Fische statt Panzerknacker im Netz

Nach 44 Jahren im Dienst geniesst Polizeiadjutant Bruno Schnyer nun seinen Ruhestand. (Fotos: Max Kern/zVg)

Handschellen, Dienstwaffe und Uniformen sind abgegeben: Nach fast 44 Jahren bei der Kantonspolizei Schwyz trat Adjutant Bruno Schnyder Ende Mai in den Ruhestand. Ab sofort hat der 65-jährige Altendorfer Zürichsee-Fische im Visier.

Am 15. September 1979 trat der Altendorfer Elektriker Bruno Schnyder in der Zentralschweizer Polizeischule die Ausbildung zum Polizisten an. In einer Zeit, in der es weder Handy-Ortung noch DNA-Analysen gab. Beim Besuch der «Obersee Nachrichten» im Haus des Neurentners im ehemaligen Altendorfer Fischerdörfchen Seestatt sagt Schnyder: «Es war immer ein wenig mein Wunsch, Polizist zu werden. Schon mein Onkel war bei der Polizei. Dieser Beruf hat mich immer fasziniert. Du beginnst am Morgen mit der Arbeit und weisst nie, was auf dich zukommen wird.»

Dank der Familie geerdet
Nach der einjährigen Polizeischule startete Schnyder im Herbst 1980 auf dem Polizeiposten Lachen («in Lachen war Chilbi»), war danach kurz in der Verkehrsabteilung tätig, bevor er 1981 zum Kriminaltechnischen Dienst wechselte. Über 40 Jahre war er dort im Einsatz, mehr als 20 Jahre davon als Dienstchef. Schnyders Hauptaufgaben: Kriminaltechnik, Branduntersuchungen, Erkennungsdienst. Schnyder: «Wir hatten früher 120 Pikett-Tage pro Jahr, das heisst jeweils 24 Stunden Bereitschaft. Da kannst du am Abend nichts abmachen. Heute sind nur noch 70 Pikett-Tage üblich.» Eine der unangenehmsten Aufgaben für den Dienstchef war es, Eltern über den Ertrinkungstod eines ihrer Kinder oder Angehörige bei ausserordentlichen Todesfällen ihrer Liebsten zu informieren. Schnyder: «Da ist es wichtig, dass du in deiner Familie und im Kreis deiner Kameraden geerdet bist».

In den Anfangszeiten seiner 44-jährigen Dienstzeit musste Schnyder in Altendorf und Lachen auch den einen oder anderen «Überhöckler» büssen. Polizeistunde war um 24 Uhr, bis 00.15 Uhr galt Toleranz. Schnyder: «Überhöckler gab es schon immer.» Die Busse betrug damals neu zehn statt wie vorher üblich fünf Franken, ausgestellt von Polizist Schnyder auf einem Quittungsblöckli. 2003 erfuhr die Kriminaltechnik einen Quantensprung: Das Bundesgesetz über die Verwendung von DNA-Profilen im Strafverfahren und zur Identifizierung von unbekannten oder vermissten Personen wurde eingeführt. Die Jahre zuvor mussten Schnyder & Co. vor allem mit Fingerabdrücken arbeiten. Es waren auch die Jahre der Panzerknacker, die mit Trennscheiben bei Lebensmittelgrosshändlern Tresore aufbrachen und stapelweise Geld entwendeten. Alarmanlagen gab es noch (fast) keine. Schnyder: «Vor allem über Ostern oder Pfingsten konnten sie in aller Ruhe einbrechen, weil die Geschäfte geschlossen waren.» Einer dieser Tresorknacker ging Schnyder Anfang der 80er-Jahre ins Netz. Der Ganove hatte in einer Denner-Filiale eingebrochen. Schnyder: «Offenbar bekam er Durst und hat dabei ein Bier getrunken.» Dank der Fingerabdrücke auf der Bierflasche ging der Panzerknacker Schnyder ins Netz. Seit Anfang letzter Woche sind es Felchen, Hecht, Forellen und Egli, die in Schnyders engmaschigem Netz landen.

Mit 6 PS auf dem See
Neben seinem Haus mit Seeanstoss («da bin ich als Kind aufgewachsen») steht ein kleines Bootshaus. Das Boot wird von einem 6-PS-Motor angetrieben. Krimis schaut sich der Kriminalexperte am TV übrigens keine an. «Dass der Täter in nur einer Stunde gefasst wird, ist nicht realistisch. Und: Wir müssen uns an die Regeln halten.»

Der Name Schnyder lebt in der Polizeigeschichte weiter. Schnyder: «Einer unserer Söhne arbeitet seit dem 1. März dieses Jahres in der Kriminaltechnik.»

Max Kern

Back To Top