«Röbi geht»: Die Geschichte eines bewegten Lebens – verfilmt bis zum Tod

Robert Widmer-Demuth, einfach Röbi genannt, hat den Kampf gegen den Krebs am 18. August 2022 verloren. Seine letzten Monate wurden mit der Kamera begleitet. (Fotos: zVg)

Am Samstag, 6. Mai 2023 findet die Weltpremiere des Kinofilms «Röbi geht» im Kino Palace in Wetzikon statt. Im Zentrum des Dokumentarfilms steht der todkranke Robert Widmer-Demuth, einfach Röbi genannt. Seine Diagnose: Lungenkrebs und eine Lebenserwartung von zwischen einem Monat und einem Jahr.

Chemotherapie oder Bestrahlung würden sein Leben nur wenig verlängern, darum wollte er sie nicht. Der Wetziker Filmemacher Christian Labhart (u.a. «Giovanni Segantini – Magie des Lichts») und seine Frau Heidi Schmid haben Röbi, der über drei Jahrzehnte den von Pfarrer Ernst Sieber (†2018) gegründeten «Suneboge» geleitet und sich bis zu seiner Pensionierung um Randständige gekümmert hatte, in den letzten Monaten seines Lebens mit der Kamera begleitet: Im Alltag oder bei Begegnungen mit Familie, Bekannten und Freunden. Bis hin zu seinem Tod am 18. August letzten Jahres, wo der 77-Jährige in Würde und mit Gelassenheit im Kreis seiner Familie verstarb.

Röbi liebte das Leben
Christian Labhart, der Buch und Regie führte, erinnert sich: «Als ich mit meiner Frau zu Besuch bei Röbi und Heidi war, überraschten sie mich: Keine Traurigkeit, kein Selbstmitleid, sondern eine Kraft, die ich von allen früheren Begegnungen mit den beiden in Erinnerung hatte.» Ihre Ehrlichkeit, ihre Unerschrockenheit, wie sie der Zukunft ins Auge blickten, machten Labhart Eindruck. Röbi sei ein idealer Protagonist gewesen, weil er das Leben feierte, obwohl der Tod wartete. Zwei Fragen im Film könnten gemäss Labhart sein: «Gibt es ein Leben nach dem Tod?» Oder eben doch anders: «Gibt es ein Leben VOR dem Tod?» Entlang dieser beiden antagonistischen Standpunkte bewegt sich der Film nach Aussage von Labhart. Röbi liebte das Leben, auch wenn er wusste, dass er sterben wird. «Röbi geht» ist ein poetisch-menschlicher Film über die Freuden des Lebens und Dankbarkeit, obwohl der Tod wartet. Aber auch ein Film von Abschied, Momente der Verzweiflung, Tage von Traurigkeit und Nächte voller Schmerzen. Er wirft einen Blick auf die Sternstunden eines mutigen Menschen, der dem Tod in die Augen schaute, keine Angst vor ihm hatte und sich sogar in dunklen Stunden Gedanken zur unversehrten Welt ausserhalb seines kranken Körpers machte.

Die Premiere am 6. Mai im Kino Palace in Wetzikon beginnt um 17.30 Uhr mit der Filmvorstellung, anschliessend folgt ein Gespräch mit Heidi Demuth Widmer, der Frau von Röbi, dem Stadtpräsidenten von Wetzikon Pascal Bassu, dem Palliativmediziner Andreas Weber und der Regisseurin Heidi Schmid. Moderiert wird die Veranstaltung von Heinz Girschweiler. Dass die Weltpremiere in Wetzikon stattfindet, ist kein Zufall: Röbi ist nicht nur für seine Sozialarbeit, sondern er war auch in Wetzikon sehr bekannt. Der in Robenhausen wohnhafte hatte in seinem Haus über Jahre hinweg Hunderte von Gegenständen gesammelt. Diese Artefakten-Sammlung präsentierte er einst in einem Kuriositätenkabinett, die Exponate für die Ausstellung fand er grösstenteils im nahegelegenen Robenhauser Ried. Er engagierte sich auch ausserhalb des Berufes politisch und als Leserbrief- und Geschichtenschreiber. Seine Gedichte und Betrachtungen über Leben und Tod sind in einem Buch zum Film erschienen. Es kostet 18 Fr. und kann unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. bestellt werden.

Neben der Wetziker Filmpremiere finden weitere Anlässe in der ganzen Schweiz statt. Premieren mit anschliessendem Gespräch (Infos: www.roebigeht.ch/kino) folgen in Basel, Heiden, Schaffhausen, St. Gallen, Luzern, Brugg, Biel, Liestal, Männedorf, Weinfelden, Zürich, Thun, Bern, Aarau, Herisau, Wädenswil, Solothurn und Uster. Der Deutschschweizer Kinostart von «Röbi geht» ist der 11. Mai 2023.

Thomas Hulliger

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