Rütner Rad-Ur-Opa siegt auf 2760 m ü. M.

Wieder zu Hause in Rüti: Spörri ist bereit fürs Training. (Foto: Max Kern)

Bormio (I) –  Wahnsinn! Der Rütner Ur-Opa Peter Spörri fährt auf dem Stilfserjoch auf 2760 m ü. M. zum 10. Mal in Folge ins Ziel – und das als Sieger in der Kategorie Ü70.

Das Rennen für Rad-Extremsportler heisst La Stelvio Santini. Stelvio ist der italienische Name fürs Stilfserjoch, die Passhöhe liegt auf 2760 Metern. Gestartet wird im italienischen Winterkurort Bormio auf einer Meereshöhe von 1240 Metern. Dort beginnt schon der Wahnsinn – denn zuerst geht es nicht rauf, sondern runter nach Sondalo auf eine Höhe von 940 Metern. Dann wieder hoch nach Bormio. Auf den restlichen 22 (der 64) Rennkilometer müssen dann noch «schnell» 1535 Höhenmeter überwunden werden. 48 Kehren warten auf die Extrem-Radsportler. Sonntag vor einer Woche stand zuoberst auch ein Rütner: Peter Spörri, 77-jährig, seit dem 14. Altersjahr vom Velo-Virus befallen. Er liess in seiner Kategorie zwei Kolumbianer hinter sich. Wie jedes Jahr steht auf seiner Brust «Atzeni Race». «Ich bin Mitglied im berühmt-berüchtigten Atzeni-Team», sagt Spörri zu den «Obersee Nachrichten». Der Märchler Giusi Atzeni stieg im vergangenen Sommer als Steher-Legende mit 46 Jahren vom Rad – mit der 20. Medaille bei den 20. Schweizer Meisterschaften. Als Trophäe für das Erklimmen des Stelvio-Passes gibt’s für jeden Finisher ein spezielles Radleibchen und eine Velo-Dächlikappe. Daheim in Rüti hat Spörri 10 Leibchen von La Stelvio Santini gestapelt. Seit 2015 schaffte er jedes Jahr (mit Ausnahme des Corona-Jahres) den brutalen Stelvio-Aufstieg. Dieses Jahr brauchte der Ur-Grossvater 3:42 Stunden. Spörri zu den «Obersee Nachrichten»: «Nach zwei Stunden musste ich beissen.»

Trainer von Albert Zweifel
Die Vorbereitung auf den Stelvio beginnt jeweils schon im Dezember – mit der Anmeldung. «Darauf heisst’s Disziplin, Disziplin, Disziplin. In meinem ganzen Leben war mir Disziplin wichtig», sagt der 1,78 m grosse und 76 kg schwere Rentner. «Wenn Giusi Atzeni sagt, ich gehe bei diesem Wetter nicht raus – der Spörri, der geht, auch wenn’s schneit.»

Seine Lieblings-Trainingsstrecke liegt in Rüti gleich vor der Haustüre. Da macht er über den Faltigberg bei der Höhenklinik Wald, über die Schufelberger Egg und Orn (gleich unterhalb des Bachtels) zweimal pro Woche je 1800 Höhenmeter.

In den 70er-Jahren machte sich Spörri bereits einen Namen als Trainer des fünffachen Radquer-Weltmeisters Albert Zweifel, ebenfalls ein Rütner.

Gleich fünf Mal holte sich Spörri das Alpen-Brevet. Das sind 5000 (!) Höhenmeter auf 215 Kilometern. Start und Ziel: Andermatt, bezwungen werden hintereinander die Pässe Oberalp (2044 m ü. M.), Lukmanier (1917), Nufenen (2439) und Furka (2429).

Spörri («ich bin der Marathon-Opa») gewann 2001 im Alter von 53 Jahren bei seiner dritten Teilnahme die Radfernfahrt Paris – Bern. Das sind 548 Kilometer nonstop im Sattel, 4410 Höhenmeter gibt’s obendrauf. Bei 30 Grad am Tag. Und eiskalten Temperaturen in der Nacht.

Und wie ernährt sich der Marathon-Opa auf den Kalorien-fressenden Strecken? Spörri: «Das ist ein Geheimtipp, den gebe ich nicht preis.»

Max Kern

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