Buttiker Schiri Sandro Schärer darf an der EM nicht sprechen

Schärer (Zweiter von links) mit Zogaj, De Almeida und San. (Foto: SFV)

Darauf hat Profi-Schiri Sandro Schär ein Leben lang gewartet: Der Buttiker pfeift an der EM in Deutschland. Pech für ihn: Der «Schnurri» von einst darf bis nach der EM nicht reden. Und: 22 Damen hätten seine Karriere einst fast frühzeitig beendet.

Die Fussball-Europameisterschaften finden vom 14. Juni bis zum 14. Juli in Deutschland statt. Dafür hat der Europäische Fussballverband Uefa 18 Spitzenschiedsrichter aufgeboten. Einer von ihnen ist der Märchler Sandro Schärer. Der 35-Jährige war zwar schon vor drei Jahren bei der paneuropäischen EM dabei, damals aber nur als vierter Offizieller. Jetzt wird der ehemalige Junior des FC Buttikon aber Spiele bekommen. Schärer fährt mit drei Schweizer Kollegen in den grossen Kanton: Seine beiden Assistenten an der Linie, Bekim Zogaj und Stéphane de Almeida, sind an seiner Seite. Und Schiedsrichter Fedayi San amtet als Video Assistent Referee (VAR).

Talent «im Schnurre»
Schärer ist 14 Jahre nach Massimo Busacca der erste Schweizer Unparteiische, der an einem Grossturnier auf dem Feld im Einsatz steht. Der heutige Ausbildungschef des Weltfussballverbandes Fifa pfiff an der WM 2010 in Südafrika.

Schärers Aufgebot macht vor allem Dani Wermelinger, den Leiter des Ressorts Spitzenschiedsrichter, stolz: «Wir freuen uns riesig darüber, dass sich die hartnäckige Arbeit für Sandro Schärer und sein Team auszahlt.»

Als Junior spielte Klein-Schärer beim 1946 gegründeten FC Buttikon in der Gemeinde Schübelbach – und fiel vor allem durch sein lockeres Mundwerk auf. Ein «Talent im Schnurre» sei er gewesen, gab Schärer Jahre später zu, «ich war ein schwieriger, ganz schlimm.» Schärers Vater regte sich am Spielfeldrand auf, der Junior hatte oft das Gefühl, er müsse dem Schiri helfen. Und er zeigte auf dem Feld immer wieder, dass er mit den Entscheidungen des Unparteiischen nicht zufrieden war. Papa Schärer hatte einen klugen Rat: «Zeig ihnen doch, dass du es besser kannst.» Mit 16 besuchte Sandro Schärer den ersten Schiedsrichterkurs, kickte nebenbei weiter bei den Junioren des FC Buttikon.

22 fluchende Damen
Zum Start seiner Karriere mit der Pfeife im Mund bekam es der heutige Vorzeige-Ref mit 22 Damen zu tun. In einem Drittligaspiel warfen sich die Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts offenbar so viele Schimpfwörter an den Kopf, dass der pubertierende Junge aus der March nicht mehr ein noch aus wusste. Die Schiri-Karriere schien zu Ende, bevor sie richtig begonnen hatte. Doch Schärer gab nicht auf. Sein nächster Einsatz war ein Juniorenspiel zwischen Knaben von Oberrieden und Seebach. Einer der Trainer rief nach wenigen Minuten seinen Spielern zu: «Seid ruhig, dieser Schiri sieht alles.» Das blieb bis heute so. Was «Schnurri» Schärer zu seiner EM-Nomination sagt? Nichts! Er darf nicht sprechen. Veranstalter Uefa hat allen 18 Schiedsrichtern bis nach dem Finaltag ein Redeverbot erteilt. Was nicht nur beim Schweizerischen Fussballverband für Kopfschütteln sorgt.

Max Kern

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