Zürcher Naherholungsgebiet ist auch eine Kloake

Eine Kompostier-Toilette von Kompotoi in der heilen Bergwelt. (Foto: zVg)

Der Trend ist am Bachtel neben Wanderwegen und Bike-Trails unübersehbar: Braune, übelriechende Haufen gesäumt von Toilettenpapier oder Feuchttüchlein. Immer mehr wird die Natur als Freizeit-Klo missbraucht. Der Verein Schweizer Wanderwege und der Schweizer Alpen-Club setzen sich gegen «Scheissmomente» ein.

Ein beliebter Ort, um die Hosen runterzulassen und seine Notdurft zu entrichten, ist rund am Bachtel das Holzkorporationshäuschen an der Rütistrasse. Mitten im Wald und im Sichtschutz der Holzhütte werden da offenbar hemmungslos Häufchen hinterlassen. Das ist auch Stefan Burch, Revierförster von Hinwil und Wetzikon, aufgefallen.

Burch zu den «Obersee Nachrichten»: «Es wäre wünschenswert, dass die Leute die Häufchen wenigstens mit Erde oder Ästen zudecken würden, damit das nicht so offen rumliegt.» Und der Förster warnt vor dem Gebrauch, der in den eigenen vier Wänden beliebten Feuchttüchlein: «Ja nicht! Die fliegen rum, wenn sie trocken sind.»

50 Meter Abstand zu Gewässern
Lucie Wiget vom Schweizer Alpen-Club SAC sagt: «Es dauert bis zu fünf Jahre, bis sich Taschentücher zersetzen. Auch Bergseen oder Bäche sollte man nicht als Toiletten missbrauchen. Durch Schadstoffe oder Rückstände von Arzneimitteln in den Ausscheidungen können die Gewässer verunreinigt und die darin wohnenden Lebewesen beeinträchtig werden.» So die Fachspezialistin für naturverträglichen Bergsport. Die Aussagen machte Lucie Wiget im Rahmen der Sensibilisierung-Kampagne des SAC und des Vereins Schweizer Wanderwege. Der treffende Titel der schweizweiten Kampagne: Scheissmomente. «Das Verrichten der Notdurft ist ein Tabuthema», schreiben der SAC und Schweizer Wanderwege, «bei Outdoor-Aktivitäten führen Unwissen oder Gleichgültigkeit daher oft zu nicht beseitigten Spuren, die das Naturerlebnis trüben können.» Die Kampagne «Scheissmomente» liefert auch Tipps für gute Geschäfte in der freien Natur: Das kleine oder grosse Geschäft während einer Wanderung oder einer Hochtour umweltbewusst zu verrichten, ist keine Hexerei. Am besten lässt man es aber gar nicht erst so weit kommen, meint Lucie Wiget: «Wer vorausschauend denkt und den WC-Stopp bewusst einplant, muss sich unterwegs keine Gedanken um ein Versteck oder das korrekte Beseitigen seiner Spuren machen.» Und wenn’s auf der Wanderung nicht mehr anders geht, solle man ein stilles Örtchen abseits des Weges wählen. «Eine vorhandene Mulde oder ein Loch, das mit einem Stein gegraben wird, dient als natürliche WC-Schüssel, in der man seine Hinterlassenschaft mit Erde oder Steinen zuschütten kann. Taschentücher und sonstige Hygieneartikel verschwinden im mitgebrachten Plastiksäckchen, das später sachgerecht entsorgt wird. Vom Verbrennen von Taschentüchern wird wegen drohenden Waldbränden abgeraten. Aufgrund der Verschmutzungsgefahr sollte die Notdurft zudem immer mit einem Abstand von mindestens 50 Metern zum nächsten Gewässer verrichtet werden.» In Hinwil denkt man jetzt daran, am Bachtel sogenannte Kompotois aufzustellen. Die Schweizer Erfindung ist eine hölzerne Kompost-Toilette, die aus den menschlichen Ausscheidungen wertvolle Erde herstellt. Wahrlich alles andere als eine Scheiss-Idee…

Max Kern

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