Michel schiebt Bob-Vogt in Lettland zu EM-Silber

Wie schon in Innsbruck: Michael Vogt (re.) und sein Anschieber Sandro Michel haben gut lachen. (Archivfoto: freshfocus)

Montagabend, kurz nach halb sieben: Bob-Pilot Michael Vogt steht am Flughafen Kloten vor einem Gepäckband. Er wartet auf seinen wertvollen Koffer. Aus Lettland hat der Wangener zwei Silberne nach Hause gebracht.

Um 18.26 Uhr landet die Schweizer Bob-Delegation am vergangenen Montag nach ihrem Flug aus der lettischen Hauptstadt Riga in Zürich-Kloten. «Zum Glück dauerte der Flug nicht zu lange», sagt Bob-Pilot Michael Vogt (26) am Telefon zu den «Obersee Nachrichten». Denn zu langes Sitzen ist Gift für den lädierten Rücken des ehemaligen Schwyzer Steinstossers. «Dann macht beim Aussteigen nachher alles weh.»

Mit im Gepäck hat Vogt zwei silberne Auszeichnungen. Am Samstag holte er im Zweierrennen mit seinem Aargauer Anschieber Sandro Michel im Weltcup auf der 1986 (noch in der damaligen UdSSR) gebauten Bobahn in Sigulda den zweiten Platz. Am Tag darauf brillierten die beiden Schweizer wieder. Hinter den deutschen Ammour-Brüdern holten sich Vogt und Michel in der Europameisterschaft die Silbermedaille. Nur sechs Hundertstel fehlten zu Gold. Der zweite deutsche Bob mit Pilot Johannes Lochner lag aber auch nur eine Hundertstel hinter Vogt.

«Ich bin sehr froh, dass mich Sandro so schnell schieben mag.»

«Ich habe schon ein wenig erwartet, dass wir auf dem dem Podest landen – aber gleich zweimal Zweiter, das hat mich schon ein bisschen überrascht.» Dass die Zeitabstände so kurz ausgefallen sind, ist in Sigulda kein Zufall. Vogt: «Die Bahn ist sehr, sehr kurz. Die Fahrzeit beträgt unter 50 Sekunden, deshalb halten sich die Abstände in Grenzen.» Ein grosses Dankeschön von Vogt geht natürlich an seinen Hintermann: «Sandro ist in Top-Form. Das braucht’s, um international mit den Schnellsten mitzuhalten. Vor allem auch wegen meiner Probleme, die ich diese Saison habe, bin ich sehr froh, habe ich Sandro im Zweier hinten drauf und dass er mich so schnell schieben mag am Start.»

Vogts Freundin holt Bronze
Gleich nach dem Rennen sagte der ehemalige Leichtathlet Sandro Michel auf SRF: «Das war ein Riesen-Ding, wir haben Lochner und Friedrich geschlagen. Wir können sicher extrem zufrieden sein.» Der Deutsche Francesco Friedrich ist Doppel-Doppel-Olympiasieger, er gewann sowohl 2018 in Pyeongchang wie auch 2022 in Peking Gold im Zweier und im Vierer.

Bald geht’s an die WM
Die Frage muss erlaubt sein: Wo haben Vogt und Michel die sechs Hundertstelsekunden verloren? Vogt zu den «Obersee Nachrichten»: «Da kann man überall suchen. Aber an der EM war unsere Fahrt sicher gut. Doch Ammour hatte einen brutalen Start. Er war oben acht Hundertstel schneller als wir.» Wer weiss, was dringelegen wäre, wenn der 1,85 m grosse und 105 Kilogramm schwere Vogt in den ersten fünf Sekunden des Rennens noch ein wenig mehr Schub geben könnte. Macht der Rücken aktuell noch Probleme? Vogt: «Momentan geht’s mir sehr gut. Ich spüre es zwar noch, aber es schränkt mich nicht mehr so ein.» Grund zum Jubeln hatte in Lettland auch Vogts Freundin Melanie Hasler: Die Aargauerin gewann mit ihrer Bündner Anschieberin Mara Morell im Zweierbob Bronze. An der letztjährigen EM in Altenberg im deutschen Bundesland Sachsen ist Hasler mit ihrer damaligen Bremserin Nadja Pasternack Zweite geworden.

Wie geht’s mit Vogt und Michel jetzt weiter? «Jetzt fahren wir gleich nach St. Moritz zu Materialtests. Danach geht’s weiter nach Altenburg.» Und am 24. und 25. Februar steigt im deutschen Winterberg die Weltmeisterschaft im Zweier, eine Woche später die Konkurrenz im Vierer.

Max Kern

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