Atzmännig fährt im Sommer auf Töffli ab

Geschäftsführer Roger Meier wartet auf die Sommersaison. (Fotos: Max Kern)

Ein Winter zum Vergessen! Und als im Atzmännig letzte Woche die Sommersaison vor der Tür stand, lagen oben auf der Alp auf 1200 m ü. M. wieder ein paar Millimeter Schnee. Noch bitterer: Ein geplanter Ausflug von 200 Rodlern fiel wegen einer komplett falschen Wetter­prognose ins Wasser.

Montag, letzte Woche. Beim Besuch der «Obersee Nachrichten» stehen alle Anlagen still. Das Restaurant ist noch geschlossen, der Lift wird revidiert. Und vor den Drehkreuzen der Sesselbahn entfernt ein Mitarbeiter das Moos zwischen den Steinen. Das Thermometer zeigt nur 2 Grad Celsius. Der Aroser Roger Meier, seit bald zehn Jahren Geschäftsführer der Sportstation in der Gemeinde Goldingen, sagt ironisch: «Den ganzen Winter über hatten wir keinen Schnee – und jetzt, wo wir die Sommersaison starten wollen, kommt die Kälte.»

Nur 38 Tage Winterbetrieb
Der Winter im Atzmännig war wieder einer zum Vergessen. Nur an sieben Tagen lief die Sesselbahn für die Ski- und Snowboardfahrer, vom 16. bis zum 22. Februar. Das Förderband transportierte die kleinen Ski-Fans immerhin bis zum 8. März den Berg hoch. Das sind insgesamt 38 Wintersporttage. Danach war Schluss mit der weissen Pracht. Meier: «Vor vier Jahren hatten wir gar nur vier Tage offen. Unser Ziel ist es, der Bevölkerung in der Region Gewähr zu geben, dass man bei uns das Skifahren lernen kann. Wir wollen sie für den ersten Kontakt im Schnee begeistern können. Das konnten wir auch in diesem Jahr.»

Töffli sind der neue Renner
Ski-Paradies Atzmännig, das ist schon lange Schnee von gestern. Meier: «Der Winter ist bei uns seit Jahrzehnten nicht mehr die Hauptsaison. Das Kerngeschäft findet bei uns von April bis Ende Oktober statt.» Die 1977 – oder vor 46 Jahren – eröffnete Sommer­rodelbahn war die erste in der Schweiz. Ein Renner – neben Rodelbahn und Seilpark – sind im Sommer die seit 2018 angebotenen Töffli-Touren: Auf 50-ccm-2-Takt-Motörchen geht es auf Touren in die Region – zu Hofläden, Aussichtspunkten, Restaurants oder Imkern. Die Wertschöpfung soll im Tal bleiben, sagt Meier. 1200 bis 1500 Leute setzen sich jährlich im Atzmännig auf die maximal 30 km/h schnellen Motorräder. Nicht wenige der Töfflifahrer sind über 60 Jahre alt. Meier: «Viele von ihnen fühlen sich in ihre Töffli-Zeit zurückversetzt. Sie lachen über beide Ohren und fühlen sich wie Teenager, wenn sie von ihren Ausflügen zurückkommen.» Neu im Angebot: Feuerfässer fertigen. Aus alten Ölfässern können Gruppen von 4 bis 12 Personen individuelle Feuerfässer herstellen, die später zu Hause oder im Unternehmen als Grillstelle dienen.

Im Atzmännig wird auch ein sogenanntes Generationenprojekt vorangetrieben: Die Sesselbahn wird neu gebaut. Geplant sind Vierersessel und Achtergondeln. Auch die Rodelbahn wird neu gebaut. Der in die Jahre gekommene Skilift wird zurückgebaut. Ein neues Verwaltungsgebäude entsteht ebenso wie eine Garage für die Fahrmittel (Sessel und Gondeln).

Meier: «So mies der Winter auch war – wir stecken deshalb nicht den Kopf in den Sand. Wir haben immer noch die Chance, dieses Jahr ein akzeptables Geschäftsjahr zu erreichen.»

Wetterprognose versaute Deal
Im Atzmännig hoffen 24 bis 26 Festangestellte und die 120 Mitarbeitenden auf Abruf (viele Landwirte und Pensionäre) auf einen schönen Sommer – und auf verlässliche Wetterprognosen. Den GAU erlebten Meier und seine Leute am 2. April. Für den Sonntag war schon Tage zuvor mieses Wetter angesagt. Am Donnerstag mussten die Goldinger deshalb schweren Herzens eine geplante Veranstaltung mit 200 Rodlern absagen. Der Sonntag war dann entgegen den Prognosen ein Prachtstag mit Sonnenschein pur. 10 000 Franken fehlten deshalb am Sonntagabend in der Kasse.

Max Kern

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