Stefan Steiners Aufgabe ist es, die «Zufriedenheit» der Höfner Unternehmen zu erhöhen. Diese scheinen durchaus zufrieden zu sein. Luft nach oben gibt es aber immer. Vor allem bei bekannten Herausforderungen.
«Obersee Nachrichten»: Herr Steiner, Sie sind Wirtschaftsförderer bei der Wirtschaftsförderung Höfe – was konkret verbirgt sich hinter dieser Berufsbezeichnung?
Stefan Steiner: Die Bezeichnung Wirtschaftsförderer Höfe umfasst eine Reihe von Aufgaben, um die wirtschaftliche Entwicklung der Region zu fördern beziehunsgweise die Zufriedenheit der Höfner Unternehmen zu erhöhen. Der Wirtschaftsförderer muss das wirtschaftliche Umfeld des Standorts möglichst gut kennen und sich kontinuierlich damit beschäftigen. Dazu gehört die Analyse des Arbeitsmarktes, die Berücksichtigung von Verkehrsanliegen und die Beobachtung der Entwicklung nationaler und internationaler Unternehmen. Sehr wichtig ist es für den Bezirk Höfe, dass die bestehenden Unternehmen in der Region unterstützt, vernetzt und dadurch gestärkt werden. Dies kann auch die Identifizierung von Innovations- und Wachstumschancen oder die Zusammenarbeit mit Forschungs-/Entwicklungsinstitutionen umfassen. Der Wirtschaftsförderer fungiert generell als zentrale Anlaufstelle für Fragen und Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Wirtschaftsleben im Bezirk. Unternehmer und Unternehmerinnen können sich an ihn wenden, um Unterstützung, Rat oder die «richtigen Ansprechpartner» für ihre Anliegen zu erhalten. Zudem bietet die Wirtschaftsförderung Informationen und Netzwerkanlässe für die Bevölkerung und Unternehmenden an. So wird quartalsweise ein Newsletter versandt, zweimal pro Jahr der «Gesprächspunkt Höfe» für die Bevölkerung sowie das «Höfner Höhentreffen» für die Unternehmer und Unternehmerinnen organisiert. Sehr wichtig ist der jährliche Neuzuzüger-Anlass für die neu angesiedelten Unternehmen in den Höfen als Instrument zur Förderung des Austauschs und der Vernetzung. In enger Zusammenarbeit mit dem Amt für Wirtschaft Kanton Schwyz arbeitet der Wirtschaftsförderer daran, Startups und Neuunternehmen im Bezirk Höfe zu beraten und anzusiedeln. Um stets auf dem neuesten Stand zu bleiben und die überregionale Vernetzung zu fördern, besucht der Wirtschaftsförderer externe Veranstaltungen. Dies ermöglicht den Austausch von Erfahrungen, das Knüpfen neuer Kontakte und das Identifizieren von Trends und Best Practices.
Höfe gilt als prosperierende, innovative Region mit einer grossen Anzahl Unternehmen, die international einen hervorragenden Ruf geniessen. Was macht die Region so interessant – abgesehen von der Steuerthematik?
Es ist tatsächlich spannend, dass viele Unternehmen die hervorragende Anbindung durch den Individual- wie öffentlichen Verkehr, die Nähe zu Zürich und zum Flughafen, aber auch das sehr schöne Umfeld mit See und Bergen höher bewerten, als die doch sehr tiefen steuerlichen Belastungen. Insbesondere internationale Firmen zeigen sich immer wieder positiv überrascht über die gute und sehr nahe Zusammenarbeit mit Behörden. Auch wird die grosse politische Stabilität, die hohe Rechtssicherheit und das sichere Lebensumfeld öfters gelobt.
Wird all das wahrgenommen: Sind sich etwa internationale Unternehmen, die sich hier eventuell ansiedeln möchten, dieser Vorteile bewusst – oder ist hierbei permanente Aufbauarbeit nötig?
In der Tat kennen internationale Unternehmen bereits viele Vorteile des Bezirks Höfe, jedoch ist immer wieder festzustellen, dass einige für uns selbstverständliche Standortfaktoren erst später wahrgenommen oder durch uns aufgezeigt werden können. So ist zum Beispiel für viele neu, dass wir ein tolles Bildungssystem mit qualitativ hochstehenden öffentlichen Schulen und verschiedensten Berufsbildungswegen kennen. Parallel dazu steht auch ein hervorragendes Angebot an international ausgeprägten Privatschulen und Gymnasien/Hochschulen/Universitäten zur Verfügung. Dies führt zu hervorragend ausgebildeten Arbeitskräften, was die Grundlage jeder erfolgreichen Firma ist.
Und die Firmen, die bereits hier sind: Was hören Sie, welche aktuellen Herausforderungen die Unternehmen beschäftigen?
Hier unterscheiden wir uns im Bezirk Höfe nicht wesentlich von anderen Regionen. Obwohl man das Problem schon länger kennt, der Fachkräftemangel ist ein Dauerbrenner. Die Rekrutierung und Bindung von Talenten ist eine Herausforderung, die Unternehmen dazu zwingt, attraktive Arbeitsbedingungen, Weiterbildungsmöglichkeiten und innovative Personalstrategien anzubieten. Hier bieten der Bezirk Höfe und der Kanton Schwyz grösstmögliche Unterstützung – aber zaubern können auch wir nicht. Das Thema wird uns, die Politik, das Bildungswesen und nicht zuletzt die Unternehmen in den nächsten Jahren massiv beschäftigen. Weitere Herausforderungen wie der Verkehr in den Ortschaften und die ungebrochen hohen Miet- und Kaufpreise für Immobilien lassen sich nicht kurzfristig und lokal lösen. Hier setzen wir auf eine gute Zusammenarbeit im Kanton und in überregionalen Initiativen.
«Gerne würden wir unseren Höfner Unternehmen ein ‹Rundum-Glücklich-Paket› schnüren. Leider funktioniert das nicht.»
Wir sprachen ja bereits über die Vorzüge der Region: Lässt sich dies aber auch beziffern? Wie viele Unternehmen haben sich hier zum Beispiel im vergangenen Jahr angesiedelt und in welchen Branchen hauptsächlich?
Selbstverständlich sind das für uns sehr wichtige Werte, die wir aktiv verfolgen. Insbesondere das Nettowachstum ist für uns ein guter Indikator, wie es der Region geht. Das Nettowachstum setzt sich aus der Zahl von Neugründungen und Zuzügen, abzüglich der Wegzüge und Löschungen/Konkurse zusammen. Solange dies einen positiven Wert ergibt, herrscht Wachstum. Die noch nicht finalen Zwischenergebnisse – Stand Mitte Dezember – für das Jahr 2023 in den Höfner Gemeinden Freienbach, Wollerau und Feusisberg lauten wie folgt: Gründungen 581, Zuzüge 352, Wegzüge 368 und 277 Löschungen. Somit ergibt es ein Nettowachstum von 288.
Wir sind hier im Gebäude, in dem sowohl die Wirtschaftsförderung Höfe als auch das Konkursamt angesiedelt sind. Das mag fast schon ein wenig ironisch wirken, wirft aber tatsächlich wesentliche Fragen auf: Wie viele der Jungunternehmen sind tatsächlich dauerhaft erfolgreich und wie viele geben aus welchen Gründen auf?
Tatsächlich ist es im Bezirk wie im richtigen Leben. Von der Geburt – sprich der Gründung – bis zum Tod, der Löschung – unterstützen wir die Unternehmen. Den dauerhaften Erfolg von Startups in den Höfen können wir leider nicht genau beziffern, aber Studien/Statistiken zeigen, dass über 80 Prozent aller neu gegründeten Unternehmen es über das erste Jahr hinausschaffen. Nach zwei Jahren beträgt die Überlebensrate rund 70 Prozent, nach drei Jahren rund 60 Prozent und nach fünf Jahren rund 50 Prozent. Auch bei den Gründen für das Scheitern wird es bei uns wie an anderen Orten sein. Hier die Top-3-Gründe gemäss «foundersfoundation.de»: Fehlender Marktbedarf oder fehlende Nachfrage nach dem Produkt oder der Dienstleistung, schlechte Geschäftsplanung und -ausführung, unzureichendes Kapital und Finanzierung zur Unterstützung des Unternehmens.
Welchen Herausforderungen werden sich die Unternehmen am Standort Höfe im neuen Jahr stellen müssen?
Gerne würden wir unseren Höfner Unternehmen ein «Rundum-Glücklich-Paket» schnüren. Leider funktioniert das nicht. Auch die Höfner Unternehmen werden sich den grossen Herausforderungen wie Fachkräftemangel, Energiekosten, Digitalisierung, Klimaveränderung, Währungsrisiken und so weiter stellen müssen. Die einzige Konstante bleibt wohl der Wandel. Wir werden alles daransetzen, hier wo immer möglich, die Hand zu reichen. Wir wünschen allen ein gutes, gesundes neues Jahr und Mut zur Innovation.
Holger Franke
Anlaufstelle im Bezirk Höfe
Die Wirtschaftsförderung Höfe ist Ansprechpartnerin für neutrale Auskünfte zu gemeindeübergreifenden Anliegen und vermittelt Kontakte in den Höfner Gemeinden und im Bezirk. Zudem ist sie eng mit dem Amt für Wirtschaft Kanton Schwyz verbunden und kann so rasch und unbürokratisch bei Fragen im Zusammenhang mit kantonalen Themen unterstützen. Verschiedene Veranstaltungen dienen der Vernetzung und dem Informationsaustausch der Unternehmen und der Bevölkerung in den Höfen. Getragen wird die Wirtschaftsförderung Höfe durch den Bezirk Höfe. Die drei Standortgemeinden stehen im engen Austausch mit dem Wirtschaftsförderer.