Seit gut 38 Tagen segelt der Rapperswiler Oliver Heer an der Vendée Globe rund um die Welt. Dabei hält er konstant einen Mix aus Geschwindigkeit und Sicherheit.
«Wie ihr hinter mir sehen könnt, ist es sehr windig. Ich sollte eigentlich nur etwa 30 bis 32 Knoten haben, aber im Moment segle ich mit bis zu 45 Knoten Wind. Wegen des starken Windes waren die letzten Tage sehr anstrengend, und so bleibt es auch in den nächsten Tagen.» Die Anstrengungen waren bei den Interviews, die Heer den Organisatoren jeweils per Satellitenfunk gibt, deutlich zu spüren.
«Ich versuche immer, das zu machen, was ich nachhaltiges Segeln nenne. Ich achte darauf, dass ich meine Ressourcen nicht ständig erschöpfe. Aber die momentanen Bedingungen zehren definitiv an meinen Ressourcen. Aber dann sage ich mir, noch ein paar Tage, dann wird es für einen Moment ruhiger. Dann sollte ich den Indischen Ozean hinter mir lassen und in den Pazifik einfahren, vorbei am Kap Leeuwin.» Das Kap liegt an der südwestlichen Küste von Australien. Anschliessend folgt die grösste Wasserfläche auf Erden, die Überquerung des Pazifiks. Kein Land weit und breit. In dessen Mitte liegt der «Point Nemo». Das ist der Punkt, welcher am weitesten von jeglicher Landmasse entfernt ist.
Erstaunlich an der diesjährigen Vendeé Globe ist die hohe Zahl an Booten, die noch im Rennen sind. Trotz des rasanten Tempos kam es nur zu vier Ausfällen, welche die Rekordflotte von 40 Startern verlassen mussten. Dies sind Maxime Sorel (VandB - Monbana - Mayenne), Louis Burton (Bureau Vallée), Szabolcs Weöres (New Europe) sowie aktuell auch Pip Hare (Medallia), sie musste vor 2 Tagen wegen Mastbruchs aufgeben, was die Fortschritte in Bezug auf die Zuverlässigkeit der Boote und die Wirksamkeit des verstärkten Qualifikationsprogramms unterstreicht.
Heers Rang ist umso bemerkenswerter, da er ohne Foils unterwegs ist. Das Foil ist ein gewölbter Tragflügel unter der Wasseroberfläche, um den das Wasser bei Vorausfahrt herumströmt. Aufgrund einer Wölbung des Tragflügels nach oben strömt das Wasser über dem Flügel schneller als darunter. Dadurch entsteht ein Sog nach oben. Heer liegt als «Nicht-Foiler» momentan auf Rang 10 in der Wertung ohne Foils. (hul)