Bau der temporären Arena für das Schwyzer Kantonalschwingfest in Galgenen

Andy Böckli ist gerne dabei, wenn seine Leute am Auf- und Abbauen sind. (Foto: Rafael Muñoz)

Andy Böckli aus Galgenen ist CEO der Nüssli AG im thurgauischen Hüttwilen, welche auf der ganzen Welt temporäre Sportarenen baut. So auch für das 100. Schwyzer Kantonale Schwing- und Älplerfest, erstmals an seinem Wohnort. Die «Obersee Nachrichten» besuchten ihn bei den Aufbauarbeiten vor Ort.

Obersee Nachrichten: Herr Böckli, wann haben Sie selbst zuletzt im Sägemehl gelegen?
Andy Böckli: Oh, das ist ein paar Jahre her. Das war bei einer Hamburgertaufe. Ich war Bataillonskommandant bei den Panzergrenadieren und hatte einen Eidgenossen bei mir im Bataillon. Sie hatten die Jungen geholt, die sogenannten Hamburger, die zum ersten Mal im Wiederholungskurs sind. Diese mussten mit dem Eidgenossen schwingen, das war ein 2-Meter-Typ. Als ich kam, riefen alle: «Der Bataillonskommandant kommt!» Dann musste ich selber mit ihm im Sägemehl kämpfen.

Sind Sie selbst ein Schwing-Fan?
Wir machen etwa 10 bis 12 Schwingfeste pro Jahr, und ich bin selber etwa an drei bis vier Schwingfesten dabei.  Ich finde, Schwingen ist so ein traditionelles Schweizer Sportfest, es gehört einfach zur Schweizer Kultur. Aber für mich ist es fast wichtiger, dabei zu sein, wenn meine Leute am Aufbauen sind. Vom Aufbau bis zur Abgabe an den Kunden oder ans OK, und dann wieder beim Abbau.

«Schwingen ist ein ehrlicher, sauberer Sport»

Was fasziniert Sie am Schwingen?
Es ist noch ein ehrlicher Sport. Man sieht zum Beispiel innen nirgends Werbung. In allen Schwingarenen wird nur ausserhalb Werbung gezeigt. Es ist ein sehr traditioneller Sport, ein Kräftemessen Mann gegen Mann – es ist noch ein ehrlicher, sauberer Sport.

Sie wohnen in Galgenen. Was bedeutet es Ihnen, die Arena für das Schwingfest «zu Hause» zu bauen?
Sehr viel. Ich bin ein Zürisee-Bub, in Uetikon am See aufgewachsen und bin 2012 nach Galgenen gezogen. Ich fühle mich sehr wohl, man ist schnell im Wägital, schnell in den Bergen. Wir sind erst im Wettbewerb gewesen, da ging es um die Preise, dann habe ich ein wenig mit dem OK gefightet und wir haben einen Spezialpreis gemacht. Es bedeutet mir viel, weil ich hier auch verankert bin und viele Leute kenne. Wir machen 1500 Events im Jahr, und jetzt einen direkt vor der Haustür, das ist schon sehr cool. Ich kann von meiner Wohnung aus direkt auf den Platz herabsehen.

Welche Herausforderungen stellt der Bau einer Schwingarena?
Wir achten beim Aufbau darauf, dass die Sicherheitsvorkehrungen eingehalten werden, aber das gilt ja für jede Baustelle. Hier ist es deshalb noch speziell, weil wir zusätzliche Leute haben. Diese Helfer müssen wir sicherheitsmässig ebenfalls einweisen.

Nüssli wird auch die Schwingarena für das ESAF 2025 bauen, das grösste Schwingfest im Land. Wann beginnen die Arbeiten?
Ja, die Verträge sind unterschrieben. Die Arbeiten starten normalerweise drei Jahre im Voraus. Das eidgenössische Schwingfest findet nur alle drei Jahre statt, und wenn das eine vorbei ist, starten wir direkt mit der Planung für das nächste. Danach geht es in die Detailplanung, zum Beispiel der genauen Anzahl der Plätze. Es werden etwas über 50 000 Plätze sein, also etwa 20-mal grösser als hier.

Nüssli ist weltweit führend im Bereich Temporärbauten. Können Sie uns einige spannende aktuelle Projekte nennen?
Aktuell sind wir an den Olympischen Spielen in Paris, da bauen wir unter anderem das Beachvolleyball-Stadion, direkt vor dem Eiffelturm. Dieses steht kurz vor der Fertigstellung. Für den America’s Cup 24, der im Sommer startet, bauen wir in Barcelona die Team-Base für Red Bull Alinghi. Dann sind wir jetzt aktuell in Japan dabei, für die Expo 2025 in Osaka verschiedene Länderpavillons aufzubauen, unter anderem den Schweizer Pavillon. Im Sommer arbeiten wir an ungefähr 600 bis 700 Projekten, im ganzen Jahr sind es etwa 1500 Projekte. Aber das sind einige der Highlights.

Immer häufiger übernimmt Nüssli auch Permanentbauten. Vor allem, wenn es schnell gehen muss – was ist das Erfolgsrezept?
Tatsächlich ist Nüssli eigentlich ein Bauunternehmen für temporäre Bauten. Wir sind aber über eines unserer Produkte, die temporäre Turnhalle, die wir normalerweise auf- und wieder abbauen, auch im permanenten Bereich reingekommen. Wir bringen Schweizer Qualität in die ganze Welt, ausserdem gehören bei uns Budgetgenauigkeit und Termintreue immer dazu, das ist so unser Dreieck. Wir sind dafür bekannt, dass kein Projekt verspätet ist. Wir haben eine unglaubliche Termingenauigkeit und Geschwindigkeit im Projekt, darum erhalten wir auch für permanente Projekte vielfach den Vorzug gegenüber einem normalen Bauunternehmen.

Was war der Auslöser?
Das kam mit der Covid-Pandemie. Covid ist bei uns ein wahnsinniger Einbruch gewesen, das war, als ob ein Schalter umgelegt worden wäre. Wir haben uns Gedanken gemacht und das Projekt «Temporäre Turnhalle» entwickelt. So sind wir in die temporären Strukturen hineingekommen. In Deutschland bauen wir nun die grösste Turnhalle in Europa, eine Achtfachturnhalle in Monheim am Rhein.

Ihr Favorit für das Kantonale?
Ich hoffe, es wird ein Lokaler, ein Junger. Es hat viele gute Junge und vielleicht kann einer hier einen Überraschungscoup landen.

Rafael Muñoz

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