Boris Meier will Stadtpräsident von Rapperswil-Jona werden

Boris Meier will als Stadtpräsident ins Stadthaus einziehen. (Foto: Sven Gasser)

Boris Meier, aktuell Stadtrat im 20-Prozent-Pensum für die Grünliberale Partei (GLP), setzt alles auf eine Karte und möchte im Herbst als neuer Stadtpräsident von Rapperswil-Jona gewählt werden. Er tritt gegen den amtierenden Stadt-präsidenten Martin Stöckling an.

Obersee Nachrichten: Letzte Woche haben Sie ihre Kandidatur für das Stadtpräsidium bekannt gegeben. Damit gehen Sie einen anderen Weg wie ein Teil Ihrer derzeitigen Gspänli im Stadtrat und setzen voll aufs Amt als Stadtpräsident. Was ist der Grund?
Boris Meier: Ich bin der Überzeugung, dass Rapperswil-Jona einen Neustart braucht, um die aktuellen Herausforderungen anzugehen und das volle Potenzial auszuschöpfen. Die Reorganisation des Stadtrats per 1. Januar 2025 ist der ideale Zeitpunkt für einen Wechsel an der Spitze. Wir können jetzt alte Strukturen aufbrechen und frischen Wind reinbringen. Als bisher nebenamtlicher Stadtrat könnte ich als Stadtpräsident neue Impulse setzen und gleichzeitig die nötige Kontinuität sicherstellen.

Ein Amt als Stadtrat im Vollamt wäre keine Option gewesen?
Doch. Aber für einen wirklichen Neustart braucht es einen Wechsel an der Spitze.

Durch die Reduktion auf fünf Stadträte zeichnet sich ein Konkurrenzkampf ab. Weshalb wollen Sie nicht auf beiden Listen aufgeführt sein?
Die Wählerinnen und Wähler verdienen eine klare Ansage – ein «vielleicht auch Stadtpräsident» wäre die falsche Haltung.

Die Abstimmung 5er-Stadtrat ist vorbei. Bezüglich breiter Vertretung der Bevölkerung wäre das 7er-Modell vielfältiger gewesen. Welches Modell haben Sie persönlich bevorzugt?
Die Mängel des bisherigen Systems habe ich dreieinhalb Jahre selbst erlebt. Als nebenamtlicher Stadtrat mit einem Pensum von 20 Prozent kann man die grossen Themen nicht in der nötigen Tiefe bearbeiten, hat man keine eigenen Geschäfte und ist daher für die Bevölkerung kaum sichtbar. Im neuen System mit fünf Vollamtlichen übernehmen alle viel Verantwortung und vertreten ihre Geschäfte gegenüber der Bürgerschaft. Das ist klar besser.

Mit Ihrer Kandidatur greifen Sie direkt Martin Stöckling an mit der Äusserung, dass ein Führungswechsel nötig sei. Was macht Martin Stöckling Ihrer Ansicht nach falsch?
Ich sehe mich als Taktgeber und Moderator eines starken Teams von fünf hoch motivierten, kommunikativen und kooperativen Stadträtinnen und Stadträten. Ich muss nicht immer in der ersten Reihe stehen. 80 Prozent Redezeit des Stadtpräsidenten an einer Bürgerversammlung ist auch im heutigen System unnötig und wird es bei einem Stapi Meier nicht geben. Es braucht aber auch eine grössere Sensibilität gegenüber den Befindlichkeiten der Stadt und noch mehr Investitionen in Transparenz und gute Kommunikation. Dazu braucht es Fokus: Ich werde als Stadtpräsident kein Kantonsratsmandat annehmen.

Wenn Ihrer Meinung nach ein Führungswechsel nötig ist – trifft dies auch auf die nun zu einem Vollamt antretenden Stadträte und Stadträtin zu?
Es braucht für die komplexen Geschäfte der Stadt ein gutes Mass an Kontinuität – und jemand, der als Stapi sicherstellt, dass wir als Gremium offen sind und Dinge kritisch hinterfragen. Dafür stehe ich. Schlussendlich werden die Wählerinnen und Wähler entscheiden, wieviel Neuerung sie wollen.

Sie haben sich in der bisherigen Zeit als Stadtrat eher unscheinbar bewegt und möchten nun zuoberst auf die Bühne, wo man immer im Scheinwerferlicht steht. Behagt oder gelingt dieser Wandel?
Ich kandidiere nicht wegen des Scheinwerferlichts, aber habe keine Probleme damit. Ich würde aber dem Stadtrat als Gremium mehr Raum geben und keine One-Man-Show veranstalten. Auch Mitarbeitende aus der Verwaltung verdienen mehr Sichtbarkeit, denn sie tragen ganz wesentlich zu erfolgreichen Vorlagen bei und haben das grösste Detailwissen.

Als amtierender Stadtrat sind Sie als Mitglied einer Kollegialbehörde bei Argumentationen für eine Wahl Einschränkungen unterworfen. Ist das ein Handicap?
Ja, das ist eine Herausforderung. Eine Kandidatur als Aussenstehender wäre kommunikativ einfacher. Aber das Schweizerische Grundprinzip, dass man als Gremium die Entscheide kollegial vertritt, ist mir wichtig und dazu stehe ich.

Sie bemängeln die Kommunikation der Stadt – diese sei zu verbessern. Jedoch haben Sie bei der Bekanntgabe Ihrer Kandidatur in der Medienmitteilung eine Sperrfrist bekannt gegeben und zugleich einer Zeitung unter Umgehung der Sperrfrist ein Exklusivrecht eingeräumt. Ist so eine Kommunikation besser?
Als Stadtpräsident werde ich selbstverständlich alle Medien gleich behandeln. Als Kandidat habe ich mich zum Exklusivinterview entschieden. Aber ich nehme Ihre Kritik ernst. Gute Kommunikation heisst auch, Kritik anzunehmen und sich immer weiterzuentwickeln.

Wie schätzen Sie persönlich Ihre Chancen für die Wahl ein. In Betracht aus Feedback aus der Bevölkerung, Partei und Stimmung gegenüber der aktuellen Situation?
Ich schätze meine Chancen als gut ein. Die vielen positiven Rückmeldungen seit der Bekanntgabe meiner Kandidatur bestärken mich in dieser Einschätzung.

Sven Gasser

Zur Person
Boris Meier, Jahrgang 1978, ist in St. Gallen geboren und aufgewachsen. Seit 2004 wohnt er mit seiner Partnerin in Rapperswil-Jona und ist Vater von drei Kindern. Seine Ausbildung ist dipl. Maschineningenieur ETH und Executive MBA HSG. Aktuell ist Meier an der Fachhochschule OST als Fachbereichsleiter tätig und zu 20 Prozent als Stadtrat im Nebenamt. In seiner Freizeit fährt er Velo, paddelt mit dem Kajak und spielt Gitarre. Zu seinen vielen besonderen Interessen zählt er Psychologie, Astronomie und Technikgeschichte. (sga)

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