Bürgerversammlung Rapperswil-Jona: Generationenprojekt Hallen- und Freibad Lido

Gelingt der Sprung in die Projektierung? Hallen- und Freibad Lido. (Foto: zVg)

Zur Bürgerversammlung am 6. Juni erwartet der Stadtrat eine grosse Beteiligung und verlegt diese weitblickend gleich in die Sporthalle Grünfeld.

Traktandum 1, die Jahresrechnung 2023, wird wohl Formsache werden, dies trotz eines Minus von 1,4 Mio. Franken. Doch danach folgt gleich der grösste Brocken, der wohl auch am meisten zu diskutieren geben wird. Die Bevölkerung von Rapperswil-Jona hat mehrmals zum Ausdruck gebracht, dass ein Hallen- und Freibad im Lido gewünscht wird. Auch in der Erfassung der Sportstättenplanung wurde dies ausgewiesen. Weiter stehen umfassende Sanierungsmassnahmen an den beiden bestehenden Hallenbädern Schachen und Hanfländer an.

Stadt will vorwärts machen
Nach mehrjährigem Hin und Her macht die Stadt gemäss Bürgerauftrag vorwärts und präsentiert an der Bürgerversammlung einen Projektierungskredit in der Höhe von 4,8 Mio. Franken für ein Hallen- und ein Freibad im Lido. Aufgrund der Höhe des Kredits muss dieser im September zwingend an die Urne, sofern die Bürgerversammlung zustimmt. Wie Stadtrat und Bauchef Christian Leutenegger anlässlich einer Pressekonferenz darlegte, handelt es sich beim Siegerprojekt des Wettbewerbs um ein kompaktes Projekt mit guten Betriebsabläufen. Es sei optimal zu bewirtschaften und nachhaltig. Durch die Verlegung des Baukörpers in die Höhe verringere man Probleme mit dem Baugrund und schaffe eine optisch interessante Aussicht des Hallenbades. Die bereits realisierte Liegewiese im Lido, direkt am See, wird ins Gesamtprojekt mit einbezogen.

Kosten offen kommunizieren
Das Projekt hätte bei einer Realisierung ein Preisschild von 75 Mio. Franken mit einer Spanne von plus/minus 30 Prozent. Dazu kommen schätzungsweise 6 Mio. Franken jährliche Betriebskosten. Kann oder will sich das Rapperswil-Jona leisten? Stadtpräsident Martin Stöckling will diese Diskussion an der Bürgerversammlung führen, und zwar bevor man in die Planung geht. «Ein Hallenbad kann, aber muss man nicht machen», so Stöckling an der Pressekonferenz. Dass das Ganze ein Preisschild hat, will er der Bevölkerung an der Bürgerversammlung aufzeigen.

Steuererhöhung ist der Preis
Dass 75 Millionen nicht einfach aus der Reserve finanziert werden können, liegt auf der Hand. Handelt es sich doch nach dem Baukredit des Alters- und Pflegezentrums Schachen um ein fast gleich grosses Projekt, das die Stadt selbst finanzieren will. Mit einer Abschreibungsdauer von 25 Jahren und den jährlichen Betriebskosten wird eine Steuererhöhung unumgänglich. Diese schätzt die Stadt mit acht Steuerprozenten, also von 74 auf 82 Prozent, laufend ab der Realisierung des Bauprojektes.

Doch nur ein Freibad?
Wird der Projektierungskredit für Hallen- und Freibad an der Bürgerversammlung abgelehnt, kann diese einen Projektierungskredit für nur ein Freibad sprechen. Dort liegen die Baukosten bei etwa 31 Mio. mit jährlich wiederkehrenden Kosten von rund 2 Mio. Franken. Diese Kosten würden einer Steuererhöhung von rund drei Prozenten entsprechen. Auch dieser Entscheid müsste an die Urne. Würde nur ein Freibad in die nächste Runde geschickt, wird aber über kurz oder lang die anstehende Sanierung der Lehrschwimmbecken Schachen und Hanfländer zum Thema, mit Kosten von rund 16 Mio. Franken. Die Schulen sind auf Schwimmbecken angewiesen, um ihrem Ausbildungsauftrag gerecht zu werden.

Bürgerversammlung – Urne
Der Stadtrat möchte bei der Vorlage Lido die Mitsprache der Bürgerversammlung stärken. Die Anwesenden bestimmen nämlich, welche Vorlage(n) in welchem Wortlaut im Herbst an die Urne kommen. Dies ist möglich mit Anträgen an der Versammlung. Da wird es nicht um einzelne Duschen gehen – es handelt sich schliesslich um einen Projektierungskredit – sondern nach welchen Vorgaben das Projektierungsteam planen soll und kann.

Zweite Vorlage auch im Lido
Traktandum 3 der Bürgerversammlung betrifft ebenfalls ein Bauprojekt und auch dieses im Lido. Nach langem Hick-Hack um eine Trainingshalle für die SCRJ-Lakers nehmen diese das Heft nun selbst in die Hand und wollen 9 Mio. Franken im Lido investieren. Eis und somit Trainingsmöglichkeiten sind seit Jahren Mangelware für den Klub in der höchsten Schweizer Liga und damit auch für den Nachwuchs. Ans Projekt der Lakers will die Stadt 1,8 Mio. Franken beisteuern, Land im Baurecht zur Verfügung stellen und so auch Eis für die Einwohner der Stadt sichern. Die Interessensgruppen werden sich zu mobilisieren wissen und einem Grossauflauf in der Sporthalle Grünfeld steht nichts im Weg. Mit zwei weiteren Traktanden darf man sich auf einen langen Abend gefasst machen.

Sven Gasser

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