Das SBB-Historic Team Ostschweiz unterhält im Auftrag der Stiftung SBB-Historic ehrenamtlich eine Ae 3/6, hält diese fit und führt sie regelmässig aus – eine Reportage.

Empfangen werde ich von Patricia Högger – die SBB-Lokführerin ist im Vorstand des 2013 gegründeten Vereins SBB Historic Ostschweiz mit Sitz in Rapperswil. Die orange Warnweste ist Pflicht, schliesslich bewegt man sich auf dem Bahnhofareal in Rapperswil. Und so geht es rüber zur Lokremise, wo die alte Lady bereits vor dem Tor an der Sonne steht – die hier beheimatete Ae 3/6. 99-jährig ist sie, nächstes Jahr folgt der grosse runde Geburtstag. Und das Alter sieht man ihr gar nicht an, so schön gepflegt, wie sie dasteht.

Vorbereiten für die Ausfahrt
Heute solls nach Olten gehen – Schulzugswagen gilt es zu überführen. Regelmässige Bewegung ist wichtig für die Lok, nicht, dass die alte Liebe noch rostet! Vereinspräsident und SBB-Ausbildungslokführer Reto Trittibach ölt und schmiert unzählige Stellen für eine reibungslose Fahrt. Im Innern der Lok erklärt er den Antrieb über drei Motoren. Die Ae 3/6 ist eine Rahmenlokomotive mit BBC-Einzelachsantrieb nach Ingenieur Jakob Buchli. In den Jahren 1921 bis 1926 beschaffte die SBB 114 Exemplare dieses Typs, der sogar bei Städteschnellzügen zwischen Zürich und Genf zum Einsatz kam. Die in Rapperswil stationierte 10664 ist seit Oktober 1990 als historisches Triebfahrzeug klassiert und war bis 1992 auf der Linie ins Glarnerland im Regionalzugsdienst im Einsatz.

Nix Elektronik – mechanisch
Peter Aeschlimann, Aktivmitglied im Verein und SBB-Lokführer, erklärt den Führerstand und die Bedienung der Lok. Die beiden Führerstände sind bilingue: Der eine ist in Deutsch, der andere in Französisch beschriftet – Bildschirme sucht man vergebens, dafür gibt es schöne analoge Messinstrumente. Die Steuerung braucht auch Muskelkraft, wird sie doch über Stangen und Ketten an die Maschinen übertragen. Da kann sie auch mal bockig sein, meint Peter Aeschlimann. Im Juni war die stolze Lok auf grosser Fahrt. Nämlich von Rapperswil ins Wallis ans «Festival International de la Vapeur» als Extrazug nach Bouveret. Im Schlepptau historische Wagen und zahlreichen Bahnfans, welche die zweitägige Fahrt gebucht hatten.

Der Verein SBB-Historic Ostschweiz umfasst 16 Aktivmitglieder. Die meisten davon sind aktive oder pensionierte SBB-Lokführer. Die Unterhaltsarbeiten finden in der Freizeit und ehrenamtlich im Auftrag der Stiftung SBB-Historic mit Sitz in Windisch statt. Die Stiftung betreibt an acht Standorten Depots zum Erhalt der Zeitzeugen Schweizerischer Bahngeschichte und führt regelmässig Rundfahrten mit dem historischen Rollmaterial an. So auch das Depot Rapperswil. Eine nächste Fahrt ist im Oktober nach Linthal geplant.

Sven Gasser

Weitere Informationen finden Sie unter www.historic-ostschweiz.ch