Nicht nur dem Schwein ist’s vögeliwohl

Gruppenbild mit Dame: Die Wetzikerin Simone Maurer bietet auf ihrem Lebenshof 57 Tieren Kost und Logis. (Foto: Evelyn Harlacher)

Mit zwei ausgesetzten Kaninchen, die Simone Maurer vor dem Tod rettete, fing alles an. Mittlerweile bietet die Wetzikerin auf ihrem Lebenshof Sinulay 57 Tieren acht verschiedener Arten bis zum Lebensende ein Wohlfühlparadies. Und schon bald sucht sie für 650 Legehennen Abnehmer.

Lebenshof Sinulay in Wetzikon. Es wäre ein Ort, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen könnten. Sechs Kaninchen leben dort am Ende eines kleinen Strässchens, der Besuch von Füchsen ist aber nicht erwünscht. 57 Tiere versorgt Ex-Miss-Zürich-Kandidatin Simone Maurer (32) auf ihrem Gnadenhof. In der Stube tummeln sich vier Hunde. Draussen trifft man eine Katze, 35 Hühner, zwei Minischweine, zwei Landschildkröten, vier Schafe, drei Pferde und die bereits erwähnten «Chüngel». Eine Kuh, die ebenfalls dem im Frühling 2023 gegründeten Verein gehört, geniesst ihren Lebensabend auf einem anderen Gnadenhof.

Als Kind Haustier gewünscht
Die Tierliebe ist Simone, die ihre ersten Lebensjahre in Rüti verbrachte, nicht in die Wiege gelegt worden. «Da ich kein eigenes Haustier bekam, habe ich die Tiere der ganzen Nachbarschaft ausgeführt. Im Alter von sieben Jahren haben wir endlich zwei Kaninchen bekommen.» Seit Kindsbeinen an ist die Tierfreundin Vegetarierin. «Sobald ich reden konnte, fragte ich meine Mutter, von welchem Tier das Fleisch stamme, das auf unserem Teller lag. Dann habe ich mir das arme Tier vorgestellt und konnte das Fleisch nicht mehr essen.» Auch heute noch verzichtet sie auf tierische Produkte. Die Eier ihrer 35 Hühner verkauft sie. «Oder ich gebe sie den Hühnern zurück.» Damit erhalten die Tiere einen Teil des Calciums zurück, das sie beim Eierlegen verbrauchen. Hühner leiden wegen Calciummangels oft unter Knochenbrüchen. Die drei Pferde vor dem Stall sind beim Besuch der «Obersee Nachrichten» ein wenig aufgebracht. Sie haben Besuch vom Hufpfleger. Almos, der schwarze Wallach, ist erst seit gut zwei Wochen auf dem Gnadenhof. Die Besitzer wollten ihn einschläfern lassen. Er sei so schwierig im Umgang gewesen. «Bei uns ist er gar nicht schwierig. Und er ist erst 18 Jahre alt, viel zu jung, um eingeschläfert zu werden.» Blanka hat schon 27 Jahre auf ihrem Pferderücken. «Auch sie sollte gemetzget werden, seit sie nicht mehr geritten wird.»

Draussen auf einer gepachteten Wiese grasen die vier Schafe Maya, Lena, Gittli und Alea. Sie  kamen im Herbst von einem Bauern. Gittli konnte nach einem Gebärmuttervorfall nicht mehr gedeckt werden, Maya und Lena wären als Lammfleisch auf dem Teller gelandet. «Letztendlich konnte der Bauer überredet werden und er gab sein letztes Schaf Alea, die Mutter von Maya und Lena, ebenfalls in unsere Obhut.» Auch sie wäre ohne Simone Maurer früher oder später auf der Schlachtbank gelandet.

650 Hennen suchen Abnehmer
Ihre erste Hündin fand Simone, die sich nach dem KV-Abschluss noch zur Tierheilpraktikerin ausbilden liess, in Rumänien. Nura verstarb in Wetzikon 2018. «Wir hatten eine sehr enge Bindung.» Ist der Lebenshof selbsttragend? «Nein», sagt Simone, «das ist ein teures Hobby.» Sie arbeitet nebenbei noch als Graveurin für Briefkasten- und Sonnerieschilder. «Und als Hundesitterin.» Drei ihrer vier Hunde hat sie bei einem Tierschutzeinsatz in Rumänien kennen und lieben gelernt. Auch ihre dreijährige Tochter Liva ist eine Hundenärrin. Im Sommer wartet auf Simone die nächste grosse Herausforderung: 650 Legehennen müssen Abnehmer finden. Für die Gnadenhof-Betreiberin und ihre Schulfreundin Kerstin Brand, die sich im Verein um die Buchhaltung kümmert, offenbar kein Problem. «Ich habe insgesamt schon 8000 Hühner vermittelt – früher über eine Stiftung, jetzt über den Lebenshof.»

Max Kern

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