Hundekurse statt Leinenpflicht

Stolz präsentieren Ruth Thole und Emma den frisch renovierten Theorieraum ihrer Hundeschule. (Foto: Rafael Muñoz)

Der Regierungsrat des Kantons Schwyz lehnte einen Antrag zur Lockerung der Leinenpflicht ab. Die Obersee Nachrichten wollten wissen, wie eine Expertin darüber denkt.

Die anerkannte Hundetrainerin Ruth Thole hat mehr zu tun, als ihr lieb ist. In ihrer Hundeschule in Bäch bietet sie Beratung, Vorkurse vor dem Hundekauf sowie Verhaltenstraining für Menschen mit Hund an. Verhaltensarbeit kann vom Veterinäramt angeordnet werden, wenn ein Hund auffällig geworden ist, zum Beispiel nach einem Biss. Dies komme im Kanton Schwyz ihrer Meinung nach zu häufig vor. «Solange sich nichts ändert, braucht es diese strenge Leinenpflicht.» Sinnvoller wäre die Einführung von obligatorischen Hundekursen für alle Klassen, gerade auch für kleine Hunde.

Lockerung beantragt
Ende Januar entschied der Regierungsrat des Kantons Schwyz, eine Motion zur Lockerung der Leinenpflicht im Kanton abzulehnen. Den Vorstoss hatten der Kantonsrat Roland Müller sowie drei Mitunterzeichnende eingereicht. Sie argumentierten unter anderem damit, dass «die Erfahrungen in den angrenzenden Kantonen in den letzten Jahren keinerlei Anlass zur Besorgnis im Zusammenhang mit frei laufenden Hunden» gegeben hätten und deshalb «im freiheitlichen Kanton Schwyz die Eigenverantwortung wieder stärker gewichtet werden sollte als Verbote.»

«Hunde brauchen viele soziale Kontakte.»

Der Verweis auf die Nachbarkantone verschweigt jedoch, dass zum Beispiel in Zürich und Luzern Hundekurse obligatorisch sind. Grundsätzlich sei sie sehr wohl der Meinung, dass gesunder Menschenverstand und gegenseitige Rücksichtnahme wichtiger seien als Verbote, sagt Thole. Eine gute Vorbereitung der Hundehalter beginne jedoch bereits vor der Anschaffung eines Welpen. «Wenn sie Hundekurse besuchen, dann gibt es weniger Probleme.»

Nicht alle in einen Topf werfen
Es ist nicht der erste Vorstoss, die Leinenpflicht zu lockern. Bisher waren alle erfolglos. Die Motionäre argumentierten weiter, dass es «nicht angebracht» sei, «alle Hundehalter in den gleichen Topf zu werfen und sämtliche Hunde für das Verfehlen von Einzelnen zu bestrafen.» Natürlich gebe es immer wieder Hundehalter, die sich respektlos gegenüber Menschen verhalten, welche Angst vor Hunden haben. Oder solche, die ohne Rücksicht auf Landwirtschaft oder Wildhut durch Wälder und Wiesen streiften. «Für das Wohl des Hundes ist es wichtig, dass er genügend Auslauf hat», sagen sie. Doch das ist nicht die ganze Wahrheit. «Hundehalter machen eher zu viel mit den Hunden als zu wenig», gibt Ruth Thole zu bedenken. Hunde bräuchten ihre Ruhephasen, vor allem aber auch viele soziale Kontakte. Natürlich sei es wichtig, «einfach mal Hund sein und frei herumspringen zu dürfen.» Leider gebe es dafür keinen offiziellen Platz, obwohl dies in einem Kanton mit einer allgemeinen Leinenpflicht eigentlich Pflicht sei.

Gesetz dennoch anpassen
Die Motionäre forderten, die generelle Leinenpflicht aufzuheben, ausser im Strassenverkehr, in entsprechend signalisierten öffentlichen Anlagen, in Naturschutzgebieten sowie während einer definierten Brut- und Setzzeit im Wald und am Waldrand oder wenn Hündinnen läufig sind. Der Regierungsrat lehnte dies ab. Das Gesetz über das Halten von Hunden diene dazu, sicherzustellen, dass keine Personen oder Tiere gefährdet oder belästigt werden, schrieb er in seiner Antwort. Es gebe keine Veranlassung, dem Anliegen für eine Lockerung der Leinenpflicht nachzukommen. Gleichwohl müsse das Gesetz reformiert werden, dies betreffe vor allem die Kompetenzordnung zwischen dem Kantonstierarzt und den Gemeinden. Weiter würde das Verbot von bestimmten Hunderassen sowie die Wiedereinführung von obligatorischen Hundekursen geprüft werden. Dies würde Ruth Thole begrüssen. In gewisser Hinsicht sei die aktuelle Situation ja widersprüchlich. Einerseits die strenge Leinenpflicht, andererseits die Freiwilligkeit bei den Hundekursen. Viele Menschen unterschätzten – bei aller Liebe für ihren Vierbeiner – was es bedeute, einen Hund zu haben, wie wichtig eine gute Entwicklung des Tieres sei. Würden alle eine Hundeschule besuchen, gäbe es weniger Hunde, die auffällig werden. Die Leinenpflicht würde sich sozusagen von selbst erübrigen, und dies käme allen zugute. Auch wenn sie selbst dann wieder weniger Arbeit hätte.

Rafael Muñoz

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