befahrenen Verbindung ist die Rickenstrasse zur Belastung für die betroffenen Dörfer geworden. Nun handelt der Kanton – ein Überblick.

Um es vorwegzunehmen: Der «Basistunnel» Wattwil–Neuhaus wird durch den Kanton nicht weiter verfolgt. Zu klein wäre die Entlastung des Lang­tunnels für die Dörfer Ricken und St. Gallenkappel (49 beziehungsweise 47 Prozent statt 83 beziehungsweise 67 Prozent gegenüber den Klein­umfahrungen).

Mehr Sicherheit – weniger Lärm
2022 führte das Tiefbauamt ein umfassendes Variantenstudium zur Verkehrsoptimierung der Rickenstrasse durch. Mit eingebunden wurden die Behörden der betroffenen Gemeinden Wattwil, Gommiswald und Eschenbach von Anfang an. Ziele der Optimierung sind: die Verkehrssicherheit der Verkehrsteilnehmer verbessern, Lärmimmissionen minimieren sowie die Aufenthaltsqualität im Siedlungsgebiet erhöhen. Dabei spielen natürlich wirtschaftliche, gesellschaftliche und ökologische Kriterien eine wichtige Rolle.

Was um 1700 als Karrenweg begann, entwickelte sich schnell zu einem wichtigen Handelsweg. Dieser führte ursprünglich von Wattwil über Ricken hinunter nach Schmerikon – interessanterweise an Uznach vorbei – wo Handelswaren auf Schiffe umgeladen wurden. 1788 wurde die Rickenstrasse ab Uznach, welche die Bürgerschaft auf eigene Kosten erstellte, in Betrieb genommen. In der Folge entstand auch eine wichtige Postverbindung mit Kutschen über den Rickenpass, welche erst mit der Eröffnung der Rickenbahn, 1910, hinfällig wurde. Mittlerweile passieren täglich 13 ​000 Fahrzeuge die Rickenstrasse.

Kleinumfahrungen sollens richten
Vor allem St. Gallenkappel leidet unter dem Durchgangsverkehr mitten durchs Dorf. Neben der Lärmbelastung werden hier auch Sicherheitsmängel verortet. Wichtige Schulwege führen entlang und über die Rickenstrasse. Die Durchfahrt ist kurvig, eng und mit Gefälle, die Bushaltestelle mitten auf der Strasse. Der Kanton verfolgt hier zwei Varianten (siehe Grafik): Die Variante «Kurz» würde nur St. Gallenkappel umfahren, bei der Variante «Lang» wäre auch der Weiler Betzikon entlastet, und zwar um satte 84 Prozent, bei St. Gallenkappel 65 Prozent. Beide Varianten würden zum grössten Teil in Tunnels geführt, damit natürlich kostenintensiv, aber verträglicher für die angrenzenden Wohngebiete. Ähnliches wäre für das Dorf Ricken möglich. Eine nördliche Kurzumfahrung würde den Dorfkern um 83 Prozent des Verkehrs entlasten. Weiter angedacht ist eine Umlagerung auf die Uznacherstrasse bis Bildhaus, wo dann eine Verbindung zur bestehenden Rickenstrasse Richtung Neuhaus realisiert werden müsste. So könnte die Moorlandschaft westlich von Ricken entlastet werden.

Sowohl bei den Umfahrungen St. Gallenkappel wie auch Ricken verfolgt der Kanton Optimierungen bei den bestehenden Ortsdurchfahrten als Alternativen – dies natürlich auch aus Kostengründen. Nur sind so Verbesserungen bezüglich Lärm, Sicherheit und Belastung marginal, zudem dürfte der Verkehr in Zukunft eher noch steigen. Eine angedachte Ortsumfahrung (Tunnel) in Gebertingen wurde in Absprache mit der Begleitgruppe verworfen, weil nicht verhältnismässig. Die Geschwindigkeit auf der Durchfahrtsstrasse wurde 2021 von 60 auf 50 km/h reduziert und die beiden Bushaltestellen befinden sich in Buchten. Zudem sind Strassenquerungen von Fussgängern hier kaum nötig, da sich fast das ganze Siedlungsgebiet nördlich der Rickenstrasse befindet.

Langtunnel bringt zu wenig
Ein Langtunnel von Wattwil her zum Verkehrsknoten Neuhaus (600 auf 500 m.ü.M bei Neuhaus) würde ökologisch wohl Sinn machen, bringt den Gemeinden an der Rickenstrasse selbst aber am wenigsten Entlastung. Zudem wäre ein Bau um ein Vielfaches teurer als die jetzt verfolgten Lösungen mit Kleinumfahrungen. Aus diesem Grund hat der Kanton diese Lösungsvariante verworfen. Nun ist die Bevölkerung zum Mitwirkungsverfahren eingeladen, das bis 30. April läuft.

Sven Gasser

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