In Grüningen ist’s sackteuer

Patent Ochsner, Schweizer Einheitskübel bis in die 70er-Jahre. (Foto: zVg)

Bis in die 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts gab’s in der Schweiz für die Abfallentsorgung den patentierten Ochsner-Kübel. Die Kehrichtentsorgung war gratis. Das ist schon lange Geschichte. Jetzt verlangt jede Gemeinde unterschiedliche Abfallgebühren. Das geht vor allem in Grüningen ins Geld.

Das Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) der Baudirektion des Kantons Zürich hat Ende 2023 die unterschiedlichen Sackgebühren und Abfallgrundgebühren für alle Gemeinden ausgewiesen. Auffallend: Es gibt preislich sehr grosse Unterschiede. Die Goldküstengemeinde Herrliberg verlangt keinen einzigen Franken für die Abfallgrundgebühr. Dafür kostet dort ein einzelner Sack gleich drei Franken. Die «Obersee Nachrichten» haben die Tarife für die elf Hinwiler Gemeinden unter die Lupe genommen. Es gibt eklatante Unterschiede (siehe Box).

«Weshalb diese Preisdifferenz? Das soll noch einer verstehen.»

Wer in Dürnten seinen Abfall loswerden will, ist noch gut bedient. Die Gemeinde am Fusse des Bachtels verlangt für einen 35-Liter-Kehrichtsack nur 1.20 Franken. Dazu kommt eine jährliche Abfallgrundgebühr von 70 Franken. Das Bundesamt für Umwelt hat nach neuesten Schätzdaten errechnet, dass ein durchschnittlicher Schweizer Dreipersonenhaushalt jährlich 94 Abfallsäcke à 35 Liter füllt und auf die Strasse stellt – oder in einen Container wirft. Das macht in Dürnten im Jahr pro Haushalt Abfallkosten von 182.90 Franken. Deutlich tiefer ins Portemonnaie greifen müssen im Bezirk Hinwil die Einwohner von Grüningen: Die grün-weisse Abfallmarke kostet 1.70 Franken. Dazu muss eine jährliche Abfallgrundgebühr von stattlichen 160 Franken bezahlt werden. Für einen Dreipersonenhaushalt macht das in Grüningen 319 Franken und 80 Rappen. – oder 137 Franken mehr als in Dürnten. Und das, obwohl die beiden Gemeinden nur sechs Kilometer Luftlinie auseinanderliegen. «Das soll noch einer verstehen», sagt die Grüninger Hausfrau Erika S. vor Ort, «weshalb diese grosse Preisdifferenz?» Diese Frage leiteten die «Obersee Nachrichten» letzte Woche via E-Mail an die Gemeinde weiter. Eine Antwort ist ausgeblieben. Im Kanton Zürich war letztes Jahr die Gemeinde Maur am günstigsten in Sachen Kehrichtentsorung: Am Greifensee kostet der gelb-schwarze Sack 1.30 Franken – und die Grundgebühr nur 26 Franken und 50 Rappen. Der Mauremer Durchschnittsdreipersonenhausalt zahlt im Jahr 148.70 Franken – oder 171.10 Franken weniger als der in Grüningen.

Patent Ochsner-Kübel
Mit solchen Sorgen mussten sich im letzten Jahrhundert die Schweizer Bürger nicht herumschlagen. Ab den 1920er-Jahren stand in (fast) jedem Haushalt ein feuerverzinkter Blecheimer des 1902 entwickelten Entsorgungssystems. Die Bewohner kleideten die Abfallkübel mit Zeitungspapier aus, einmal die Woche wurde der Patent Ochsner-Kübel vors Haus gestellt und der Inhalt mitsamt Zeitungspapier entsorgt. Gratis, versteht sich. Anfang der 70er-Jahre hielten die Plastikmüllsäcke in der Schweiz Einzug. Dank der 1990 gegründeten Berner Mundartrockband «Patent Ochsner» hat der Name des mittlerweile kultigen Kübels überlebt.

Max Kern

Das kosten die Abfallsäcke
Sack ist nicht gleich Sack: Die Gemeinden verlangen unterschiedliche Sack- und Abfallgrundgebühren. Hier die Tarife in Franken.

pro Sack, Grundgebühr
Bäretswil 1.50 85.00
Bubikon 1.70 53.85
Dürnten 1.20 70.00
Fischenthal 1.40 67.50
Gossau 1.40 65.00
Grüningen 1.70 160.00
Hinwil 1.40 109.00
Rüti 1.70 60.00
Seegräben 1.50 90.00
Wald 1.70 65.00
Wetzikon 1.50 47.00

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