Beim FC Tuggen (und auch beim FC Rüti) kann man sich ein kleines Stück vom YB-Meisterkuchen abschneiden.
Kurz vor halb sieben Uhr brachen am vergangenen Sonntag im ausverkauften Berner Wankdorf-Stadion alle Dämme: Nach einer 5:1-Gala gegen den Tabellenzweiten FC Luzern feierten die Young Boys vor 31 500 Fans ihren 16. Meistertitel. Zwei ehemalige Tuggner Spieler wurden im Meistershirt mit der Nummer 16 auf dem Rücken mit Champagner geduscht: Nationalspieler Christian Fassnacht (29) war beim 5:1-Triumph an den ersten drei Treffern beteiligt. Auf der Bank sass als Goalie-Trainer der Rütner Christoph Born (49). Und in Laupen bei Wald jubelte vor dem Fernseher im YB-Dress Trainer-Legende Hans Boos (74), seit 61 Jahren treuer Fan der Gelb-Schwarzen und einst beim FC Rüti Trainer der A-Junioren mit Goalie Christoph Born.
Für den Ex-Tuggner Fassnacht ist es nach 2018, 2019, 2020 und 2021 bereits der fünfte Meistertitel. Der Rechtsaussen vom linken Zürichsee-Ufer spielte 2014 ein halbes Jahr beim FC Tuggen. In 17 Spielen gelangen dem Thalwiler damals 10 Tore. Via den FC Thalwil, den FC Winterthur und den FC Thun landete Fassnacht 2017 in Bern.
Dem Spiel gegen Luzern drückte Fassnacht, er trug für einmal für Fabian Lustenberger (sass zuerst auf der Bank) die Captainbinde, am vergangenen Sonntag schnell den Stempel auf. Das 1:0 von Torjäger Jean-Pierre Nsame leitete «Fasi» auf der rechten Seite ein. Das 2:0 buchte der Ex-Tuggener nach einem Sololauf eiskalt. Und beim herrlichen Distanzschuss von Sandro Lauper zum 3:0 zog Fassnacht geschickt den Fuss zurück. Nach 70 Minuten durfte der Ex-Tuggner raus. Mit einer verdienten Standing Ovation.
Nur: Wäre es nach Fassnacht gegangen, hätten die Berner ihren Titel bereits am Dienstag vor einer Woche in Zürich gefeiert. Auch damals schoss Fassnacht ein Tor – es war das 1:1 gegen GC. Doch am Schluss tauchten die Berner im Letzigrund gegen den Rekordmeister mit 1:4 – die Berner Meisterparty musste verschoben werden. Dass bei der Meister-Sause dann alle Berner mit Fassnachts Rückennummer 16 (für den 16. Titel) aufliefen, gefiel dem Nati-Spieler natürlich. Fassnacht auf «blue Sport»: «Geil, es fühlt sich an, als hätten alle mein Leibchen an.» «Und», sagte er noch, bevor er wieder in die Kurve zu den bierseligen Berner Fans rannte: «Ich bin sehr stolz auf unsere Leistung.»
Gar 146 Spiele machte Christoph Born für den FC Tuggen. Zwischen 2000 und 2010 stand Born in der March zwischen den Pfosten. Der Sportlehrer aus Rüti startete danach im Nachwuchs von GC seine Karriere als Goalietrainer. Sein Meisterstück lieferte Born damals mit Roman Bürki ab. Aus dem unbekannten Berner Nachwuchshüter von YB formte er den späteren Nationalgoalie, der in der Bundesliga beim SC Freiburg (ab 2014) und danach ab 2015 bei der Borussia Dortmund im Tor stand. Seit dem Sommer 2022 spielt Borns ehemaliger Schüler in den USA als Captain bei den St. Louis CITY.
Die Stadt Bern bewilligte seinen Fans eine Freinacht. Frei nach dem Motto: Freinacht dank Fassnacht.
Am 4. Juni winkt den Ex-Tuggnern Fassnacht und Born der nächste Titel: Im Cupfinal trifft der frischgebackene Meister im heimischen Stadion Wankdorf auf den FC Lugano.
Max Kern