160 Bäume für die Stadt

An der Holzwiesstrasse wurden Bergahorne, Speierlinge, Winterlinden und Kirschbäume gepflanzt. (Fotos: Sven Gasser)

An der Bürgerversammlung vom Dezember 2021 wurde ein ausserplanmässiger Kredit gesprochen, dank dem nun fast 160 Bäume gepflanzt werden konnten.

Die acht Bäume entlang der St. Gallerstrasse, ab Erlen bis Dionys, waren die letzte Pflanzung der gesamten Aktion, welche durch einen Antrag an der Bürgerversammlung im Dezember 2021 ausgelöst wurde. Die Grünliberalen beantragten damals einen ausserplanmässigen Kredit in der Höhe von 350 000 Franken für die Pflanzung von Bäumen auf dem Stadtgebiet, welcher von den Stimmberechtigten angenommen wurde. Der klar formulierte Antrag verlangte einen Abschluss der Pflanzaktion bis Ende 2022. Dieser konnte nun mit kleiner Verzögerung, aufgrund einer Einsprache, im März 2023 abgeschlossen werden.

22 einheimische Sorten
Das Planungsbüro Quadra GmbH, ­Zürich, erstellte das Konzept und überwachte die Pflanzarbeiten. Diese wurden an vier ortsansässige Gartenbauunternehmungen vergeben und umfassen zehn Gebiete der Stadt. Zur Pflanzung verwendet wurden total 22 einheimische Sorten, entlang von Strassen vorwiegend gleiche Baumarten, in Grünanlagen wurden diese durchmischt. Zu den Sorten gehören unter anderen: Feld- und Bergahorn, Birke, Zitterpappel, Kirschbäume, Eichen, Weiden, Linden, Vogelbeere, Speierling und Elsbeere. Zum einen stammen die Pflanzen aus Forstbetrieben, zum anderen aus Baumschulen. Die Quadra GmbH, welche ursprünglich das Baumkonzept der Stadt erstellt hatte, konnte bei der Umsetzung auf die erarbeiteten Grundlagen bezüglich «was kommt wohin» zurückgreifen und einen optimalen Mix erstellen.

Je nach Standort sind die frisch gepflanzten Bäume diversen Umwelteinflüssen ausgesetzt und müssen geschützt und speziell gepflegt werden. Droht im Wald der Wildverbiss, sind es im städtischen Gebiet andere Gefahren: Streusalz, Trockenheit, parkierende Autos, Wassermangel, Vandalismus, etc. Da ziemlich junge Bäume gepflanzt wurden, ist der Aufwand für Schutz höher. Ein weisser Kalkanstrich schützt vor Verdunstungsverlust und massive Pfähle vor mechanischer Beschädigung (siehe Foto). Die ersten zwei Jahre werden die Jungbäume durch die beauftragten Gartenbauunternehmungen gepflegt, das Giessen in der heissen Jahreszeit übernimmt die Stadt.

Aus Fehlern lernen
Im Sog des Abstimmungskampfes «Lebensader» (Projekt Avenida/Neue Jonastrasse) im Jahr 2019, bei dem bis zu 140 Bäume im Strassenraum gepflanzt werden sollten, wurden durch das damalige Bürgerforum und Nein-Komitee massive Mängel in der Baumpflege der Stadt Rapperswil-Jona ­aufgedeckt. Dutzende Bäume mit vernachlässigter Pflege, respektive zum Teil schon entfernt (Stampf), stellten das Pflanzen im Strassenraum infrage und konnten Sachverständige nicht überzeugen. Die jetzigen Pflanzungen sehen anders aus, aber wie ist die Pflege angedacht? Corsin Tuor, Leiter Werkdienst RJ, bezeichnet die damaligen Beispiele als nicht sehr rühmlich und führt diese auf mangelndes Wissen, fehlende Ressourcen, Zeitdruck und extreme klimatische Bedingungen zurück. Diese Beispiele hätten auch dazu geführt, dass mehr in die Baumpflege investiert und das nötige Fachwissen angeeignet wird. Das geführte Baumkataster soll als Bauminventar dienen, das Monitoring und die Umsetzung unterstützen. Die Bäume würden jährlich begutachtet, Säuberungen ausgeführt und Totholz entfernt. Das Grünpflegeteam bestehe aus Mitarbeitern mit abgeschlossener Berufslehre im Gartenbau oder langjähriger Erfahrung in Grünpflege. Im Herbst 2023 werde das gesamte Team eine Weiterbildung betreffend Baumschnitt absolvieren. Bei Bedarf würden Baumpflegespezialisten beigezogen.

Was machen andere Kommunen?
Auf Anfrage der «Obersee Nachrichten» bei Marcel Ringger, Roth Baumpflege AG, tätig im Raum Kanton St. Gallen und Zürichsee, vertrauen einige Gemeinden auf fachliche Unterstützung von Spezialisten und sparen damit sogar Geld. Die Erfassung aller Bäume mit Überführung in ein Register, verbunden mit Zustand und Massnahmen ermöglichten einen laufenden Pflegeprozess, deckten die Sorgfaltspflicht und erhöhten die Sicherheit (Haftung). Eine laufende Pflege lasse sich besser budgetieren, der langfristige Aufwand sinke und verursache damit weniger Kosten, als wenn Totalausfälle kompensiert werden müssen. Weiter werde den Bäumen ein längeres Leben beschert, was der Biodiversität dienlich sei. Die Pflegearbeiten könnten Kommunen auch selbstständig ausführen, sofern dazu ausgebildetes Personal vorhanden sei. Grössere Arbeiten müssten jedoch allein schon aus Sicherheits- und Effizienzgründen durch Baumpflegespezialisten ausgeführt werden. In der Stadt Rapperswil-Jona lautet das Credo zur zukünftigen Baumpflege gemäss Corsin Tuor: «die richtigen Bäume am bestmöglichen Standort zu pflanzen und bezüglich Pflegemassnahmen so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig einzugreifen». Da bleibt zu hoffen, dass die nun gepflanzten Bäume eine erspriessliche Zukunft haben.

Sven Gasser

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