Die Geschichte hinter dem Pantherschiessen im Cholloch ist sowohl lustig wie auch tragisch. Ein im Zoo Zürich ausgebüxter Panther versetzte 1933 die Schweiz in Angst und Schrecken. Und ein Tagelöhner aus Walde wurde zum tragischen Helden.
Seit 2008 findet alle zwei Jahre das Pantherschiessen statt, wie der Präsident des organisierenden Schützenvereins Walde-St.Gallenkappel, Thomas Müller, auf Anfrage der «Obersee Nachrichten» mitteilt. Die erstmalige Austragung 2008 war als Beitrag zum Dorffest Walde, an dem zum 75. Jahr des Ereignisses mit Suma gedacht wurde. Suma? Genau – Suma ist der Panther zur Geschichte. Das Pantherweibchen büxte in der Nacht vom 10. auf den 11. Oktober 1933 im Zoologischen Garten Zürich aus. Durch eine kleine Öffnung gelang dem Tier die Flucht aus dem Käfig. Die Meldung von der Flucht verursachte eine Pantherhysterie mit Angst und Schrecken vor der gefährlichen Bestie. In Zürich wurden vorübergehend Schulen geschlossen und Mutige machten sich auf den Weg, den Panther zu fangen, schliesslich setzte der Zoo ein Preisgeld von 2000 (!) Franken aus für den Fang des lebendigen Panthers.
Der Panther in Walde
Im Dörfchen Walde wollte Richard «Richi» Müller, ein Taglöhner, im Dezember 1933 Holzwerkzeug aus einer Scheune holen. Dieses war im Zwischenboden gelagert und als er es herausziehen wollte, hörte er ein Knurren, konnte jedoch nur ein ihm unbekanntes Tier erkennen. Nachdem er sein Gewehr geholt hatte, schoss er, das Tier kam hervor und er gab ihm mit einer Hacke den Rest. Wohl war ihm nun jedoch nicht mehr. Hatte er gewildert? Niemand, den er fragte, wusste, um was für ein Tier es sich handelte. Diesem wurde schliesslich das Fell abgezogen und Richi Müller nahm dieses und das Fleisch an sich. Dieses bot er auch einem Nachbarn an. Das zu Pfeffer verarbeitete Fleisch sei rötlich und zäh gewesen, wird überliefert, es habe an Fuchsfleisch erinnert.
Polizist geht der Sache nach
Bis nach Walde hatte sich die Kunde des in Zürich entflohenen Panthers nicht verbreitet. Aber als Mitte Januar 1934 in Wirtschaften der Region das Gerücht die Runde machte, dass in Walde ein Panther erlegt worden sei, wurde das Bezirksamt See in Uznach hellhörig. Ein Landjäger aus Uznach machte sich auf den Weg nach Walde. Dieser stellte den letzten Überrest, das Fell sicher, und brachte dieses nach Uznach. Der sogleich angereiste Direktor des Zoologischen Gartens Zürich stellte vor Ort fest, dass es sich um ein Pantherfell handelt und der Zürcher Panther somit tot war. Richi Müller wollte sich aus dem Fell Schuheinlagen herstellen lassen. Daraus wurde nichts. Er bekam zwar 200 Franken Belohnung für den toten Panther, musste jedoch gleich wieder ein grossen Teil davon abgeben – als Busse wegen Wilderei. Dass Richi Müller ein so wildes Tier erlegen konnte, erstaunte die Leute. Doch das Tier war nach der langen Flucht wohl geschwächt, wenn nicht gar krank.
Globi, ein Lied und Schützenfest
Die Panthergeschichte war auch Anlass dafür, dass aus der Werbefigur für das Warenhaus Globus, der «Globi», ein Kinderbuchheld wurde. Der Zeichner Robert Lips schuf die sechsteilige Bildergeschichte «Globi auf Pantherjagd», welche in den Zürcher Tageszeitungen erschien und später Bestandteil des ersten Globibuches wurde. Für Walde schuf der Künstler Val Rixen zusammen mit Fred Stocker das Lied «Panther-Hit», welches von Vereinen und Schulklassen gesungen wird. Und seit 2008 wird mit dem Pantherschiessen dieser Geschichte gehuldigt. An den zwei Freitagen und Samstagen Ende April und Anfang Mai rechnet der Schützenverein mit total 650 Schützen im Cholloch.
Sven Gasser
(Quellen: NZZ, eschenbach.ch)