Vom Eis zum Linthmais

Linthebene: Rückgang der Rietflächen (blau) im Verlauf von mehr als 100 Jahren (Stand 1970). (Bilder aus: Anthos spezial, 1988)

Nach dem Rückzug der Gletscher in die Alpen dürfte die Linth entstanden sein und spies den zusammenhängenden Boden-Walen-Zürichsee. Das Marchmuseum zeigt in einer Sonderausstellung diesen Wandel der Linth-Landschaft von der Eiszeit bis heute.

Die letzte und jüngste grossräumige Vergletscherung erfolgte in der Würm-Eiszeit (120’000 bis 10’000 v. Chr.). Damals bestand der Rhein-Linth-Gletscher. Das Eis trug Steine mit sich, und als es schmolz, blieben Findlinge liegen. Als Folge des Rückzugs der Gletscher entstand vor 14’000 Jahren der u-förmige Boden-Walen-Zürichsee. Aus diesem Talsee bildete sich infolge von Geschiebeablagerungen der Zürichsee, der Walensee und der Bodensee.

Hochwasser im 18. Jahrhundert

Der heutige Walenseespiegel wurde 3000 v. Chr. erreicht. An den Rändern der Linthebene entstanden auf Schuttkegeln Dörfer und Kirchen. Die Abriegelung des Walensees vom Zürichsee geschah vor 11’500 Jahren. Der Tuggnersee bildete sich mit der Abriegelung vom Oberen Zürichsee vor etwa 1000 Jahren und verlandete um 1550 erstaunlich rasch. Die Landschaft wurde im 17. Jahrhundert von den damaligen Zeitgenossen «als eine der schönsten der Schweiz» empfunden. Die Hochwasser im 18. Jahrhundert änderten schlagartig die Lage. Abhilfe brachte die auch als Arbeitsbeschaffungsmassnahme gedachte Linthkorrektion (1807-1822).

1936 wurde die von Nationalrat Erhard Ruoss (1901-1959, Buttikon) angeregte Linthebene-Melioration durchgeführt. Im Zuge der sogenannten Anbauschlacht verwandelte sich die versumpfte Linthgegend in eine blühende Landschaft. Der Selbstversorgungsgrad der Schweiz konnte von 1940 bis 1945 von 52 auf 59 Prozent gesteigert werden. Während der Saat- und Erntezeit waren 400 bis 500 Hilfskräfte im Einsatz.

Nachkriegszeit

Im Kielwasser der Kriegswirtschaft setzten die Bauernvertreter, eine staatlich abgesicherte Landwirtschaftspolitik durch. Der Viehbestand im Linthgebiet wuchs markant, und die Gras-/Milchwirtschaft breitete sich aus. Entsprechend ging der Ackerbau zurück. Erst seit 1999 wird wieder Speisemais (Linthmais) angepflanzt.

Starkstromleitungen, Eisenbahnlinien, Überbauungen, Strassen akzentuieren heute das Landschaftsbild. Die Erschliessung der Linthebene mit den Massnahmen Korrektion, Melioration, Anbau, Besiedelung findet ihre Fortsetzung mit der Autobahn A3 (1973 eröffnet).

Das «Entwicklungskonzept Linthebene 2003» wurde als Richtplangeschäft erarbeitet und als behördenverbindlich erklärt. Drei Kernaussagen: Linthebene als Modellregion (eigenständiges Profil), Region nimmt ökologische und landwirtschaftliche Verantwortung wahr und auf die Besiedelung in die Ebene hinaus wird verzichtet.

Das «Projekt Hochwasserschutz Linth 2000» war ein Vorhaben verpasster Chancen. Auf den Einbezug alter Linthläufe wurde verzichtet. Lediglich der Hänggelgiessen Schänis fand Berücksichtigung. Trotzdem zerrte ein Teil der Bauernschaft das Wasserbauvorhaben bis vor Bundesgericht – und blitzte ab.

In der Nachkriegszeit trat das Phänomen Bodenverdichtung infolge Mechanisierung und Mineralisierung (Abbauprozess) zutage. Die Senkungen des meliorierten Bodens erkennt man an den ehemals ebenerdigen Sammelschächten sehr gut. Nun stellt sich die Frage: Ist nach der ersten eine zweite Melioration angesagt?

Ausstellung

Zur Eröffnung der Ausstellung im Marchmuseum spricht Dr. Adrian Oberlin, Präsident Marchring (kulturhistorische Gesellschaft der March). Für die Konzeption und die Gestaltung zeichnet Dr. Stefan Paradowski, Agentur für Kunst- und Regionalgeschichte, verantwortlich. Die Einrichtung obliegt Markus Schmucki. Es gibt Kurzfilme zum Thema, und eine Begleitschrift.

Marchmuseum, Kraftwerkzentrale Rempen, Wägitalstrasse 2, Vorderthal, Vernissage am Sonntag, 14. August, 13.30 Uhr. Geöffnet jeden zweiten Sonntag im Monat von 13.30 bis 16 Uhr. Führungen auf Anfrage: 055 440 62 53. (eing.)

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