Reichenburg – Der letztjährige Engadiner wurde von einem Fluorskandal geprägt, welcher nachträglich gesehen ein Sturm im Wasserglas war. Der Reichenburger Wachsexperte Dave Brotzer wurde zu Unrecht des Fluormissbrauchs beschuldigt. Am kommenden Sonntag wird er wiederum für einige Top-Athleten die Ski präparieren und für ihr Material zuständig sein.
Voraussetzung für ein Top-Resultat ist für Hobby- wie Eliteläufer schnelles Material über die ganzen 42 Kilometer. Worauf ist zu achten?
Die Auswahl der Ski sollte an die Verhältnisse angepasst sein. Das heisst, der Ski muss von der Spannung her genau den Bedingungen entsprechen. Dabei ist die richtige Endspannung der grösste Faktor, die Marke hat weniger Bedeutung.
Was ist sonst noch wichtig, nebst der guten körperlichen Verfassung?
Nach dem richtigen Ski folgen die Auswahl der Schliffe und für die aktuellen Bedingungen das entsprechende Wachs. Zum Schluss wird noch eine Handstruktur eingeprägt, die den Ski noch schneller macht.
Wo haben Sie sich Ihr spezifisches Wissen aneignen können?
Einerseits lief ich in jungen Jahren selbst Rennen und andererseits stand ich für eine finnische Marke seit über 10 Jahren im Weltcup nahe am Wettkampfgeschehen. Als Weltcup-Servicemann konnte ich mein Wissen stetig steigern und weiss heute, welche Komponenten es braucht, damit ein Ski auch ohne Fluor schnell ist.
Gibt es rückblickend Höhen und Tiefen?
Ja klar, Höhepunkt war sicher die Möglichkeit, die Ski vom ehemaligen finnischen Olympiasieger Sami Jauhojärvi geschliffen zu haben. Der Tiefpunkt war im Engadin die stümperhafte Testerei im letzten Jahr, was für unnötigen Ärger sorgte.
Es ist immer wieder die Rede der Anzahl Skis und deren Zuteilung. Was sind die Folgen?
Klaebo soll zum Beispiel über 100 Ski zur Auswahl haben und nimmt deren schnellste Exemplare. Danach kommen andere Läufer nach Stärkegrad in den Genuss. So muss ein Eliteathlet versuchen, für die verschiedenen Bedingungen auch verschiedene Ski einsetzen zu können, um den Nachteil kleiner zu halten.
Wie läuft das beim Engadiner ab?
Am Vortag wird auf der Strecke getestet und dann ausgewählt. Nachher präpariere ich die Ski, welche am Renntag nochmals getestet werden. Passt alles perfekt zusammen, sorgt das für ein gutes Ergebnis und meine Zufriedenheit.
Nun sind ja nicht nur Eliteläufer am Start. Was machen Sie für die Hobbyläufer?
Insgesamt präpariere ich für meine Kunden vorgängig gegen 100 Paar Ski und gebe am Renntag gerne noch meinen finalen Wachstipp dazu.
Mit Dave Brotzer sprach proNordic