Am 3. März stimmen die Stimmberechtigten des Kantons Zürich über Pistenverlängerungen am Flughafen Zürich ab. An vorderster Front kämpft auch Rütis Gemeindepräsidentin Yvonne Bürgin für ein Ja. Das überrascht auf den ersten Blick.
Was hat Rüti mit dem Flughafen Kloten am Hut? Die Oberländer Gemeinde liegt 33 Kilometer Luftlinie vom grössten Schweizer Airport entfernt. Da können die lärmigen Südanflüge frühmorgens und spätabends wohl kein dominantes Thema sein. Deshalb staunten einige stimmberechtigte Zürcher, als sie im Briefkasten den A4-Flyer mit dem Titel «JA zur Pistenverlängerung» fanden. Denn neben FDP-Nationalrätin Regine Sauter, Skyguide-Tower-Chef Thomas Muhl und Swiss-Captain Peter Koch ist Yvonne Bürgin (Die Mitte) eines von vier prominenten Aushängeschildern, die für einen Ausbau der Pisten 28 (400 Meter nach Westen) und 32 (280 Meter nach Norden) kämpfen. Die Gegner der Vorlage befürchten, dass ein Ja der Startschuss für grenzenloses Wachstum und einen Kapazitätsausbau wären. 2022 gab’s 217 000 Flugbewegungen pro Jahr. 2018, vor Corona, gar 278 100.
Zurück zur Kernfrage: Weshalb kämpft Rütis Gemeindepräsidentin für ein Ja zu den Pistenverlängerungen?
Nachtflugverbot einhalten
Zu den «Obersee Nachrichten» sagt sie: «Grundsätzlich ist mir ein gut funktionierender Flughafen wichtig, weil er den Kanton Zürich attraktiv und wettbewerbsfähig macht. Davon profitiert die Region und natürlich auch die Gemeinde Rüti. Doch das Pistensystem des Flughafens Zürich mit drei sich teilweise kreuzenden Pisten ist sicherheitstechnisch anspruchsvoll und führt oft zu Verspätungen.» Die Rütner Nationalrätin führt aus: «Vor allem bei schlechten Wetterbedingungen oder bei schweren Langstreckenflügen kommt es zu unplanmässigen Umstellungen, was dann dazu führt, dass das Nachtflugverbot nicht eingehalten wird.» Mit der Verlängerung der Pisten 28 und 32 könnten, so Bürgin, die Kreuzungspunkte vermieden werden, was die betrieblichen Abläufe und die Sicherheit verbessern würden. Die vorgegebenen Betriebskonzepte könnten besser eingehalten werden: Südkonzept am frühen Morgen, Nordkonzept tagsüber und Ostkonzept am Abend.
Neben Kirche aufgewachsen
Bürgin: «Die Gemeinde Rüti ist hauptsächlich am Morgen um 6 Uhr vom Fluglärm betroffen, wenn die ersten Flieger gemäss dem Südkonzept über Rüti eindrehen für eine Landung auf der Piste 34. Daran wird sich wenig ändern. Aber abends können vermehrt Ausweichflüge auf die Piste 34 vermieden werden, was zu einer besseren Einhaltung der Nachtruhe führt. Die Vorteile der Pistenverlängerungen überwiegen für mich klar.» Seit Ende Oktober 2003 – oder 7421 Tagen, wie der Verein «Flugschneise Süd NEIN» vorrechnet – wird vor allem in den Randstunden aus Süden angeflogen. Konnte Rütis Gemeindepräsidentin trotzdem bei offenem Fenster schlafen? Yvonne Bürgin: «Als damals die Südanflüge eingeführt wurden, fühlten sich viele gestört durch den Fluglärm morgens um sechs Uhr. In der Zwischenzeit haben sich wahrscheinlich die meisten daran gewöhnt.»
Das Lärmempfinden, so Rütis Gemeindepräsidentin, sei auch sehr unterschiedlich. «Ich persönlich bin nicht sehr lärmempfindlich. Das hat vielleicht damit zu tun, dass ich neben einer Kirche aufgewachsen bin und immer noch wohne. Die Kirchenglocken können um einiges lauter sein als die Flieger um sechs Uhr morgens. Diese höre ich eigentlich nie und ich kann wunderbar mit offenem Fenster schlafen.» Trotz ruhigen Schlafs, Rütis Gemeindepräsidentin ist sich sicher, dass die geplanten Pistenverlängerungen mehr Nachtruhe bringen werden. «Ich bin überzeugt davon, dass die Pistenverlängerungen eine Verbesserung für die gesamte Bevölkerung bringen werden. Wenn ein kreuzungsfreier Betrieb gewährleistet ist, kommt es zu weniger Verspätungen, dies führt zu mehr Nachtruhe und zu einer Reduktion der Anzahl Fluglärm-Betroffener. Deshalb setze ich mich für die Pistenverlängerungen ein.» Max Kern
«Von einem Ja profitiert auch die Gemeine Rüti»
Yvonne Bürgin, Gemeindepräsidentin von Rüti