Bürgerversammlung Rapperswil-Jona: Entscheide im Sinne der Stadtregierung

808 Stimmberechtigte sorgten für eine Rekordbeteiligung an der Bürgerversammlung in der Sporthalle Grünfeld. (Foto: sga)

808 Stimmberechtigte fanden am vergangenen Donnerstag den Weg ins Sportcenter Grünfeld und gaben dem Stadtrat insofern recht, die Bürgerversammlung dort durchzuführen – das Kreuz wäre aus allen Nähten geplatzt.

Nach der Begrüssung informierten die Stadträte Luca Eberle über die Situation beim Bürgerspital Fischmarkt und Bauchef Christian Leutenegger über die Pfahlarbeiten auf der Baustelle des Alters- und Pflegeheims Schachen. Dort arbeitet man mittlerweile mit drei Bohrgeräten statt einem, um die cirka 300 zusätzlichen Pfähle zu versenken. Man hole die Verzögerung auf und die Mehrkosten werden in die weitere Ausführung eingeplant.

Traktandenänderung
Kaum hatte Stadtpräsident Martin Stöckling die Traktandenliste vorgestellt, wurde gleich der erste Antrag gestellt, nämlich die Reihenfolge zu ändern. Ein Stimmberechtigte fordert, dass die Traktanden Badi Lido und die Trainingshalle der Lakers am Schluss der Versammlung verhandelt werden. Damit wollte sie verhindern, dass die zahlreichen Unterstützer nach erfolgten Abstimmungen die Bürgerversammlung vorzeitig verlassen. Mit einem Lachen goutiert und mit Annahme bestätigt – die Sportaffinen mussten ins «Playoff».

Jahresrechnung durchgewunken
Erstmals seit 2013 schliesst die Jahresrechnung der Stadt mit einem Minus ab. Um die 1,4 Millionen Franken beträgt das Defizit, ist jedoch besser als die budgetierten 2,9 Mio. Franken. Die Stimmberechtigten genehmigten die Rechnung und den Antrag der Geschäftsprüfungskommission grossmehrheitlich mit nur wenigen Gegenstimmen.

Nachhaltiges Recyling-Areal
Im Engelhölzli soll ein Landabtausch stattfinden, damit das Areal weiter entwickelt werden kann; u.a. zur Entsorgung und weiter zur ökologischen Energiegewinnung. Im Engelhölzli soll eine der grössten Biogasanlagen der Schweiz enstehen und so auch der Strategie der Klimaneutralität der Stadt Rapperswil-Jona Schub verleihen. Dem Geschäft wurde mit kaum Gegenstimmen zugestimmt.

Mehr Schulraum im Weiden
Ab August 2026 benötigt die Schule der Stadt zusätzlichen Schulraum und möchte in der Schulanlage Weiden ausbauen. Dort sollen sechs Primar- und zwei Kindergartenklassen Raum bekommen, inklusive zusätzlicher Nebenräume. Der Projektierungskredit von 600'000 Franken wurde den auch mit vereinzelten Gegenstimmen bewilligt. Die Baukosten bei Ausführung werden auf etwa 15 Mio. Franken geschätzt.

Endlich die Badi
Stadtrat Luca Eberle stellt das Projekt Hallen- und Freibad Lido vor, mit einer Zusammenfassung der Geschichte und dem Willen der Bevölkerung ein solches Bad zu bekommen. Stadtpräsident Martin Stöckling erläutert die Finanzierung des Projektes und weshalb die Baukosten nicht einfach aus dem sehr grossen Finanzvermögen der Stadt bezahlt werden können – weil Vermögen ist nicht gleich Liquidität. Im Anschluss startete die umfangreiche Diskussion. Die GLP wünschte sich bis zum Urnengang am 22. September genauere Zahlen, was Stapi Stöckling als nicht machbar zurückwies. Weiter wollte die GLP, dass zwei Varianten, Hallen- und Freibad, oder nur Freibad an die Urne kommen. Stöckling entgegnete darauf, dass der Stadtrat den Auftrag habe ein Hallen- und Freibad zur Abstimmung zu bringen und werde dies auch machen – aber den GLP-Antrag zur Abstimmung zu bringen.

Nur ein Hallenbad im Lido wollte Christoph Leser und forderte eine Rückweisungsantrag der Vorlage. Dem trat Susann Helbling, Co-Präsidentin der SP Rapperswil-Jona. «Das Projekt ist gut! Wir sind heute hier zum Abstimmen, und zwar zur Variante Stadtrat.»

Will die FDP Land kaufen?
Christian Meier von der FDP sieht die mit dem Bau verbundene Steuererhöhung als Problem, deshalb habe die Partei auch nur knapp der Annahme der Vorlage zugestimmt. Meier beantragt den Ankauf angrenzender Grundstücke für die Badi. Gemäss Stapi Stöckling sei dies nur durch einen Rückweisungsantrag möglich. Man einigt sich im Nachhinein in einen Auftrag, diesen Kauf zu prüfen. Stöcklings Aussage, dass das wohl die schweizweit teuerste Liegewiese werde erntete nicht wenige Lacher. Christian Meier betonte auf Anfrage der «Obersee Nachrichten» dass der Vorstoss von ihm persönlich und nicht von der FDP komme. Er hätte es im Anschluss verpasst, darauf hinzuweisen.

Zur Abstimmung
Nachdem Christoph Leser nochmals für nur ein Hallenbad weibelt, ergreift Regula Späni das Mikrophon und erläutert, ein Freibad, das nur während vier Monaten in Betrieb sei, sei an diesem Ort nicht zeitgemäss und plädiert für die Vollversion. Ihr wird grosser Applaus zuteil und dann gings zur Abstimmung. Die gegensätzlichen Anträge «nur Hallenbad» und «nur Freibad» werden beide abgelehnt. Somit geht der Projektierungskredit von 4,8 Mio. Franken am 22. September, zusammen mit den Stadtratswahlen an die Urne.

Lakershalle disskussionslos
Während einige Schwimmfans die Versammlung verlassen starten die Lakersfans mit Traktandum 5 ins «Playoff». Die Lakers bauen für 9 Mio. Franken eine Trainingshalle auf dem bestehenden Offeneisfeld. Dazu sollen sie von der Stadt eine Kostenbeteiligung von 1,8 Mio. Franken bekommen. Im Gegenzug stellen sie der Stadt den Strom der Photovoltaikanlage auf dem Dach gratis zur Verfügung. Gemäss SCRJ-Verwaltungsratpräsident Guido Brühwiler entspricht das in etwa Fr. 100'000 pro Jahr. Im Herbst 2027 soll die Halle betriebsbereit sein und auch der Öffentlichkeit für Eislauf zur Verfügung stehen. Die Lakers gewinnen die «Playoff-Abstimmung» mit Gegenstimmen, die sich an zwei Händen abzählen lassen.

Knapp vor 23 Uhr war dann – früher als befürchtet – Schluss und bei einsetzendem Regen gabs vor der Sporthalle und noch Bratwurst und Bier.

Sven Gasser

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