Michael Knobel – Robin Hood der Tankstellen

Preisbrecher Michael Knobel an seiner Tankstelle in Pfäffikon SZ. (Foto: Max Kern)

Die grossen Öl-Multis nennen ihn «Preisbrecher». Ein Spitzname, der Michael Knobel (43), Inhaber der Tankstellenkette Etzelpark, nicht gefällt. Nennen wir ihn deshalb Robin Hood des Benzinmarktes: Er nimmt’s (völlig legal) den Reichen, gibt’s den Armen.

Michael Knobel, Quereinsteiger im Tankstellen-Business, sagt BP, Coop und anderen Benzin-Grosskonzernen den Kampf an. Von der Churerstrasse in Pfäffikon SZ aus will er den Benzin-Markt revolutionieren. An seinen Tankstellen – neu dazugekommen sind Thayngen SH, Winterthur ZH und Füllinsdorf BL – kostet der Liter bis zu 20 (!) Rappen weniger als an anderen Zapfsäulen. Auffallend auch, dass in naher Umgebung von Knobels Tanksäulen die Grosskonzerne die Preise auch purzeln lassen. Wegen Knobel.

Ziel: Bis 25 Tankstellen
Knobel beschreibt seine Vision auf der Unternehmens-Homepage so: «Durch unsere tiefen Treibstoffpreise haben wir nachhaltig dafür gesorgt, dass in diesen Gegenden die Treibstoffpreise rund 10 bis 15 Rappen tiefer liegen als in anderen Regionen der Schweiz. Diese Entwicklung, die wir nun schon drei Mal beobachtet haben, bestätigt uns in unserer Arbeit und zeigt, dass günstigere Treibstoffpreise nicht nur punktuell, sondern auch flächendeckend möglich sind. Deshalb arbeiten wir daran, unser Netzwerk stetig zu vergrössern und so günstigen und qualitativ hochwertigen Treibstoff auch in deine Nähe zu bringen.» In seinem spartanisch eingerichteten Büro im Etzelpark an der Churerstrasse in Pfäffikon SZ sagt Knobel zu den «Obersee Nachrichten»: «Ich will 20, 25 Tankstellen machen, dann könnte ich für 50 bis 70 Prozent der Schweizer die Preise runterbringen mit dem Radius, mit dem ich schaffe. Es sind ja nicht nur meine Tankstellen. Es könnte sein, dass sogar die ganze Schweiz sinkt.» Knobel erklärt weiter: «Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder die Schweiz sinkt, ohne, dass ich ankomme. Es könnte auch das andere sein, dass dort, wo ich nicht bin, die Preise sinken. Im Januar, nachdem ich in Füllinsdorf aufgemacht habe, gingen die Preise bei Coop in Altendorf an einem Tag 14 Rappen runter. Das hat’s noch nie gegeben. BP ging auch gleich mit runter. BP hat hier in Pfäffikon bis im Dezember, ich kann’s mit Fotos beweisen, fast immer den gleichen Preis gehabt wie Coop. Seit Februar macht BP immer den gleichen Preis wie ich. Egal, was ich mache, er macht’s innert 24 Stunden auch.»

Geldregen für alle
Machen wir eine einfache Rechnung: Schweizweit werden jährlich 6,5 Milliarden Liter Benzin und Diesel verkauft. Bei einem Preis von 2 Franken Liter geben die Schweizer pro Jahr etwa 13 Milliarden für den Most aus. Würde dank Knobel im ganzen Land der Literpreis um 15 Rappen sinken, würden die Schweizer jährlich 1,95 Milliarden Franken sparen!

Obersee Nachrichten: Werden die Autofahrer in der Schweiz geschröpft?
Knobel: «Geschröpft? Meines Erachtens ist das einigen Orten durchaus der Fall. Geschröpft ist ein defensives Wort, es tönt für mich harmlos.»

Wie nennen Sie es? Abzocke?
«Nein, ich würde nie so etwas sagen. Auch wenn man 20 Rappen zu viel zahlt pro Liter anderswo.»

Wie ist einer, der im Telecom-Bereich tätig war, dazu gekommen, Sprit an den Mann zu bringen?
«Eine spannende Geschichte. Im Mai 2019 sass ich hier in diesem Büro, mit meinem Vater. Er erwähnte mir gegenüber unter anderem, dass der Vertrag mit Tamoil, die bei der Tankstelle und beim Shop eingemietet waren, Ende 2020 enden würde. Ich sagte darauf: ‘Könnte man die Tankstelle nicht selbst betreiben? Was ist das für ein Business?’ Der Etzelpark, das Grundstück, ist von meinem Grossvater 1970 gekauft worden, zusammen mit seinen zwei Brüdern, die hatten ein Möbelgeschäft, Möbel Knobel AG. Die bauten hier das Gebäude, zur Produktion von Möbeln, zum Lagern und zum Verkaufen. Mein Grossvater machte damals, auch zum Eigengebrauch, ein paar Tanksäulen hin. Er begann zu verkaufen. Als mein Vater übernommen hatte, begann er das alles zu vermieten.»

2019 stellte Michael Knobel seinem Vater die alles entscheidende Frage: «Weshalb machen wir das nicht selbst? Ein bisschen Background war in der Familie vorhanden. Aber es war nie mein Wunsch – und Knobel AG war eine Möbelfirma, keine Tankstellenfirma. Eine Möbel AG, die auch noch Benzin verkauft hatte. Ich sagte meinem Vater, ich muss schauen, wie viel der Einkauf kostet. Bevor man etwas verkaufen will, muss man einkaufen können. Ich fragte ihn: ‘Kennst du jemanden, der verkauft.’ Er sagte: ‘Ja, ich kenne jemanden, der bei einem Grossisten arbeitet.’ Er gab mir die Nummer.»

Eingebung unter der Dusche
Unter der Dusche stellte sich Knobel damals die Frage: «Wie viele Rappen brauche ich für den Deckungsbeitrag? Ohne, dass ich ein Wissen vom Business habe, bin ich zur Erkenntnis gekommen, man braucht mit Miete, Abschreibungen fünf Rappen pro Liter. Und ich bin dann von gewissen Litern ausgegangen, nicht von denen, die Tamoil verkauft hat, ich dachte, das musst du steigern, es muss mehr verkauft werden, als die in den letzten Jahren verkauft haben. Aber ich habe unterschätzt, was man in Litern verkaufen könnte. Ich sagte: Mit fünf Rappen pro Liter, wenn man das effizient macht, kann man so 10 000 Franken im Monat verdienen. 10 000 im Monat ist viel Geld, für die meisten Leute mehr als der Lohn, ich schätze jeden Franken.» Knobel machte mit sich aus: «Wenn der mich zurückruft, und Coop hat mindestens 20 Rappen Deckungsbeitrag zwischen Totem (Säule mit den Preisen, die Red.) und Einkauf, dann mach ich die Tankstelle. Er sagte mir die Preise: 27 Rappen. Wenn Coop an diesem Tag den Preis im Mai 2019 tiefer gehabt hätte, dann hätte ich nie eine Tankstelle aufgemacht. Die Entscheidung ist bei mir auf logischer Weise passiert.»

Ihre Tankstellen sind derart beliebt, dass Sie Einweiser einstellen mussten. Wie oft und wie lange arbeiten die?
Meine Einweiser im Etzelpark arbeiten pro Woche 50 bis 60 Stunden.»

Und daneben beschäftigen Sie noch einen Angestellten, der zur Technik schaut, oder?
«Stimmt, ein Top-Techniker, der sich um alle Tanksäulen kümmert. Nebenbei macht er auch alle Tests, die man machen muss, kümmert sich um den Cash und die Reinigung.»

Max Kern

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