Bereits in der achten Saison ist Oliver Bassi (53) im Team der Bandendienstärzte und betreut die Lakers in der sechsten Saison als hauptverantwortlicher Mannschaftsarzt.
Wie kamen Sie zu dieser Aufgabe?
Ich bin quasi reingerutscht. 2017, als wir noch im Spital Linth gearbeitet haben, war dieses der offizielle Medical Partner der Lakers. Das Spital suchte Ärzte für den Bandendienst. Da ich früher als Leichtathlet auch Leistungssport betrieben hatte und gerade im Abschluss meiner Zusatzausbildung zum Sportmediziner war, hat mich diese Aufgabe natürlich sehr gereizt. Nach zwei Jahren wurde ich dann vom Club angefragt, ob ich die Aufgabe des hauptverantwortlichen Mannschaftsarztes übernehmen möchte.
Was sind Ihre Hauptaufgaben?
Ich betreue zusammen mit meinen beiden Praxiskollegen der OrthoBase, Dr. Schulz und Dr. Lehnen, beide auch Teil des Bandendienst-Teams, praktisch alle verletzten Spieler. Das heisst, wir machen die initiale Abklärung nach einer Verletzung, bis die genaue Diagnose gestellt ist, stellen einen Behandlungsplan auf und betreuen die Spieler während der Rehabilitation. Daneben müssen sich alle Spieler vor der Saison und besonders alle ausländischen Spieler, welche während der Saison zum Team stossen, einem medizinischen Check unterziehen.
Gibt es besondere Herausforderungen in der medizinischen Betreuung von Hockeyspielern?
Die grösste Herausforderung sind die Gehirnerschütterungen (heute als Concussion bezeichnet). Hierbei ist die genaue Beurteilung der Schwere der Verletzung im Anfangsstadium teilweise schwierig. Oftmals versuchen die Spieler, bei den Beschwerden zu untertreiben, entweder weil sie diese nicht so stark wahrnehmen (wollen), aber auch, weil sie einen längeren Ausfall befürchten und diesen vermeiden möchten. Bei solchen Verletzungen verläuft der Heilungsprozess nicht immer nach Plan, sodass schwierig vorhersagbar ist, wie lange der Spieler ausfallen wird.
Hat sich Ihre Arbeit in den letzten Jahren verändert?
Sie ist intensiver geworden. 2017, als wir angefangen haben, spielten die Lakers noch in der zweithöchsten Liga. Nach dem Aufstieg in die National League 2018 und in den folgenden Jahren, sind auch die Ansprüche an den Medical Staff erheblich gestiegen. Da es sich hier um Profisport handelt, kann im Vergleich zum Amateur- oder Hobbysport keine «normale» Medizin betrieben werden. Alles muss wesentlich schneller gehen. Medizinische Abklärungen müssen möglichst sofort durchgeführt werden, was teilweise eine organisatorische Herausforderung darstellt.
Was sind die häufigsten Verletzungen im Eishockey?
Die häufigsten, glücklicherweise meist harmlosen Verletzungen sind Schnitt- und Rissquetschwunden, die genäht werden müssen. Dann sicherlich Muskel- und Bänderverletzungen und Brüche, besonders im Handbereich. Zudem bereits erwähnte Gehirnerschütterungen.
Gibt es präventive Massnahmen, um Verletzungen vorzubeugen?
Auf jeden Fall! Dies sind zum einen die medizinischen Checks. Daneben versuchen wir, durch die Optimierung der Ernährung das Verletzungsrisiko zu senken. Zudem stehen rehabilitative Massnahmen zur Verfügung wie Sauna, Eisbäder, Stretching, Massagen oder Faszienrollen.
Welche Rolle spielt die Ernährung in der medizinischen Betreuung?
Das Thema Ernährung spielt eine immer wichtigere Rolle, einerseits zur Leistungsoptimierung, andererseits zur Verbesserung der Erholung zwischen und nach den Spielen und immer mehr auch in der Verletzungsprophylaxe.
Werden Sie bei Verletzungen medizinisch unterstützt?
Selbstverständlich! Unser Ärzteteam verfügt über ein exzellentes Netzwerk, besonders im Bereich Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie, auf das wir jederzeit zurückgreifen können, sei dies für Besprechungen eines komplexen Falles, für Zweitmeinungen oder für komplexe Operationen.
Wie ist die Notfallmedizin bei den Lakers organisiert?
Wir müssen immer einen Bandenarzt vor Ort haben, ohne diesen darf das Spiel nicht beginnen! Daneben haben wir immer ein komplettes Team der Ambulanz im Stadion, damit in einem Notfall möglichst rasch die komplette Erstversorgung und ein möglichst schneller Transport in ein Akutspital gewährleistet ist.
Wie organisiert sich der Mannschaftsarzt, wenn er an die Spiele muss, aber nebenbei noch als Arzt arbeitet?
Dieses Problem stellt sich glücklicherweise in der Qualifikationsphase weniger, da wir in dieser Phase nur an den Heimspielen vor Ort sein müssen. Da diese Spiele meist um 19.45 Uhr beginnen, lässt sich dies recht gut mit dem Praxisalltag der OrthoBase vereinbaren. Deutlich komplizierter stellt sich die Situation in den Play-offs dar. Da wird vom Club gewünscht, dass wir auch an Auswärtsspielen dabei sind. Da wir zum Glück aber mehrere Bandenärzte sind, lässt sich fast immer jemand finden, der sich kurzfristig organisieren kann.
Taria Hösli