1,68-m-Mann Di Giusto ist der Grösste

Schon beim ersten Auftritt im Kybunpark im Sommer 2022 vernaschte Winterthurs Matteo di Giusto (vorne) die St. Galler. (Foto: zVg)

Ein Ex-Junior des Rapperswiler Viertliga-Klubs FC Wagen überrollt den «grossen» FC St. Gallen. Mit zwei Toren und einem Assist ist Winterthur-Profi Matteo di Giusto (22) letzten Sonntag im Kybunpark Matchwinner beim 3:2-Sieg.

Wer bei Transfermarkt.ch die Personalakte von Winterthurs Zauberfuss Matteo di Giusto studiert, stösst auf den FC Wagen, den Viertligaklub aus der Gemeinde Rapperswil-Jona. Bis zu seinem 11. Lebensjahr spielte Klein Di Giusto im Wahlkreis See-Gaster. Urs Bailer, Präsident der Wagner, kann sich sehr wohl an Klein Di Giusto erinnern. Und, viele seiner ehemaligen Weggefährten sind immer noch im Klub. Bailer zu den «Obersee Nachrichten»: «Die meisten Spieler unserer Ersten Mannschaft spielten damals mit Matteo bei den Junioren.» Di Giusto, der in Wetzikon zur Welt kam, musste bald mit seinen Eltern in den Aargau umziehen. Papa Di Giusto hatte dort einen Job gefunden. Beim FC Wettingen und dem FC Baden wurde Di Giusto weiter ausgebildet. Mit 15 wechselte er zum FC Zürich, später mit 18 zum Bundesligisten SC Freiburg.

Di Giustos Sternstunde
Nach einer weiteren Saison beim FCZ reifte Di Giusto beim FC Vaduz zum Profi. Im Sommer 2022 unterschrieb er beim Super-League-Aufsteiger FC Winterthur bis 2026. Sein Marktwert: 1 Million. Und bitter für den FC Wagen – sollte der Ex-Junior einst für Millionen verkauft werden, erhält der Viertliga-Klub vom Obersee keinen Rappen. Ausbildungsentschädigungen gibt es erst für Spieler ab 12 Jahren, in diesem Alter war der FCW-Matchwinner vom vergangenen Wochenende bereits im Aargau.

Di Giustos Sternstunde: Diabys Steilpass landete genau in den Füssen von Di Giusto, der nur 1,68 m grosse Regisseur zog ab, St. Gallens Goalie Zigi konnte nur abwehren, Burkhart stand goldrichtig und traf zum 1:0 für den Aufsteiger. Doch nur zwanzig Minuten später stand es 2:1 für die Espen. Fast keiner der 18 376 Zuschauer im Kybunpark hätte auf die nächste Wende gewettet. Da lief Di Giusto aus 20 Metern zu einem Freistoss an. Zigi hatte die Mauer gestellt. Und was machte Di Giusto: Der Fan der AC Milan zielte in die Goalie-Ecke und erwischte den ghanaischen Nati-Goalie. Es kam noch besser für Di Giusto. Ardaiz stürmte auf Zigi los, der zögerte. Ardaiz legte zurück auf Di Giusto, der probierte es mit einem Bogenball. Und hatte Erfolg, obwohl Stillhart auf der Linie stand. Doch der Allrounder haute den Ball ins eigene Tor. Der Treffer wurde dennoch Di Giusto zugeschrieben. Es blieb bis zum Schluss beim 3:2-Überraschungserfolg der Winterthurer.

Gellendes Pfeifkonzert
Di Giusto musste in der 74. Minute völlig entkräftet raus. Doch statt einer verdienten Standing Ovation gab es für den Mann aus Wagen ein gellendes Pfeifkonzert. Und noch viel schlimmer: Bei der Auswechslung wurde Di Giusto, so blick.ch, von einem St. Galler Fan von der Tribüne herab homophob beleidigt. Winterthurs Medienchef Andreas Mösli fuhr offenbar, ohne zu zögern, einen deftigen Konter aus. Gut zwanzig Minuten später hatte Di Giusto die Beleidigung weggesteckt. Im Live-Interview auf blue TV sagte der Held des Tages: «Die Beine, der Kopf, alles ist viel leichter jetzt nach diesem Sieg. Das waren drei wichtige Punkte. Aber wir haben noch nichts geschafft.» Seinen zweiten und entscheidenden Treffer schilderte Di Giusto so: «Ich sehe, dass der Goalie rückwärts läuft, es ist die einzige Chance, die ich sehe. Mit Glück geht sie rein. Ich habe gewusst, irgendwann fallen sie rein, heute ist es passiert.» Drei Punkte gegen den «grossen» FC St. Gallen – dank dem ehemaligen Junior des St. Galler Viertligisten FC Wagen. Und, die meisten werden es schon wieder vergessen haben: Sein erstes Tor für seinen neuen Arbeitgeber FCW erzielte Di Giusto Mitte Oktober 2022, es war beim 1:0-Sieg gegen Sion. Weitere drei Punkte dank dem in Wetzikon geborenen Mittelfeldspieler, die am Schluss noch Gold wert sein können. Nach der Runde vom Wochenende liegt der Liga-Neuling nur noch einen Punkt hinter den Wallisern zurück. Und wie sagte der Mann aus Wagen Anfang Saison: «Wir sind nicht hier, um nur Zehnter zur werden.»

Max Kern

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