Die Planung und die Rechtsverfahren waren intensiv und dauerten lange – doch nach Vollendung waren und sind alle mehr oder weniger zufrieden. Wieso dem so ist, hier als eine kleine Rückschau auf 20 Jahre.
Am grossen Strassenfest vom 19. bis 21. September 2003, also kurz vor der offiziellen Eröffnung der Umfahrung A53, wie sie zuerst bezeichnet wurde, nutzten über 50 000 Besucher die Gelegenheit, das Bauwerk zu besichtigen. Nach einer Bauzeit von knapp sieben Jahren konnte das neun Kilometer lange Strassenstück mit den drei Tunneln termingerecht dem Verkehr übergeben werden. Die Gesamtkosten betrugen über 250 Millionen Franken und lagen im Budget.
31% weniger Durchgangsverkehr
Wie dem «Eschenbach aktuell» zu entnehmen ist, hatte sich der Durchgangsverkehr im Zentrum Eschenbach nach der Eröffnung der Umfahrung um 31 Prozent reduziert. Dies von 11 340 Fahrzeugen vor der Eröffnung gegenüber 7841 Fahrzeugen pro Tag nachher. Laut der letzten Messung von 2021 sind es 8952 Fahrzeuge pro Tag. Geschuldet sei dies einerseits einem schweizweit gesteigerten Verkehrsaufkommen seit 2004 (+19 % Privatverkehr, +36 % Güterverkehr) sowie dem Bevölkerungswachstum in der Gemeinde Eschenbach selbst (+25 %). Dies lasse darauf schliessen, dass ein guter Teil des Mehrverkehrs im Ortszentrum hausgemacht sei, so die Gemeinde. Zurzeit laufen in Eschenbach umfangreiche Bauarbeiten der flankierenden Massnahmen. Die Sternenkreuzung mitten im Ortskern Eschenbachs wird verkehrsberuhigt und aufgewertet. In erster Linie sollen diese Massnahmen den ÖV-Nutzern und dem Fuss- und Radverkehr dienen. Dank der Umfahrungsstrasse konnte auch das Seedorf Schmerikon vom Durchgangsverkehr entlastet werden, wenn auch weniger als möglich wäre. Schmerikons Gemeindepräsident Félix Brunschwiler auf die Frage bezüglich Entlastung in Schmerikon: «Die Inbetriebnahme hat dem Dorf Schmerikon 2004 eine erhebliche Entlastung gebracht. Von ehemals 18 000 durchschnittlichem Tagesverkehr fahren seither 11 500 Fahrzeuge durch den Ort am Obersee. Erstaunen vermag in diesem Zusammenhang, dass dieser Wert über alle Jahre konstant geblieben ist, derweil die Frequenzen auf der A15 stetig am Wachsen sind. Man hätte sich gewünscht, die Umfahrung wäre von Anfang an vierspurig erstellt worden. Nun sind wir auf den Goodwill des Bundes angewiesen, mit der Schliessung der Lücke der Oberlandautobahn zwischen Uster und dem Kreisel Betzholz auch den entsprechenden Ausbau zwischen Rapperswil und Neuhaus zu vollziehen.»
Wieso nicht vierspurig?
Die damalige T8/A8 wurde vom Kanton als zweispurige Hochleistungsstrasse geplant. Wie Urs Bernhardsgrütter (Grüne), damals an vorderster Front, berichtet, hatten Grüne, der Verkehrsclub der Schweiz und der WWF damals das Referendum ergriffen, damit die Umfahrungsstrasse überhaupt vors Volk kommt. Die Gegner prognostizierten, dass wohl bald eine Autobahn durchs Linthgebiet führen könnte, glaubten jedoch nicht, dass eine vierspurige Lösung vor dem Volk bestanden hätte. Zudem hätten damals die bürgerlichen Gemeindepräsidenten versichert, dass aus der T8/A8 niemals eine Autobahn werden soll.
Seit 2020 Nationalstrasse
2020 wurde die Umfahrungsstrasse als A15 ins Nationalstrassennetz übernommen und dadurch auch Vignettenpflichtig. Somit ist heute das Bundesamt für Strassen (ASTRA) für Unterhalt und einen eventuellen Ausbau zuständig. Aktuell ist die A15 noch in keinem Strassenbauprogramm des Bundes (bis 2040) zu finden. Im Gegensatz dazu jedoch die Schliessung der Lücke in der Oberland Autobahn zwischen Uster und Betzholz in Hinwil. Durch das in den letzten 20 Jahren gestiegene Gesamtverkehrsvolumen in der Schweiz stösst die Umfahrung regelmässig an ihre Grenzen. Dies in erster Linie durch die Spurreduktionen bei Neuhaus und im Hüllistein. Der Balmenraintunnel ist zudem der längste nicht richtungsgetrennte Strassentunnel im Kanton St.Gallen. Und genau in diesem staut sich zu Spitzenzeiten der Verkehr in beiden Richtungen, was aus Sicherheitsgründen alles andere als optimal ist, die Lüftung an ihre Grenzen kommt, was vor allem bei Feuchtigkeit problematisch ist.
«Umfahrung der Umfahrung»
Der Rapperswiler Markus Blatter erinnert sich noch gut an die Eröffnung der Umfahrungsstrasse. Blatter war zu dieser Zeit zehn Jahre bei der Kantonspolizei im Stützpunkt Schmerikon. Er konnte und kann auch heute nicht verstehen, weshalb das Strassenstück nicht von Anfang an vierspurig realisiert wurde. Am Stützpunkt Schmerikon sei der Hüllistein als «Tal des Todes» bezeichnet worden, dies in Folge der vielen schweren Verkehrsunfälle mit Toten und Verletzten. Die Verringerung von vier auf zwei Spuren mit darauf folgender Einfahrt ist ein Gefahrenort. Gerne hätte er bei seinen Einsätzen einmal Gegner der vier Spuren auf eine Unfallstelle mitgenommen, wie Blatter anmerkt.
Nach mehreren Frontalkollisionen auch im zweispurigen Bereich handelte der Kanton mit auf dem Mittelstreifen angebrachten sogenannten «Mittelleitbaken». Diese trennen alle paar Meter die Gegenfahrbahn – die Situation verbesserte sich – jedoch nicht für die Blaulichtorganisationen. Denn diese mussten gemäss Blatter infolge fehlender Überholmöglichkeit bei ihren dringlichen Einsätzen statt der Umfahrung neu dann wieder die Seestrasse oder die Uznabergstrasse als «Umfahrung der Umfahrung» benutzen.
Sven Gasser