Um für die Gemeinde Bewegungsminuten zu sammeln, werden selbst Rollstühle in Position gebracht. Wer gut zu Fuss ist, lässt das Fahrzeug einfach stehen.
«Ein wenig kommen sie auch deshalb so gern, weil sie wissen, dass es Kaffee und Gipfeli gibt», sagt Anita Zanchin lachend. «Vor allem aber ist es eine willkommene Abwechslung für die älteren Menschen». Dann zückt die Leiterin der Koordinationsstelle für Altersfragen ihr Smartphone, denn schon rollt das Teilnehmerfeld heran und postiert sich für das Gruppenfoto. Insgesamt 16 Teilnehmende lassen es sich nicht nehmen, beim Rollator-Parcours Bewegungsminuten für Reichenburg zu sammeln. So leisten auch sie ihren Beitrag im Coop Gemeindeduell, wenn es um die Auszeichnung als «bewegteste Gemeinde der Schweiz» geht.
Seit Anfang an dabei
Ursprünglich als Rollator-Parcours gedacht, fahren an der diesjährigen Auflage viele im Rollstuhl vor. Der Weg vom Alterszentrum sei zu weit geworden, erklärt Zanchin, im hohen Alter kann sich in einem Jahr körperlich viel ändern. Doch wer noch gut zu Fuss ist, springt sogar aus dem Fahrzeug und absolviert den Parcours laufend, wenn nötig in Begleitung. Schliesslich gilt es, wie in jedem sportlichen Wettkampf, das Verletzungsrisiko gering zu halten. Die Stimmung ist ausgelassen, professionell wird der Fototermin absolviert, und nach der Anstrengung gibt es zur Stärkung tatsächlich das Gipfeli mit Kaffee. «Beim Gemeindeduell sind wir praktisch seit Anfang an dabei», berichtet René Schellenberg, Säckelmeister im Gemeinderat und Vorsitzender der Kommission «richäburg füränand», welche den Verein «Generationentreff» initiiert hat. «Den Rollator-Parcours haben wir zum 4. Mal gemacht.» Anlässe wie diese entsprächen dem Ziel der Kommission, eine ganzheitliche, generationenübergreifende Versorgung zu realisieren. «Die Seniorinnen und Senioren gehören zur Gemeinde wie jeder andere auch», sagt er. Es versteht sich von selbst, dass auch sie Bewegungsminuten für Reichenburg sammeln.
Digitalisierung kein Vorteil
Der Rollator-Parcours stehe grundsätzlich allen offen, erklärt Anita Zanchin, auch wenn in diesem Jahr vor allem Bewohner vom Alterszentrum zur Rose teilgenommen hätten, begleitet von der Aktivierungsfachfrau Simone Raymann. Leider sei es insgesamt so, dass «das Gesellschaftliche ein wenig leidet, die Idee vom Ganzen etwas zu kurz kommt», sagen Zanchin und Schellenberg. Am Gemeindeduell können die Teilnehmenden ihren Einsatz mittlerweile per Smartphone an- und abmelden, weshalb heute leider weniger persönliche Begegnungen entstünden. Die heutige jedoch war ein voller Erfolg. Bewegungsminuten gesammelt, Gipfeli gegessen, Kaffee getrunken – die sportliche Seniorengesellschaft hat sich amüsiert und bricht auf zum nächsten Anlass für das leibliche Wohl: Zmittag.
Rafael Muñoz