Will Rapperswil-Jona einen Tunnel?

Rot: Stadttunnel «Mitte», von der Stadtregierung bevorzugt. Orange: Stadttunnel «Direkt». Beide Varianten mit Stadtanbindung in der Tüchi. (Grafik zVg)

Am 10. September findet die Grundsatzabstimmung über den Stadttunnel Rapperswil-Jona statt. Die Bevölkerung wird am 25. April anlässlich einer öffentlichen Diskussion erstmals informiert.

Am 25. September 2011 wurde der Stadttunnel zur Verkehrsentlastung Rapperswil-Jonas an der Urne versenkt. Dies unter anderem durch eine massive Kampagne eines Nein-Lagers aus Einzelpersonen und einigen Organisationen. Die aufwendige Kampagne soll damals massgeblich von vermögenden, aber ungenannt bleiben wollenden lokalen Geldgebern finanziert worden sein. Nun kommt es am 10. September zur wegweisenden, vom Kanton verlangten Grundsatzabstimmung, welche wohl endgültig über das Schicksal des Tunnels entscheiden wird.

Öffentliche Podiumsdiskussion
Mit Moderation von Stefan Schmid, Chefredaktor St. Galler Tagblatt, findet am Dienstag, 25. April, im Stadtsaal Kreuz eine öffentliche Podiumsdiskussion statt. Nach einer Einführung durch Stadtrat und Bauchef Christian Leutenegger werden Susanne Thommen (SP), Silas Trachsel (GLP), Ivo Reichenbach (Mitte) und Christian Leutenegger (parteilos) die Pro und Kontra diskutieren. Für fachliche Auskünfte wird aus der Projektgruppe Fabienne Perret, EBP Schweiz AG, welche sich seit zehn Jahren mit den Zahlen und dem Verkehr in Rapperswil-Jona auseinandersetzt, ihr Wissen zur Verfügung stellen – zusammen mit Marcel Gämperli, Stadtbaumeister und Leiter Fachbereich Stadtentwicklung Rapperswil-Jona. Vom Kanton selbst wird niemand am Podium teilnehmen. Der Stadtrat erachtet diese erste Informationsveranstaltung als «Stadt-eigenes Thema».

Der Stadtrat will das Verkehrsproblem in Rapperswil-Jona gesamtheitlich angehen. Aus diesem Grund hat er ein Gesamtverkehrskonzept in Auftrag gegeben, welches nun in Entwurfsform vorliegt und zusammen mit der Ortplanungsrevision finalisiert wird. Jetzt braucht es den Grundsatzentscheid zum Stadttunnel, dies nicht zuletzt auch als starkes Zeichen gegenüber dem Kanton. Bei einem Ja wäre die Aufnahme der Projektierung ins 18. Strassenbauprogramm 2024–2028 möglich. 2018 wurden die beiden Varianten «Mitte» und «Direkt» (Grafik) als am besten beurteilt. Der Stadtrat ist der Meinung, dass beide Tunnelvarianten geeignet sind, die Stadt vom Durchgangsverkehr Nord-Süd zu entlasten, bevorzugt selber die Variante «Mitte». Neben dem  Grundsatzentscheid Ja oder Nein kann sich das Stimmvolk für eine der beiden Varianten aussprechen. Der Verein Verj (Verkehrsentlastung Rapperswil-Jona) wurde im April 2016 gegründet, mit dem Bestreben bei der Verkehrslösung in der Stadt endlich vorwärtszumachen. Dies weil, nach dem Tunnel-Nein 2011 die Obsiegenden neue und bessere Lösungen versprachen, die jedoch ausblieben, unbrauchbar waren oder versenkt wurden. Der Verein brachte nach fünf Jahren Nichtstuns seitens Stadt und Kanton neuen Schwung in die Tunneldebatte und präsentierte das Projekt «Tunnel-Mitte/S7». Kernstück des Projektes war die Umlegung der S7 über den Bahnhof Jona mit Weiterleitung durch einen Meienbergtunnel nach Kempraten Richtung Goldküste. Auf dem alten Bahntrassee wäre im Tagbau dann der dreispurige Tunnel bis Kempraten (mit Kreisel) und von dort mit dem Frohbergtunnel Richtung Hüllistein erstellt worden. Trotz Bestnoten verwarf der Kanton die Projektidee mit der Begründung, solcherlei sei mit der SBB nicht machbar. Marcel Gasser, Präsident Verj tritt zurück und sucht einen Nachfolger. Nach persönlicher, reiflicher Überlegung sei er zum Schluss gekommen, dass er als 65-Jähriger nicht mehr als Treiber eines Projektes vorne hinstehen möchte, dessen Fertigstellung wohl noch viele Jahre dauern wird. Es liege nun an den Jüngeren, über dieses Generationenprojekt zu diskutieren und zu befinden. Zusätzlich befeuert habe seinen Entschluss der Umstand, dass das aktuelle politische Klima in der Stadt problematisch, wenn nicht gar «toxisch» sei. Die Stadtregierung stehe seit längerem unter politischem Druck und gewisse Kreise würden gezielt auf eine Abwahl von Amtsinhabern hinarbeiten. Gasser befürchtet, dass besagte Kreise die Abstimmung instrumentalisieren und erneut in ein Misstrauensvotum gegen die Regierung umpolen. Er legt jedoch Wert auf die Feststellung, dass er voll und ganz hinter einer Tunnellösung für die Stadt stehe, einfach nicht mehr als Vorkämpfer an der Front.

Sven Gasser

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