Der Transformationsprozess der Schiffsbetrieb Walensee AG befindet sich in voller Fahrt. Der Umbau des Flaggschiffs stellt dabei einen weiteren grossen Meilenstein dar in der Entwicklung der Schifffahrt auf dem Walensee in eine innovative und nachhaltige Zukunft.
Zur vor Kurzem stattgefundenen Eröffnungsfeier der MS Quinten wurde nicht nur das Flaggschiff im neuen Kleid präsentiert, sondern auch weitere Zukunftspläne vorgestellt. Die Walensee-Schifffahrt weist eine reichhaltige Geschichte auf und eine Herkunft, welche stark an umliegende Regionen des Walensees geknüpft ist. Das erste grosse Passagierschiff war 1976 auf dem See zu bestaunen: die MS Churfirsten, dessen Taufe in Weesen stattfand. Darauf folgte dann die MS Quinten, welche 1987 in Betrieb genommen und in Walenstadt getauft wurde. Beide Passagierschiffe wurden von Mathias Streiff aus Schwanden gebaut.
Schifffahrt von morgen
Die Firma Streiff konnte 1984 ihr 200-jähriges Bestehen feiern. Für den Umbau des jetzigen Flaggschiffs wurde ausschliesslich mit Schweizer Firmen zwischen Glarus und Chur zusammengearbeitet. Zunächst wurde das Schiff dafür an Land aufgezogen und total entkernt, mit einer anschliessenden Tiefenreinigung durch Sandstrahlen. Das Oberdeck wurde geräumt, ebenso wie der Innenbau. Grundierung und Neuanstrich folgten und lassen die MS Quinten nun wie neu erscheinen. Aber es bleibt nicht nur bei einem rein materiellen Umbau. Die Schifffahrt auf dem Walensee wird digitaler, vielfältiger, jünger, nachhaltiger. Neue Angebote wie Familientageskarten oder Geburtstagsspecials, abwechslungsreiche Events, darunter Speed-Dating auf dem Schiff oder Pop-up-Restaurants platzen aus den Nähten! Auch eine gezielte Nachwuchsförderung zahlt sich aus. Seit 2021 sind vier junge Büromitarbeiterinnen bei der Walensee-Schifffahrt mit im Team, seit letztem Jahr befinden sich ausserdem drei junge Schiffsführer in Ausbildung. Und dazu kommen noch zwei Pionierprojekte: ein sogenanntes Shiptec-Assistenzsystem und ein H2-Shuttle. Mehr Innovation geht fast gar nicht mehr! Ersteres ist ein Assistenzsystem der Schifffahrt, welches sämtliche Daten sammelt und verarbeitet, um den Betrieb so effizient wie möglich zu gestalten und die Schifffahrt zu optimieren. Dadurch könnte eine CO₂-Einsparung von 15 bis 20 Prozent pro Schiff gewährleistet werden. Der H2-Shuttle ist ein spannender Beitrag der Stiftung Quinten für eine klimaneutrale Mobilität. Bei diesem Projekt wird die Bedeutung von sauberer Luft, sauberem Wasser, Ruhe und einer intakten Vegetation der Region für künftige Generationen in den Fokus gesetzt. Es wäre das erste kommerziell eingesetzte Schiff auf Schweizer Gewässern mit einem Brennstoffzellen-Antrieb. Der H2-Shuttle stellt somit einen Beitrag zur klimaneutralen Mobilität dar, mit einer nachhaltigen Dekarbonisierung durch Wasserstofftechnologie. Eine Bereitstellung und Betankung von Wasserstoff direkt am Walensee würde einen ganzheitlichen Ansatz liefern. Durch ein «on demand»-Angebot würde zusätzlich die Attraktivität der Region gesteigert werden. Das Projekt befindet sich seit 2019 in Entwicklung.
Juliane Bilges