Wetzikon – Ein Vorfall auf dem Friedhof Wetzikon sorgt für Stirnrunzeln und Bestürzung: Im Juni 2024 wurde eine Beisetzung durchgeführt – allerdings ohne die eigentliche Urne.
Stattdessen landete eine leere Stellvertreter-Urne im Grab. Die Hinterbliebenen wurden über diesen pietätlosen Akt nicht informiert. Jetzt liegen die Ergebnisse der daraufhin eingeleiteten Administrativuntersuchung vor – und sie haben es in sich.
Der Fall: Kurz vor einer geplanten Urnenbeisetzung entdeckten Mitarbeiter des Friedhofs, dass die zu bestattende Urne aus dem verschlossenen Urnenschrank verschwunden war. Trotz intensiver Suche blieb sie unauffindbar. Die Lösung? Eine leere Urne wurde ohne Wissen der Angehörigen bestattet – ein Vorgehen, das selbst innerhalb der Verwaltung erst Monate später, im Oktober 2024, die höheren Instanzen erreichte.
Die Stadt Wetzikon reagierte prompt – zumindest nach der internen Aufarbeitung – und beauftragte eine externe Stelle mit der Untersuchung des Vorfalls. Nun liegt der Bericht auf dem Tisch – mit deutlichen Empfehlungen und kritischen Hinweisen.
Die Untersuchungen konnten zwar nicht alle Details des Vorfalls vollständig aufklären, dennoch offenbaren sie strukturelle Schwächen: mangelnde Führungsverantwortung, unzureichende Kontrollmechanismen und fehlende Sensibilität im Umgang mit trauernden Angehörigen. Besonders brisant: In einem Fall wird eine vertiefte Prüfung des Anstellungsverhältnisses empfohlen.
Vorfall soll sich nicht wiederholen
Die Stadt hat bereits begonnen, Konsequenzen zu ziehen. Es kam in den letzten Monaten zu mehreren personellen Veränderungen. In einem Fall wurde ein personalrechtliches Verfahren eingeleitet. Das neue Team auf dem Friedhof soll künftig durch gezielte Schulungen auf Ausnahmesituationen vorbereitet werden. Zusätzlich erhalten die Führungskräfte Coachings, um ihre Kompetenzen zu stärken. Auch technisch und organisatorisch rüstet die Stadt auf: Neue Pflichtenhefte sollen die Arbeitsprozesse regeln, zusätzliche Kontrollsysteme und eine verbesserte Zutrittskontrolle sind im Rahmen des Neubaus des Friedhofsgebäudes geplant. Der Stadtrat zeigt sich überzeugt: Ein Vorfall wie im Sommer 2024 soll sich nicht wiederholen. Mit einem umfassenden Massnahmenpaket will Wetzikon künftig nicht nur für Ordnung sorgen – sondern auch dem letzten Abschied wieder die Würde verleihen, die er verdient.
Thomas Hulliger