Höchste Anzahl Ertrinkungsopfer seit knapp 20 Jahren

63 Personen verloren beim Baden im Jahr 2022 ihr Leben. (Symbolfoto: Pexels)

Die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft registrierte im vergangenen Jahr so viele tödliche Ertrinkungsopfer wie seit knapp 20 Jahren nicht mehr. Im Jahr 2022 verloren insgesamt 63 Personen in Schweizer Gewässern ihr Leben.

Seit 2003, dem Hitzesommer, sind in Schweizer Gewässern nicht mehr so viele Menschen tödlich ertrunken wie im Jahr 2022. Wie die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG) mitteilte, verloren insgesamt 63 Personen bei Aktivitäten am, im oder auf dem Wasser ihr Leben. Suizide werden dabei nicht in die Ertrinkungsstatistik der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft SLRG eingeschlossen. Nachdem das Jahr 2021 mit 36 Todesopfern unter dem langjährigen Mittelwert lag, verzeichnete die SLRG vergangenes Jahr somit knapp 40 Prozent mehr tödliche Ertrinkungsfälle als im Zehnjahresschnitt mit 46 Todesopfern. «Diese hohe Zahl ist leider nicht ganz überraschend. Aufgrund des ausgiebigen und sehr warmen Sommers im vergangenen Jahr, haben sich sehr viele Menschen am, im und auf dem Wasser aufgehalten», schreibt die SLRG. Die Statistik zeige eine Korrelation von tödlichen Ertrinkungsunfällen mit steigenden Temperaturen und anhaltenden Sonnenstunden über die Sommersaison.

Männer mit erhöhtem Risiko
Die meisten Todesopfer wurden demnach mit 60 Fällen in offenen Gewässern verzeichnet, was 95 Prozent aller tödlichen Ertrinkungsopfer entspricht. Davon wurden 34 Personen oder 54 Prozent im See und 23 Personen oder 37 Prozent im Fluss registriert. Hinzu kommen drei Tauchunfälle, welche separat geführt werden, sich jedoch allesamt ebenfalls in einem See ereigneten. In öffentlichen Schwimmbädern sind im vergangenen Jahr drei Menschen verstorben. Jeweils ein vier- und fünfjähriges Mädchen sowie ein 46-jähriger Mann, letzterer aufgrund eines medizinischen Problems. 

Allgemein weisen Männer ein erhöhtes Risiko auf, tödlich zu ertrinken. Im Geschlechtervergleich zeigt sich laut SLRG ein klares Bild. Eine erste Häufung auf der Altersachse von tödlichen Ertrinkungsunfällen zeigt sich wie im langjährigen Vergleich im Alter zwischen 16 und 30 Jahren. Auch hier dominieren die Männer das Ertrinkungsgeschehen. Den insgesamt drei weiblichen Personen stehen neun männliche Personen in dieser Altersspanne gegenüber, die in Schweizer Gewässern ertranken. Im Vergleich zur ersten Häufung zeigt die Statistik neu ein gleichhohes Ertrinkungsrisiko in den Altersgruppen 61 bis 75 Jahre sowie 75 bis 90 Jahre. Daraus lasse sich eine neue Risikogruppe der über 65-Jährigen ableiten. Insgesamt 4 weibliche und 22 männliche Personen aus diesen zwei Alterssegmenten ertranken letztes Jahr.

Falsche Eeinschätzungen
Wie die SLRG weiter schreibt, ertranken über alle Altersgruppen hinweg 51 Männer und 12 Frauen, was einem Verhältnis von ungefähr 4:1 entspricht. Während in jüngeren Jahren das geschlechterunterschiedliche Risikoverhalten und ein Überschätzen der eigenen Fähigkeiten plausible Gründe für die erhöhten Werte auf männlicher Seite darstellen, seien die Ursachen bei der älteren Generation aufgrund der fehlenden Datenlage noch nicht geklärt. Allenfalls spielen in dieser Alterskategorie vermehrt auch medizinische Probleme und ein gleichzeitiges Überschätzen der körperlichen Leistungsfähigkeit eine Rolle. «Aufgrund der vorliegenden Informationen über die in die einzelnen Ertrinkungsunfälle involvierten Personen kann die Herkunft der Todesopfer nicht repräsentativ aufgeschlüsselt werden», heisst es in einer Mitteilung. 

Prävention als Schwerpunkt
Die SLRG versucht seit Jahren mittels verschiedener Massnahmen, die Zahl der Ertrinkungstoten zu senken. Jedes Jahr werden in Zusammenarbeit mit dem Partner Visana über hundert neue Bade- und Flussregeltafeln der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft in Schwimmbädern, an Flüssen und Seen sowie an gut frequentierten Bade- und Einstiegstellen aufgestellt. Damit sollen die Menschen daran erinnert werden, dass die Gefahren im Wasser nicht unterschätzt werden sollen. Denn anhand der vorliegenden Informationen wird vermutet, dass viele der tödlichen Unfälle vermieden werden könnten, würden sich die Menschen an die jeweils sechs Bade- und Flussregeln der SLRG halten. Ergänzend zu den Regeln gilt es: Sich nur ins Wasser zu begeben, wenn man sich hundertprozentig wohl und fit fühlt. Gleichzeitig kann es nicht schaden, den gesunden Menschenverstand immer wieder zu Rate zu ziehen und entsprechend zu handeln. Wenn auch nicht alle, könnten mit einer jeweils fundierten Beurteilung der Situation vor dem ins Wasser steigen einige Unfälle vermieden werden. Die Bade- und Flussregeln sind auf der Webseite der SLRG (www.slrg.ch) in 14 Sprachen zu finden.

(pd/hf)

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