Frühlingsputzete für Wandervögel

Ortsmitarbeiter Peter Kern reinigt mit Teleskop-Schrubber. (Foto: Max Kern)

3000 km Wanderwege gibt’s im Kanton Zürich. 12 000 Wegweiser und 25 000 Richtungszeiger weisen den Weg. Wer putzt und richtet die Signale, wer malt die gelben Rhomben auf Bäume und Mauern? Die «Obersee Nachrichten» waren mit einem Wetziker Ortsmitarbeiter unterwegs.

Rund 220 ehrenamtliche Mitarbeitende kümmern sich im Kanton Zürich um das Wanderwegnetz. Einer davon ist der 70-jährige Peter Kern aus Wetzikon. Seit 2016 kümmert sich der ehemalige Primarlehrer um 25 Kilometer Wanderwege in und um Wetzikon. Unterwegs ist der Rentner mit einem umgebauten Fahrrad. Im Velokorb auf dem Hinterrad nimmt er unter anderem Putzmittel, Farbe, Klebeband, Brennsprit und Acryl mit. Am Velokorb hängt links eine Aluminiumleiter mit vier Stufen. Ein gelber Helm hängt an der Leiter. Und nicht zu übersehen ist auch die Teleskop-Stange mit Bürste vorne dran. Eine mobile Putzwerkstatt auf zwei Rädern. Umgehängt hat der Ortsmitarbeiter einen blauen Rucksack mit aufgenähtem, gelbem Rhombus. Die gelben Rauten kennt jedes Kind – sie weisen auf Bäumen oder Mauern den Wandern den Weg.

Brennsprit gegen FCZ-Slogans
Es ist ein wunderschöner Frühlingstag anfangs April. Die Tour beginnt im Westen von Wetzikon. Die Frühlingsputzete steht an. Im nahen Bach befeuchtet Kern den Teleskop-Schrubber. Die ersten Schilder werden geputzt. Und das geübte Auge sucht sofort die sogenannten Quittungen. In der Richtung, in die der Wegweiser zeigt, muss innerhalb von 20 bis 30 Metern eine Raute sichtbar sein. Die Absicherung, dass die Wegweiser nicht verstellt worden sind. Die Quittung ist auf einen Baum gemalt. Doch die gelbe Farbe hat witterungsbedingt gelitten. Mit Klebeband umrandet Kern den Rhombus auf der Buche. «Ich habe am liebsten Buche, die haben eine schöne, glatte Rinde. Birken oder Tannen weniger.» Die gelbe Farbe wird aufgepinselt.

Ein paar Kilometer weiter vor der Sekundarschule. An einem weissen Wegweiser erblickt Kern einen Kleber mit politischer Botschaft. Er nimmt die Leiter vom Rad, beginnt zu kratzen. Viele der Schilder sind von FCZ-Fans verunstaltet. «Mein Allerheilmittel in solchen Fällen ist Brennsprit.»

Keine Freude hat Kern an den Blattläusen. «Da muss ich zweimal jährlich putzen, sonst siehts verschissen aus.» Auf einem gelben Wegweiser in Robenhausen erblickt man einen blauen Streifen mit einer weissen Jakobsmuschel drauf. Sie zeigt den Pilgern auf dem Jakobsweg den Weg Richtung Compostela im spanischen Galizien.

20 Franken pro Stunde
Nächster Stopp in der Nähe des Pfäffikersees: Ein gelber Rhombus mit Zürcher Wappen drauf ist fast nicht mehr zu sehen. Ein Ast versperrt die Sicht. Kern greift zur Säge. Das Problem ist bald behoben. Schnell putzen – und weiter wird geradelt. Nächster Halt bei einer Bahnunterführung. Der verwitterte Rhombus wurde einst auf einen Steinklotz gemalt. Klebeband rundherum – und schon kommt der Pinsel mit der gelben Farbe zum Einsatz. Sieben bis acht Stunden geht die Frühlingsputzete jeweils – verteilt auf zwei Tage. «Im Sommer muss ich mehr schneiden, da gibt’s mehr zu tun.» Im Herbst geht’s nochmals auf einen Kontrollgang mit dem Velo. «Ich mache 30 bis 40 Stunden pro Jahr.» Reich wird Kern, der 37 Jahre lang Erst- bis Drittklässler unterrichtete, dabei nicht. 20 Franken gibt’s pro Stunde. «Vieles schreibe ich nicht auf.» Den Verein Zürcher Wanderwege gibt’s seit 1933. Hauptsponsor ist die ZKB.

Max Kern

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