Bagger fahren mehrfach auf

Die Zahnarztvilla macht einer neuen Überbauung Platz als zweite Etappe «Tüchi». (Fotos: Sven Gasser)

Derweil das Citycenter «Bloom» in Rechtsverfahren noch blockiert ist und kaum vor 2025 als bewilligtes Projekt vorliegen wird, starten andere Projekte in der Nähe noch in diesem Jahr.

Die Bauvisiere deuten es an oder sind bereits schon wieder weg, weil das Projekt bewilligt ist. Fakt ist, dass nahe der Kreuzung Knie- und Neue Jonastrasse bald die Bagger auffahren werden. Davon betroffen sind über Kurz oder Lang fünf Häuser mit Geschichten dahinter.

Von Werkstatt zum Velogeschäft
1925 kaufte Hermann Weber die Liegenschaft an der Neuen Jonastrasse 46 neben dem Restaurant Rosengarten und errichtete eine Werkstatt für Mechanik und Maschinen. Das Haus selbst ist mutmasslich ein etwa 150-jähriges Bauernhaus, der Restaurantteil wurde in einer zweiten Etappe errichtet, ist architektonisch jedoch ähnlich. Weber baute und renovierte das Haus kontinuierlich um und aus. 1953 übernahmen Wolfram und Josef Weber das Geschäft mit einem Angebot von Rasenmähern, Haushaltgeräten, Nähmaschinen und Kinderwagen. Nach dem Umbau zu einem Verkaufsladen Mitte der 50er-Jahre kamen Roller und sogar eine Vertretung der legendären Gogomobile und Messerschmitt-Dreiradautos dazu. Ende der 70er-Jahre wurden dann alle zweiradfremden Produkte aus dem Sortiment entfernt und Raphael Weber konzentriert sich seither auf das Kerngeschäft mit den Fahrrädern. Während der Abriss- und Bauphase wird das Fach­geschäft Asyl im ehemaligen Möbel Märki im Jonacenter finden, um anschliessend wieder an die Neue Jonastrasse zurückzukehren. Das Restaurant Rosengarten wird ebenfalls verschwinden und schliesst im September. Ursprünglich als Arbeiter- und Quartierbeiz bekannt ist es aktuell ein Restaurant mit indischer Küche. Anstelle der beiden Gebäude wird ein sechsgeschossiges Wohn- und Geschäftshaus mit Tiefgarage und 14 2½-, respektive 3½-Zimmer-Wohnungen und zwei Attikawohnungen im Baurechtseigentum entstehen. Baubeginn ist im November 2023 und der geplante Bezug im Sommer 2025. Nachdem die 1. Etappe «Tüchi» mit dem Coop-Verkaufsladen bereits seit ein paar Jahren steht, verwirklichen die Gebrüder Erwin und Erich Schnyder den 2. Teil des Bauwerks anstelle der jetzigen Ärztevilla. Das 1897 durch den Rapperswiler Baumeister Franz Xaver Müller erbaute Haus hat eine lange Ärztetradition. Die in den letzten 20 Jahren in der Liegenschaft tätige Zahnärztin Dr. Elisabeth Mutter zieht mit ihrer Praxis um und die Abriss- und Bauarbeiten werden auch hier im Herbst 2023 starten. Geplant und realisiert werden Ladenflächen im Parterre, Büros im 1. OG, Wohnungen im Mietverhältnis in den Geschossen zwei bis vier, plus zweimal Attika mit Terrassen, im Untergeschoss eine Tiefgarage.

Schlosserei weicht Neubau
Auch auf dem Areal der ehemaligen Schlosserei Domeisen sind Baupläne und Bauvisiere aktuell. Das geschichtsträchtige Areal soll einer Überbauung weichen. Albert Domeisen-Aerni kaufte 1943 die Liegenschaft an der Glärnischstrasse mitten im Zweiten Weltkrieg und war ein begnadeter Kunstschlosser. Wirtshausschilder, Gartenzäune und -tore, Balkongeländer und vieles mehr liessen ihn in die Geschichte eingehen. Sein Sohn Albert Domeisen-Grob erlernte ebenfalls den Schlosserberuf und baute auf der Liegenschaft eine moderne Attikawohnung. An der Fassade zeigt eine Freske einen Schlosser mit Hammer und Amboss. Der Kran vor dem Betriebs­gebäude ist bis heute ein Symbol von solidem Eisenhandwerk in der Stadt. Nun ist auch auf dieser Liegenschaft eine Wohn- und Geschäftsüberbauung geplant und wird wohl bald zur Ausführung kommen.

Das fünfte Haus
Vor dem Bau des Albuville waren die einzelnen Villen entlang der Neuen Jonastrasse ein Teil des Stadtbildes. Gestandene Häuser mit gepflegten Vorgärten und illustren Besitzern. Nun geht es in die zweite Runde. Die letzten Gebäude weichen grossen Neubauten. Dazu gehört auch die ehemalige Zahnarztpraxis von Guido Gschwend an der Neuen Jonastrasse 34. Sie ist indirekt Teil des Projektes «Bloom», Citycenter Rapperswil. Auch dieses Gebäude hat eine interessante Geschichte. Früher der stadtbekannte Zahnarzt Friedmann, mit der Zahntechnikerin Susi Martin und Erbin der Liegenschaft, welche jedoch nach dem Ableben von Martin und nach einem Rechtsstreit in den Verkauf ging. Heute ist die Liegenschaft im Besitz von Investoren und es ist ein Bauprojekt mit ca. 30 Wohnungen geplant.

Sven Gasser

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