Eine neue Bahnlinie könnte Pendlerströme effektiver leiten

Von Schmerikon her ein 5,8 km langer Tunnel unter Eschenbach hindurch direkt nach Rüti ZH. (Foto: zVg)

Die Idee einer direkten Anbindung des See-Gaster ans Zürcher Oberland tönt interessant und könnte für Pendler eine attraktive Verbindung schaffen. Zudem ist die Idee nicht mal so neu.

Mit Paul Stopper referierte kürzlich in der Region ein ausgewiesener Fachmann des Öffentlichen Verkehrs (siehe Kasten). Der Bauingenieur und Verkehrsplaner setzt sich schon seit Jahren für eine direkte Bahnlinie zwischen Rüti ZH und Schmerikon ein. Dies auch mit der Argumentation des Landschaftsschutzes. Die SBB-Doppelspur Uznach–Schmerikon sei zwar gut, nur sei eine Fortführung nach Rapperswil kaum möglich. Der grössere Teil des Obersees sowie die angrenzenden Flächen sind im Bundesinventar für geschützte Landschaften und Naturdenkmäler enthalten. Wie es sich schon in Uznach mit der Umfahrungsplanung zeigt, ist Bauen in geschützten Landschaften mit viel Gegenwehr und Auflagen verbunden.

Eigentlich keine neue Idee
Bereits bei der Planung der Glatttalbahn 1856 wurde eine direkte Verbindung von Rüti ZH nach Ziegelbrücke als kürzester Weg definiert. In den damaligen Streitereien um die Linienführung haben sich jedoch einflussreiche Rapperswiler durchgesetzt, mit der Folge, dass noch heute täglich hunderte Pendler und sonstige Fahrgäste in Rapperswil umsteigen müssen. «Wenn man einen Umsteigevorgang aufhebt und eine direkte Linie einführt, wird ein ÖV-Angebot bis zu 50 Prozent mehr genutzt», weiss der langjährige Verkehrsplaner. Ein nicht unbeträchtlicher Teil des Strassenverkehrs ins Zürcher Oberland rührt aus den Quellgebieten der Linthebene. Durch längere und damit wenig attraktive ÖV-Verbindungen bleibt der Berufsverkehr auf der Strasse, weil man auf dieser mehr oder weniger zügig vorwärtskommt. Durch das stete Wachstum der Bevölkerung – See-Gaster hat die 70 000-Marke geknackt – steigen auch die Pendlerströme und verlangen nach neuen Lösungen. Braucht man mit dem Zug von Uznach über Rapperswil – mit Umsteigen – nach Rüti ZH aktuell 20 Minuten, wären es bei einer Direktverbindung noch 11 Minuten. Sogar Eschenbach mit mittlerweile 10 000 Einwohnern könnte eingebunden werden, dann würde die Fahrt 13 Minuten dauern. Würde eine solche Verbindung realisiert, entstünde eine direkte Zugverbindung von Chur bis zum Flughafen und umgekehrt. Somit eine direkte Erschliessung in die Touristenregion Bündnerland. Selbstverständlich würden die S-Bahnen S5 und S15 weiterhin nach Rapperswil verkehren. Das Gebiet Gaster würde durch zwei neue S-Bahn-Linien, zum Beispiel durch eine verlängerte S9 oder eine verlängerte S3, an die Agglomeration Zürich angeschlossen. Als weiterer Vorteil würde die nur schwer realisierbare Doppelspur Schmerikon–Rapperswil überflüssig.

Seit mehr als 40 Jahren verfolgt die Vereinigung «Pro Oberland» die Zielsetzung einer neuen Bahnverbindung, weil auch das Zürcher Oberland inmitten der Achse ein zunehmendes Verkehrsaufkommen hat. Bei der Schliessung Zürcher-Oberland-Autobahn in Hinwil mit Umfahrung Wetzikon wird seit Jahrzehnten geplant und verworfen. Die Bahnlinie könnte das Ganze entschärfen. Nur wollen weder das Bundesamt für Verkehr, noch die SBB, aber auch die Kantone St. Gallen und Zürich nichts davon wissen, respektive wollen das Marktpotenzial nicht sehen.

Ein unweigerliches Verkehrschaos droht in Uznach, Rapperswil und Hinwil/Wetzikon. Auf Anfrage der «Obersee Nachrichten» bei Region Zürichsee-Linth über den Nutzen oder die Möglichkeiten einer solchen Bahnverbindung erteilt Geschäftsführer Peter Göldi Auskunft, dass die Gemeinden in der Region Zürichsee-Linth den Verkehr gesamtheitlich betrachten. Der Verein setze sich deshalb für die Verbindungsstrasse A15-Gaster ein, weil diese auch den Busverkehr verflüssige. Dazu trage auch der Ausbau zur Doppelspur zwischen Uznach und Schmerikon bei. Die Fahrpläne der Busse würden dahin gehend angepasst. Die Idee einer direkten Verbindung zwischen Schmerikon und Rüti möge interessant sein als direkter Zubringer zwischen Zürich-Flughafen ins Bündnerland. Ob solche Züge dann auch an den Bahnhöfen der Region halten würden, sei mehr als fraglich. Mit so einer Linie sei zudem die Stadt Rapperswil-Jona abgeschnitten, welche immerhin rund 40 Prozent der Bevölkerung im Gebiet stelle.

Sven Gasser

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