Raketenstart für Feuerwerks-Initiative

Corinne Meister, die Initiantin der Feuerwerksinitiative, mit Hund Bobby und Katze Luna an ihrem Wohnort in Bollingen. (Foto: Holger Franke)

«Die Knallerei hat schon am 22. Juli begonnen», sagt Corinne Meister eine Woche vor dem 1. August. In ihrem Paradies hoch über Bollingen (?) am Obersee hält sie vier Katzen und den rumänischen Strassenmischling Bobby. Die Tierliebhaberin ist die starke Frau hinter der Feuerwerks-Initiative.

Laut der Homepage der Eidgenössischen Volksinitiative für eine Einschränkung von Feuerwerk haben die Initianten um Corinne Meister (48) bereits 90174 Unterschriften im Trockenen. Die noch nicht ausgezählten Couverts stapeln sich. Keine Frage, die für die Volksinitiative benötigten 100 000 Unterschriften sind bald beisammen. «Wir wollen 120 000», sagt Meister mit Blick auf den Obersee. Die Erfahrung zeigt, dass die eine oder andere Unterschrift nicht gültig ist.

Die Tierfreundin legt Wert auf die Aussage, dass Initiative kein allgemeines Feuerwerkverbot ist. «Es ist eine Einschränkung. Vulkane, die in der Schweiz produziert werden, dürfen weiter angezündet werden. Und die grossen Raketenbatterien werden ja alle aus China importiert.» Und, ebenfalls wichtig: Das Zürifäscht wäre von der Annahme der Initiative nicht betroffen: «Die grossen Feuerwerke können bleiben.»

Luna, eine der vier Katzen, sitzt auf Meisters Schoss. Amy, das Kätzchen mit dem schwarzen Fleck im weissen Gesicht, hat sich im Haus versteckt. Schon vorsorglich? Amy leidet offenbar besonders unter der Knallerei von Feuerwerkskörpern. Corinne Meister: «Amy ist immer total panisch, wenn es ‹chlöpft›. Sie ist gestresst und weiss nicht mehr wohin mit sich.»

Meister arbeitet seit August 2020 zwischen 20 und 30 Prozent für «Eine Schweiz ohne Feuerwerksknallerei». Unentgeltlich. Meister sagt: «Das ganze Geld brauchen wir für die Beglaubigung der Unterschriftenkarten.»

Nicht nur Tiere reagieren panisch auf die Böller, auch viele Menschen leiden. Vor allem Asthmatiker. Meister: «Kürzlich hat mich eine Frau aus Schaffhausen angerufen, die vor und nach dem 1. August ihr Haus nicht verlassen kann.» Gar unter einer Knallphobie leidet laut der Homepage der Initianten der Abenteurer und Outdoor-Spezialist Hans-Jörg Oppliger: «Wenn es zu knallen beginnt, bin ich nicht mehr ansprechbar.» Knallt es mehrmals, beginne sein Körper zu zittern. Oppliger: «Ich kenne seit meiner Kindheit nichts anderes.»

Kein Witz: In den nächsten Tagen hoffen die Initianten auf regnerisches Wetter – damit die Knallerei rund um den 1. August auch stattfinden kann. Meister: «Ich bin froh, wenn es regnet und die Feuerwerke dieses Jahr nicht verboten werden. Das macht uns die 100 000 voll.»

Den Initianten ist aber nicht nur der Nationalfeiertag und das Silvester (und die Tage rundherum) ein Dorn im Auge. Meister erwähnt ein Hotel im Kanton Luzern. «Dort knallt es wegen Hochzeiten und Familienfesten jede Woche.»

Meister & Co. bekommen viel Unterstützung, nicht nur von Tierschutzvereinen wie Birdlife Schweiz, Greenpeace Schweiz, Berner Sennenhunde in Not Schweiz, Fondation Franz Weber, Susy Utzinger Stiftung für Tierschutz, Katzenfreunde Schweiz. Auch der Zoo Zürich und Christine Stückelberger, Dressur-Olympiasiegerin von 1976, nnterstützen die Eidgenössische Volksinitiative für eine Einschränkung von Feuerwerk.

Bis ein Verbot in Kraft für Raketen und Böllen eintreten würde, können noch Jahre vergehen. Kommt die Feuerwerks-Initiative in den nächsten Wochen zu Stande, woran keiner zweifelt, geht das Geschäft in den Bundesrat und das Parlament. Möglich, dass in Bundesbern dann ein Gegenvorschlag ausgearbeitet wird.

Schlussfrage: Hatte Klein Corinne hoch über dem Obersee als Kind keine Freude am Nationalfeiertag? «Wir zündeten Vulkane und Sonnen an. Auch an den Bengalischen Zundhölzern hatten wir unsere Freude. Aber all das bleibt ja erlaubt.» Max Kern

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