Rüti – reich an Geschichte

Blick über Rüti - im Hintergrund die March. (Foto: M. Wassner)

Ein Spaziergang, ein Gespräch mit der Gemeindepräsidentin, ein Abstecher ins Kultur- und Vereinsleben zeigen klar: Rüti ist reich an Geschichte, Gegenwart und Zukunft und hat sehr viel zu bieten und zu entdecken.

Rüti, das muss man sagen, ist schon etwas Besonderes. Die Gemeinde im Zürcher Oberland besucht man am besten bei Sonnenschein. Andernfalls könnten die vielen kleinen Plätze, Winkel und Ecken übersehen werden, die an so vielen Orten den Charme der Gemeinde im Kleinen ausmachen. Rüti mit aktuell rund 12 800 Einwohnern liegt auf knapp 500 Metern Höhe, wobei es häufig rauf und runter geht.

Manch einer sagt, Rüti liege auf sieben Hügeln. Wie Rom. Also fast. Bei einer Fläche von insgesamt etwas mehr als 1000 Hektar entfällt mit etwas über einem Drittel der grösste Teil auf Wald. Das sieht man auch ganz gut von oben, viel Grün, vor allem im Westen und Osten. Siedlungsgebiet und Verkehr machen insgesamt rund 30 Prozent der Fläche aus. Ein weiteres Drittel wird landwirtschaftlich genutzt. Die Rede ist von knapp 20 Betrieben, die die Nutzfläche bearbeiten. Zur Gemeinde gehören die Weiler beziehungsweise Ortsteile Weid, Moos, Weier und Fägswil. Dann sind da noch zwei Flüsse, die in Rüti zusammenkommen: die Jona und die Schwarz. Sie treffen sich an der Grenze zu Tann.

Bis zu den 12 800 Einwohnern von heute war es ein weiter Weg. So besiedelten 1634 nur 139 Menschen die Gemeinde, knapp nach Gründung der modernen Schweiz 1848 waren es rund 1300. Ab dem Beginn des 20. Jahrhunderts stieg die Bevölkerungszahl stetig, um die Jahrtausendwende knackte Rüti die 10 000er-Grenze.

Geprägte Geschichte
Die Geschichte Rütis ist – wie könnte es anders sein in der Region – eng mit Religion sowie Industrie und Wirtschaft, hier vor allem Textil- und Textilmaschinen-Industrie, verbunden. Wie so viele Gemeinden entstand auch Rüti auf dem Pilgerweg aus dem süddeutschen Raum nach Einsiedeln.

Es war die Industrialisierung im 19. Jahrhundert, die Rüti zum Aufschwung verhalf. 1816 – also ein Jahr nach dem Wiener Kongress, an dem die Grossmächte per Resolution die Schweiz als unabhängigen Staat anerkannten – wurde die erste Baumwollspinnerei Honegger im Wydacher gegründet, 1847 die Webereimaschinen-Fabrik Caspar Honegger in der Joweid, später Maschinenfabrik Rüti AG. Weitere grosse Firmen siedelten sich in Rüti an und so entwickelte sich der Ort zu einem wichtigen Wirtschafts- und Industriestandort im Zürcher Oberland. Hilfreich dafür auch: Im 1833 bekam Rüti eine Station an der Bahnlinie Zürich-Uster-Rapperswil, im Laufe der Zeit wurde der ÖV immer stärker ausgebaut. Zum guten Verkehrsanschluss der Gemeinde tragen auch die zwei Autobahn-Anschlüsse bei.

Wer durch Rüti spaziert, sieht übrigens heute noch zahlreiche Andenken an die wirtschaftliche Vergangenheit Rütis. Sehr prägnant etwa die Fabrikanten- Villa Weber am Löwenplatz, erbaut Ende des 19. Jahrunderts durch Werner Weber-Honegger. Heute ist sie die älteste noch erhaltene Fabrikantenvilla im Dorf und auch Schutzobjekt von regionaler Bedeutung. Und dann natürlich das Joweid-Areal. Und damit ein Sprung in die Gegenwart.

Anfang 2022 wurde Rüti zur Einheitsgemeinde, seit Juli hat dies auch Auswirkungen auf die Behörden. Denn: Der Schulpräsident ist in der Einheitsgemeinde automatisch auch Gemeinderatsmitglied. Zu den weiteren Projekten, die in Rüti längerfristig anstehen, gehört unter anderem auch die Idee beziehungsweise der Wunsch eines Dorfplatzes. Geeignet dafür wäre etwa der Parkplatz beim Klosterhof, der von Amtshaus und Kirche eingefasst wird.

Und bevor es vergessen geht, noch ein paar Worte zum Rütner Wappen, ein rotes R auf gelbem oder goldenem Hintergrund. Es ist seit 1803 offizielles Wappen der Gemeinde. Auch dieses ist religiösen Ursprungs.

Immer viel los
Kultur und Vereinsleben werden in Rüti gross geschrieben. Rüti verfügt mit seinen über 130 Vereinen über ein sehr breitgefächertes Angebot, um die Freizeit aktiv und sinnvoll zu gestalten. Von Gesangsvereinen, wie etwa dem Frauenchor Rüti-Tann, dem Gospelverein oder dem Sängerbund Rüti über Kulturvereine, wie zum Beispiel Latino-Verein, dem Verein zur Förderung von Kunst oder dem Benfica Club Rüti, bis hin zu Musikvereinen, etwa der berühmten Alphorngruppe Echo vom Frohberg, den Schwyzerörgeli Fründe Rüti oder dem Akkordeon-Orchester Rüti und Schützenvereinen, unter anderem dem Arbeiterschiessverein Rüti, der Schützengesellschaft Betzholz oder dem Verein der Sport- und Freizeitschützen.

Eine Kulturstätte, weit über die Rütner Gemeindegrenzen hinweg bekannt, ist der Sternenkeller. Ein kultureller Hotspot, was auch an der Art der Programmgestaltung liegt. Man setzt seit jeher auf ein möglichst vielfältiges Programm, eine Mischung aus Theaterabenden, Konzerten, Vorstellungen für Kinder, Kabarett, Spoken Word – Kleinkunst im weitesten Sinne des Wortes. Da ist für jeden Kulturbegeisterten etwas dabei.

Und zu guter Letzt ist Rüti auch eine sehr aktive Gemeinde. Sport und Bewegung spielen eine grosse Rolle. So findet sich der im Mai eröffnete Pumptrack (Nähe Turnhalle Schwarz), ein Vitaparcours mit drei Kilometern Länge im Rütiwald und natürlich der bekannte Bikepark Rüti auf Rütner Boden.

Michel Wassner

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