Nach drei Niederlagen in Serie kehrt Rappi im Hirzel-Derby zum Siegen zurück. Auf der Tribüne als Gast dabei: Georges Bregy, WM-Held von 1994.
Die Hoffnung stirbt zuletzt – auch beim FC Rapperswil-Jona. Noch lebt beim Team von Ex-Napoli-Star David Sesa der Traum vom Aufstieg in die zweithöchste Liga. Mittwoch vor einer Woche spielten die Rapperswiler zu Hause gegen den Tabellendritten SC Cham (mit dem ehemaligen Linth-Trainer Roland Schwegler). Die Zuger waren zuvor in diesem Kalenderjahr in sechs Spielen noch nie besiegt worden. Doch dank dem goldenen Händchen von Rappi-Trainer David Sesa klappte es kurz vor Ostern: Die Joker Bahadur Yesilcayir und Dimitri Volkart trafen zum nicht unverdienten 2:0-Sieg. Rappi liegt weiter auf Rang acht, nur noch sieben Zähler hinter dem Dritten Cham.
Schnauzträger auf Tribüne
Für mehr Aufruhr sorgte am Mittwoch vor Ostern aber einer unter den 398 Zuschauern: Schnauzträger Georges Bregy, seit Januar im Rentenalter, verfolgte das Spiel auf Einladung von Rapperswils Team-Manager Giuseppe Laisa. Der Oberwalliser Bregy, der seit 2001 in Thalwil am linken Seeufer zu Hause ist, sagte zu den «Obersee Nachrichten»: «Rappi hat viele Junge mit sehr viel Talent. Aber: Es fehlen auch Leaderfiguren und einer im Mittelfeld, der die Fäden zieht.» Im Mittelfeld die Fäden ziehen? Das war vor über 30 Jahren die grosse Qualität des Mannes aus Raron. Schon in seiner Zeit bei den Young Boys erlangte «Schorsch» Legenden-Status: 1986 feierte Bregy mit den Bernern den Meistertitel – den ersten seit 26 Jahren. Und Bregy, Martin Weber, Jean-Marie Conz und Lars Lunde (der Däne, der einst auch bei Bayern München spielte) und Co. sollten für weitere 32 Jahre die letzten Berner sein, die den Meisterpokal in die Höhe stemmen konnten.
Für die jüngeren Leser: Bregy, der berühmteste Zuschauer letzte Woche auf dem Grünfeld, hat seinen Platz in der Fussball-Geschichte aber vor allem als Nati-Spieler. An der WM 1994 in den USA, dem ersten Grossturnier der Schweizer nach 28-jähriger Durststrecke, schoss sich Bregy in die Herzen von über einer Million TV-Zuschauer. Im geschlossenen WM-Stadion Silverdome in Detroit gelang dem Freistoss-Spezialisten mit einem ruhenden Ball im Eröffnungsspiel gegen den Gastgeber das 1:0. Bregy drehte vor 73425 Zuschauern den Freistoss gekonnt um die Mauer der Amis. Beni Thurnheer, der damals die Länderspiele für SRF kommentierte, schwärmte vor Ort: «Es gibt nur einen Georges Bregy.»
Bregy im Unruhestand
Schon auf dem Weg an die erste WM nach fast drei Jahrzehnten skorte Bregy: Beim 1:1 im Qualifikationsspiel in Aberdeen traf der Spielmacher vom Penaltypunkt aus. Ein wegweisender Punkt für die Truppe von King Roy Hodgson. Aussergewöhnlich auch: Der Engländer Hodgson, er trainiert heute mit 75 Jahren Crystal Palace, holte Bregy aus der Versenkung. An der WM 1994 war der Oberwalliser bereits 36 Jahre und fünf Monate alt. Nach dem Turnier beendete der begnadete Spielmacher seine Karriere. Seine beeindruckenden Zahlen im Nati-Dress: 12 Tore in 55 Länderspielen. Bregy startete danach im Trainergeschäft seine zweite Laufbahn. Zuerst bei seinem Stammklub Raron im Oberwallis, später auch bei Lausanne, Thun und dem FC Zürich. 2003 beendete Bregy seine Trainertätigkeit in der obersten Liga und arbeitet seither als Kundenberater bei der Baloise in Zürich. Auch heute noch als AHV-Bezüger? «Ja», sagt Bregy, «noch zu fünfzig Prozent. Ich wollte nicht von hundert auf null Prozent gehen». Übrigens: Letzten Samstag ist Bregy zum zweiten Mal Grossvater geworden.
Small Talk mit David Sesa
Nach dem Spiel gegen den SC Cham unterhielt sich Bregy in der Trainerkabine der Rapperswiler mit Trainer David Sesa. Die beiden hatten in der Nati keine Berührungspunkte. Zwei Jahre nachdem Bregy seine internationale Karriere beendet hatte, stiess Sesa 1996 unter dem damaligen Hodgson-Nachfolger Artur Jorge überraschend früh zur Nationalmannschaft und flog noch im selben Jahr mit zur Europameisterschaft nach England. Sesa erinnert sich: «Stars wie Alain Sutter oder Adrian Knup wurden nicht aufgeboten, ich aber schon.»
Am Samstag spielt Rappi auswärts gegen Basel II. Die Bebbi liegen einen Rang hinter den Rosenstädtern.
Max Kern