Begegnungsort statt Parkplätze

Visualisierung des Bahnhofareals Schmerikon, mit Begegnungszone und Tiefgarage. (Visualisierung: zVg)

In Schmerikon stehen zwei Generationenprojekte an. Diese sind bereit zur Planauflage. Die Zentrumsgestaltung am Bahnhof ist ein gemeinsames Projekt von Gemeinde und Kanton.

Der Saal im Restaurant Seehof war gut gefüllt, als Gemeindepräsident Félix Brunschwiler die Anwesenden zur Informationsveranstaltung begrüsste. Die zwei Projekte, die es vorzustellen gibt, haben es in sich. Zum einen die Eindolung des Goldbergbachs mit umfangreichen Leitungsbauten durch die Kirchgasse hinunter bis zum See in die Rösslihaab. Das zweite Projekt beinhaltet die Sanierung und Verlegung der Kantonsstrasse mit verkehrsberuhigenden und sicherheitstechnischen Massnahmen; den Bau einer Tiefgarage und die Zentrumsgestaltung Dorfplatz beim Bahnhof Schmerikon.

Rüsten für Hochwasser
Florian Meier, Projektleiter bei der beauftragten Firma Schällibaum AG, erörterte das komplexe Bauvorhaben. Die jetzige Leitung mit einem Durchmesser von 400 mm genüge der Entwässerung nicht mehr. Bei Starkregen ist diese Leitung überfordert – pro Jahr gelangt 50 bis 100 Mal Schmutzwasser ungeklärt in den See. Zudem entspricht sie nicht mehr den Vorschriften für den Hochwasserschutz eines hundertjährigen Hochwassers. Das Projekt sieht deshalb eine neue Hochwasserentlastung vor. Dabei soll der Rohrdurchmesser auf 1000 mm vergrössert werden. Vorgesehen ist zudem die Erstellung eines neuen Einlaufbauwerks für den Goldbergbach am Standort des ehemaligen «Sprützenhüüsli». Und ab dort, unter Einbindung des Kürzibachs, geht es in der Falllinie die Kirchgasse hinunter in die Rösslihaab. Das Einlaufbauwerk soll mittels Rechen Geschiebe zurückhalten und ein Überfliessen wie 2014, als ein Stein den Einlauf blockierte und das Wasser an der Kirchgasse in die Liegenschaften floss, verhindern. Die Bauarbeiten in der wohl ältesten Gasse des Seedorfs werden eine Herausforderung, denn zugleich werden alle anderen Leitungen ersetzt (Erdgas, Telekommunikation und Strom). Die Unterquerung der Zürcherstrasse und der Bahntrasse soll über ein Wochenende stattfinden, indem vorgefertigte Module eingesetzt werden. Die Kirchgasse wird im Anschluss unter Berücksichtigung denkmalpflegerischer Überlegungen gepflästert. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 5,9 Mio. Franken, davon entfallen auf die Gemeinde 2,9 Mio.

«50 bis 100 Mal pro Jahr gelangt Schmutzwasser in den See.»

Viel Aufmerksamkeit erreichte erwartungsgemäss das zweite Projekt, die Zentrumsgestaltung mit Tiefgarage und Verlegung der Kantonsstrasse um zirka vier Meter südwärts. Manfred Huber, Leiter beim kantonalen Tiefbauamt St. Gallen, erläuterte das Vorhaben. Strassenbauprojekte bräuchten Kompromisse, sowieso in einer Situation, wie sie in Schmerikon vorliege, meinte er einleitend. Und damit sollte er nicht unrecht haben.

Boulevard vor den Geschäften
Durch die Verschiebung der Strasse entsteht grosszügig Raum für Fussgänger, es fällt jedoch ein Grossteil der seitlichen Parkplätze weg. Anlieferungen für Geschäfte sollen weiterhin möglich sein, jedoch kein Parkieren. In der Mitte der Strasse wird ein Multifunktionsstreifen angelegt, der einerseits Inseln bei den Fussgängerstreifen und eine Einspurmöglichkeit in die Tiefgarage ermöglicht. Die zwei Bushaltestellen werden behindertengerecht als Fahrbahn-Haltestellen gebaut. Für die Umsetzung werden Landerwerbe durch den Kanton nötig sein. Die betroffenen Liegenschaftsbeitzer wurden diesbezüglich bereits mit einem Schreiben informiert, Einsprachen sind ab sofort möglich.

Tiefgarage mit 69 Plätzen
Damit oberirdisch ein Dorfplatz entstehen kann, sieht das Projekt eine eingeschossige Tiefgarage mit 69 Parkplätzen vor. Die Ein- und Ausfahrt erfolgt über eine Rampe im westlichen Teil des Platzes. Für Benutzer erfolgt die Erschliessung durch zwei Zugänge, davon einer mit Lift. Die Garage umfasst Plätze für Dauer- und Langzeitparkierer – Kurzparkierer finden oberirdisch Plätze. Der Verkehr auf dem Bahnhofvorplatz wird im Einbahnverkehr im Gegenuhrzeigersinn und mit Tempo 30 km/h beruhigt. Der östliche Bahnhofplatz bekommt eine einheitliche Gestaltung mit Langzeit-Parkplätzen und einer schattenspendenden Baumallee. Weiter wird das Angebot an Veloabstellplätzen vervielfacht. Auf dem eigentlichen Dorfplatz wird auf eine feste Möblierung verzichtet, damit dieser für grössere Festivitäten frei gemacht werden kann. Angedacht sind Pflanztöpfe, ein Wasserspiel, ein demontierbarer Pavillon, Bänke und Bäume.

Die Kosten für das kommunale Projekt betragen knapp 12,4 Mio. Franken. Der Baukredit wurde bereits 2021 von der Bürgerschaft an der Urne bewilligt. Auf 2025 rechnet man mit dem Baubeginn. Die Unterlagen der beiden Projekte sind auf www.schmerikon.ch einsehbar.

Sven Gasser

Back To Top