Michael Bätscher: «Wir investieren in ein stabiles Verteilnetz»

Michael Bätscher stellt sich den Herausforderungen des Energiemarktes. (Foto: zVg)

Micheal Bätscher ist CEO des Elektrizitätswerks Jona-Rapperswil. An der letzten Aktionärsversammlung konnte er stabile Zahlen präsentieren und stellt sich den Herausforderungen des Energiemarktes.

Das EWJR präsentiert ein erfolgreiches Jahr 2024 mit einem Gewinn von 4,4 Mio. Franken. Entspricht das Geschäftsergebnis den Erwartungen?
Wir sind mit dem Geschäftsjahr 2024 sehr zufrieden. Die Erträge aus den zwei Batteriespeichersystemen konnten zwar nicht mehr an das starke Geschäftsjahr 2023 anknüpfen, trotzdem lieferten sie einen wichtigen Beitrag. Ebenfalls hat unser Dienstleistungsgeschäft zum sehr guten Ergebnis beigetragen.

Die Dividende bleibt wie letztes Jahr bei 240.–. Die EWJR-Aktie ist ein kontinuierlich gutes Anlagepapier?
Wir haben die Dividende im Vorjahr um 20 Prozent erhöht. Mit einer aktuellen Dividendenrendite von über 4 Prozent kann die Aktie für Investoren interessant sein.

Das EWJR ist im Kanton St. Gallen der günstigste Stromanbieter. Wie schafft man das?
Aufgrund unserer Beteiligung an der SN Energie AG beschaffen wir die Energie bei ihr. Zudem investieren wir regelmässig in ein stabiles Verteilnetz.

Der Energiesektor boomt. Wird es so weiter gehen?
Der Energiesektor ist seit einigen Jahren sehr dynamisch und bringt viele Chancen, aber auch Herausforderungen mit sich. Gerade die regulatorischen Vorgaben fordern uns sehr. Auch ist die Nachfrage nach Photovoltaikanlagen zurückgegangen, was einen direkten Einfluss auf unser Dienst-leistungsgeschäft hat. Über alles gesehen birgt der Energiesektor aber interessante Entwicklungsmöglichkeiten.

Das EWJR investiert in eigene Speichersysteme. Ist das die Zukunft, um Stabilität in die lokalen Netze zu bringen?
Unsere Batteriespeichersysteme tragen zur Versorgungssicherheit auf natio­naler Ebene bei. Sie werden für Systemdienstleistungen eingesetzt. Erneuerbare Energien wie Solar- und Windenergie sind wetterabhängig und daher Schwankungen ausgesetzt. Deshalb tragen Batteriespeichersysteme dazu bei, das Stromnetz zu stabilisieren.

Die Netznutzung und Abgaben sind auf der Stromrechnung höher als der Stromverbrauch. Wie soll der Bezüger das nachvollziehen?
Der Strompreis besteht aus den Komponenten Energie, Netz und Abgaben. Bei unserem Strompreis für die Haushaltkunden macht die Energie rund die Hälfte der Kosten aus. Bei den Komponenten Netz und Abgaben gibt es nebst der Netznutzung noch Zuschläge für Systemdienstleistungen, Stromreserve und nationale Abgaben, welche wir als Verteilnetzbetreiber nicht beeinflussen können. Wir müssen diese aber in Rechnung stellen und das Geld an die zuständigen Stellen weiterleiten.

Kürzlich kam es in Spanien und Portugal zu einem Blackout. Wie gut ist die Schweiz gegen solche Vorkommnisse gewappnet?
Der Schweiz hilft, dass sie mit über 40 grenzüberschreitenden Stromleitungen eng mit dem europäischen Stromnetz verbunden ist. Ein Blackout kann aber nie vollständig ausgeschlossen werden.

Werden die Netze durch den höheren Anteil von Flatterstrom schwieriger zu regeln?
Der Flatterstrom hat einen wesentlichen Einfluss auf die Netzstabilität. Unter anderem helfen Batteriespeicher dabei, die Netze stabil zu halten.

Wo sehen sie in Rapperswil-Jona die grössten Herausforderungen bezüglich Stromversorgung und Netzen?
Gemäss Studien und Prognosen wird der Stromverbrauch in den nächsten Jahrzehnten deutlich ansteigen. Dies bedingt grosse Investitionen ins Verteilnetz. Die Herausforderung liegt darin, die Bewirtschaftung des Ver­teilnetzes und die Investitionen optimal aufeinander abzustimmen, sodass die Netzentgelte nicht zu stark ansteigen.

Sven Gasser

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