Neues Angebot: Flicken statt wegwerfen

Rüdiger Geist vor dem Tor des Repair-Cafés – direkt neben dem Werk-Zeug-Haus. (Foto: Sven Gasser)

Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Was nicht mehr funktioniert, kommt in den Abfall und wird neu angeschafft. Ist das nachhaltig? Kaum, aber bequem und leider günstig. Repair-Cafés treten dem entgegen – bald auch in Rapperswil-Jona auf dem Zeughausareal.

Bügeleisen heizt nicht mehr? Der Staubsauger saugt nicht mehr? Ok, dann kaufen wir halt ein neues Gerät. Vielfach liegt die Ursache jedoch in einem kleinen Detail, das sich problemlos aus der Welt schaffen lässt – sofern man Leute hat, die sich darin auskennen und eine Reparatur vornehmen können. Nur: Wo findet man diese? Ein Repair-Café wäre eine Lösung und in diesen Genuss kommt ab Februar auch die Stadt Rapperswil-Jona.

Offene Türen eingerannt
Rüdiger Geist aus Wagen ist 63-jährig, voller Elan und hat den Vorteil eines Repair-Cafés schon selbst erlebt. In Bad Ragaz liess er sich im Januar 2023 etwas reparieren und fand das wundervoll. Die Aussage: «Macht doch selber so etwas auf», weckte beim Unternehmer, der in Entwicklungsprojekten tätig ist, den Ehrgeiz. Die Idee und Unterstützung der Repair-Cafés findet man bei der Stiftung für Konsumentenschutz. Mit dem Motto: «Neu kaufen war gestern, heute wird repariert!» Bei der Stadt Rapperswil-Jona rannte Rüdiger Geist mit seiner Idee offene Türen ein. Die Liegenschaftsverwaltung verwies ihn an den Verein Werk-Zeug-Haus mit dessen Werkstatt auf dem Zeughausareal. Das Repair-Café wird dort ab Februar in direkter Nachbarschaft Räumlichkeiten für seine Dienstleistungen finden. Was Rüdiger Geist am meisten imponierte, war die Bereitschaft mitzumachen und das in allen Altersgruppen und auf allen Ebenen. Ob pensionierter Lokführer, Ingenieur oder ein 22-Jähriger («Ich kann Handys reparieren») waren plötzlich an Bord. Wenn das keine generationenübergreifende Hilfe ist? Hilfe zur Selbsthilfe und Zusammenführen von Know-how. Auch seitens der Stadt – alles unkompliziert und fördernd. Das alles motivierte natürlich auch die Aufbauarbeit mit dem gesamten Engagement und den daran Beteiligten.

Alle zwei Monate
Starten wird das Repair-Café am 24. Februar 2024 und natürlich wird es auch Kaffee und Kuchen geben. Die Reparaturtage sind jeweils samstags von 9 bis 16 Uhr, in einem Intervall von zwei Monaten. Eine Anmeldung ist jeweils nicht nötig, man bringt das zu reparierende Teil einfach mit. Vor Ort wird dann nach einer Reparaturmöglichkeit gesucht und diese ausgeführt. Reparaturen sind an sich gratis, nötige Ersatzteile sind mitzubringen oder werden nach Rücksprache eingekauft und zu Erstehungskosten verrechnet. Eine Garantie für Reparaturdienste wird es keine geben. Alle, die mitarbeiten, tun dies ehrenamtlich und gemäss Rekrutierung mit vollem Elan. Zudem würden viele der freiwilligen Helfer über eigene Werkzeuge, wie zum Beispiel Lötgeräte verfügen. Rüdiger Geist freut sich deshalb jetzt schon auf den Start, kann er doch auf breite Unterstützung zählen. Für die Bereiche Textil, Haushaltsgeräte und sonstige «Hardware» sind eine tolle Truppe, gute Infrastruktur und mit der nutzbaren Werkstatt im Hintergrund optimale Voraussetzungen geschaffen. Neues Know-how ist jederzeit willkommen, egal welchen Alters. Da kann man sich einfach bei Rüdiger Geist melden.

Projekt soll sich entwickeln
Die Stiftung Konsumentenschutz unterstützt das Anliegen mit einem gemeinsamen Internetauftrtitt für alle Repair-Cafés. Auf dieser Seite sind alle Repair-Cafés der Schweiz aufgeführt – aktuell sind es etwas über 200.

Flyer und auch die Versicherungsdienstleistung sind kostenlos für die Betreiber und werden von der Stiftung Konsumentenschutz getragen. Auch eine eventuelle Vereinsgründung würde durch die Stiftung begleitet und unterstützt. Für Rüdiger Geist optimale Voraussetzungen. Man will jetzt in Rapperswil-Jona starten und dann im Sommer ein Resümee ziehen: Was ist gut, was kann man verbessern und wie rege wird das Angebot genutzt?

Mit den Repair-Cafés wird ein Zeichen gesetzt gegen den Ressourcenverschleiss, die geplante Obsoleszenz und die wachsenden Abfallberge – ab Februar nun auch in Rapperswil-Jona.

Sven Gasser

www.repair-cafe.ch

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